Es ist spontane Entscheidung. Die Fahrkarte von Moskau nach Berlin kostet nur 96 Rubel, er braucht kein Visum, und ausserdem lockt das Abenteuer – kurzerhand packt Wladimir Kaminer seine Sachen und reist im Sommer 1990 nach Deutschland. Berlin erweist sich schnell als ganz besondere Stadt. Hier trifft Wladimir seine zukünftige Frau Olga, ruft die Russendisko ins Leben und bringt sich mit dem russischen Lehrbuch „Deutsches Deutsch zum Selberlernen“ eine neue Sprache bei. Mit hintergründigem Witz und umwerfendem Charme erzählt Wladimir Kaminer von unvergesslichen Menschen, ungewöhnlichen Begegnungen und dem ganz normalen Wahnsinn seines neuen Lebens in Berlin.
Ich fand Kaminers Erlebnisse spannend, unterhaltsam und abwechslungsreich - so wie die meisten seiner Werke. Ein sehr empfehlenswertes Buch für alle, die den Osten und seine Bewohner lieben!
Moskau, Moskau
Thomas Zörner aus Lentia am 03.06.2011
Bewertungsnummer: 723070
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Emigration ist nicht leicht. Dass musste auch Russe und Wahlberliner Wladimir Kaminer feststellen, als 1990 nach Deutschland kam. Davon und von vielen weiteren Anekdoten seines Lebens in der Hauptstadt erzählt er hier in launigen Geschichten. Wie viel davon wirklich der Wahrheit entspricht, muss der Leser wohl für sich selbst entscheiden, doch bei der Absurdität, die manche Story an den Tag legt, liegt die Vermutung nahe, dass manchmal die Fantasie mit dem guten Wladimir durchgegangen ist. Aber gerade diese überdrehten Geschichten stellen nicht selten die Highlights der Russendisko dar, denn leider wirken die Pointen, die Kaminer präsentiert des Öfteren stark forciert und erzwungen, was den Lesespaß doch trübt. Die richtig großen Lacher machen sich ohnehin rar, Russendisko ist weniger ein Gagfeuerwerk, denn ein Schmunzelbuch. So gefallen z.B. die Stories über die russische Journalistin Helena, oder über die vielen Versionen deutscher Hexen sehr gut, andere plätschern aber nur müde vor sich hin, ohne wirklich Eindruck zu hinterlassen. Schade, so verspielt der Autor einiges an Potential, denn das hätte Russendisko eigentlich durchgehend.
Wladimir Kaminers Erstling ist vielleicht nicht der große Wurf, für den ihn einige verstehen, sondern eine locker, leichte Lektüre, die sich gut für die Pause zwischen richtigen Romanen eignet.