Der Essay „Die Schuldfrage“, erstmals 1946 erschienen, beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Verbrechen, die das Deutsche Reich unter der Führung Adolf Hitlers während des Zweiten Weltkriegs begangen hat. Die Auseinandersetzung mit dem Text „die Schuldfrage“ von Karl Jaspers ist heutzutage deshalb interessant, weil man mit dem Abstand von fast sieben Jahrzehnten sowohl die Rolle der Deutschen als auch die Beschäftigung des Philosophen mit der Schuldfrage abgeklärter, vielleicht auch objektiver, in jedem Fall aber ohne Gefahr gesellschaftlicher Stigmatisierung betrachten und beurteilen kann.
Jaspers bezeichnete die Überlegungen knapp eineinhalb Jahrzehnte später als Text, der der Selbstbesinnung dienen sollte, um sich mit dem Begriff Schuld näher auseinanderzusetzen. Aber auch als Kritik an den Alliierten Siegern, die ebenfalls eine Mitschuld getroffen hätte.
Letztlich erscheinen Jaspers Äusserungen in heutiger Zeit unerträglich und in keiner Weise durchdacht, unabhängig und konstruktiv, sondern wirkten wie eine Entschuldigungstirade eines Deutschen, der scheinbar glaubt, dem eigenen Volk durch die Konstruktion hohler Entschuldigungsbegriffe gleichzeitig Entschuldigungsgründe gegenüber der Welt an die Hand geben zu können.

Richard Hörner
Richard Hörner, Jahrgang 1974, hat in Tübingen, Mainz und Frankfurt am Main Philosophie, Kunstgeschichte, Soziologie und Jura studiert. Er lebt derzeit in Frankfurt/Main.
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