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Wahrheitstheorien
Eine Auswahl aus den Diskussionen über Wahrheit im 20. Jahrhundert
Buch (Taschenbuch)
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Details
Einband
Taschenbuch
Erscheinungsdatum
10.10.1977
Herausgeber
Gunnar SkirbekkVerlag
SuhrkampSeitenzahl
532
Maße (L/B/H)
17.7/10.8/3 cm
Der Band zeichnet anhand ausgewählter charakteristischer und einflussreicher Positionen in der philosophischen Diskussion des 20. Jahrhunderts die Geschichte der Wahrheitstheorien nach. Folgende Stationen wurden ausgewählt: die Korrespondenz- und Kohärenztheorie der Wahrheit, der Pragmatismus, die linguistische und die dialogische Theorie der Wahrheit sowie die Evidenztheorie.
Das meinen unsere Kund*innen
Was ist Wahrheit und was sind ihre Kriterien?
Zitronenblau am 13.04.2011
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Die Suhrkampausgabe "Wahrheitstheorien" versammelt Texte aus dem 20. Jahrhundert zur Diskussion über den philosophischen Begriff der Wahrheit. Im Grunde ist die Adäquationstheorie (oder auch Korrespondenztheorie) die seit der Antike anerkannteste. Aristoteles nannte sie nicht beim Namen, inaugurierte jedoch, was von Aquin dann fortführte. Ganz simpel ausgedrückt meint sie die Übereinstimmung von Sache und Idee (Denken und Sein). Die Korrespondenztheorie ist demnach Ausgangspunkt für die erst jüngst geführten Diskussionen der Moderne. Mal abgesehen von der dialektisch-materialistischen Widerspiegelungs- und der logisch-empiristischen Abbildungstheorie (Wittgenstein) beginnt der vorliegende Band mit dem Pragmatismus (James) und dem logischen Positivismus (Russell, Carnap). Der Pragmatismus meint hier u. a.: "'Wahr' ist der Name für jede Vorstellung, die den Verifikationsprozess auslöst und 'Nützlich' der Name für die in der Erfahrung sich bewährende Wirkung." Woanders heißt es: "Wahrheit ist die Funktion unserer Urteile, die inmitten der Tatsachen entstehen und enden." Die Positivisten gehen dem Begriff der Wahrheit ernsthaft begrifflich-analytisch auf die Spur, bleiben aber dem Ideal formalisierter Sprache verhaftet und vermögen über die Tautologien ihrer Systeme nicht hinauszugehen. Der erste, der dem entgegenzuwirken gedachte, war Alfred Tarski mit seiner semantischen Konzeption der Wahrheit. In der großen sprachanalytischen Frage also, ob und wann der Prädikator "wahr" (Tarski nennt diesen "Term") einem Gegenstand zugewiesen werden kann, gelingt dem Polen eine Aussagentheorie über eine Meta- und Objektsprache, die weite Verbreitung genoss. Und doch ist das Ende der Diskussion noch nicht erreicht! Es folgte eine Art sprachperformativer Wahrheitsbegriff (Austin, Strawson), der jedoch die Aussageformen analysiert, z.B. ist eine Proposition dergestalt, dass ein "wahr"-Prädikator in Redundanz (Redundanztheorie von Ramsey) ausgedrückt wird, gehaltvoll hinsichtlich der Performanz der Aussage (die Aussage dient einer Bestätigung). Strawson schreibt: "Ärgerlich an den Korrespondenztheorien ist [...], dass sie die 'Korrespondenz von Aussage und Tatsache' fälschlich als irgendeine Art Relation zwischen Ereignissen, Dingen oder Gruppen von Dingen darstellen." Im Weiteren wird auf die Kohärenztheorie eingegangen (im Buch insbes. durch Rescher vertreten). Die Kohärenztheorie diskutiert Kritierien für Wahrheit: Aussagen, die wahr sein solllen, müssen Teil eines kohärenten Systems von Aussagen sein, wogegen eingewandt wird, dass es Aussagen gäbe, die Teil sich widersprechender Aussagensysteme sein können. Die letzteren Beiträge des Bandes beziehen sich auf den phänomenologischen Wahrheitsbegriff (Husserl, Heidegger): "Wahrheit [ist] als Korrelat eines identifizierenden Aktes ein Sachverhalt, und als Korrelat einer denkenden Identifizierung eine Identität: die volle Übereinstimmung zwischen Gemeintem und Gegebenen als solchem." Husserl drückt sich ganz klar adäquationstheoretisch aus (adaequatio rei et intellectus). Sehr löblich sind die Referenzschriften Tugendhats (zu Tarski und Heidegger)! Das Buch endet mit Kamlahs Theorie der interpersonalen Verifizierung. Hier wird der transzendentalpragmatische Diskurs vorweggenommen. Leider ist das Buch nicht aktualisiert, um wenigstens noch die Konsensustheorie zu besprechen. Der Herausgeber sollte hier reagieren, um seines Titels würdig zu bleiben. Insgesamt informative und breite Anthologie zur Diskussion über Wahrheit im 20. Jahrhundert.