In einem kleinen verschlafenen Dorf in Schweden herrscht Idylle pur. Mauritz träumt von der grossen weiten Welt und der hübschen Nachbarstochter Signhild. Heimlich beobachtet er sie und realisiert dabei zu spät, dass eine dunkle Gestalt um ihr Haus schleicht. Doch dann geschieht etwas, das die Gemeinschaft in ihren Grundfesten erschüttert: Der Uhrmacher Kekkonen, ein mürrischer, wortkarger Mann, wird im ehelichen Schlafzimmer brutal ermordet aufgefunden. Wer war der Täter? Etwa jemand aus dem Dorf?
Und "Und Picadilly Circus liegt nicht in Kumla" ist kein Krimi
Thomas Zörner aus Lentia am 27.09.2011
Bewertungsnummer: 744036
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Und Picadilly Circus liegt nicht in Kumla tarnt sich vielleicht als Krimi, aber eigentlich ist es keiner. Dieser Roman von Bestsellerautor Hakan Nesser versteht sich wesentlich mehr als Coming of Age Geschichte, denn als Kriminalroman. Zwar gibt es einen Mord, aber der spielt nur einen Nebenrolle. Aber von vorne. Mauritz ist ein ganz normaler 17jähriger in den späten 60igern, und frühen 70igern. Er hört Pink Floyd, verehrt Bob Dylan, liest Sartre, und fühlt sich ob all dieser Dinge nicht nur künstlerisch begabt, sondern auch intellektuell. Doch selbst einem solchen jungen Mann kann die Liebe ganz schön dazwischen funken, und das tut sie in Form von Signhild, einer Kindheitsfreundin, die seit Jahren gegenüber wohnt, und dank Pubertät und diversen Wachstumsschüben inzwischen nicht nur als Spielkameradin angesehen werden kann. Makabererweise soll gerade der Mord an ihrem Vater dafür sorgen, dass Mauritz und sie sich näher kommen. Dank seiner Verbindungen zur Polizei (sein Schwager in spe), und dem Journalismus (sein Vater) erfährt Mauritz zusätzlich noch wesentlich mehr über den Mordfall. Wie bereits erwähnt spielt dieser aber keine wichtige Rolle, der meiste Raum wird der verwirrten Gefühlswelt des heranwachsenden Helden eingeräumt. Erste Liebe, Geld beim Ferialjob verdienen um sich neue Platte zu kaufen, das bestimmt nicht nur das Weltbild von Mauritz, sondern auch das Schriftbild des Romans. Das ist aber nicht unbedingt negativ, denn Nesser weiß dank seines schönen Stils, und seines unterschwelligen Humors auch so zu gefallen. Und doch hätte man einen Krimi erwartet, und bekommt ihn nicht. Spannung im herkömmlichen Sinne kommt nie auf, dafür unterhält die Geschichte aber mit ihren genannten anderen Stärken. Schön natürlich wenn man vielleicht noch etwas für die Zeit übrig hat in der das Buch spielt, oder vielleicht sogar in dieser aufgewachsen ist. In diesem Sinne: Pink Floyd auflegen und diesen Roman, der kein Krimi ist, genießen.
"heimtückisch spannend"
Urte aus Olching am 07.03.2006
Bewertungsnummer: 540657
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Spannend ist dieses Buch nur, weil der Leser bis zum Schluss auf Spannung wartet. "Heimtückisch spannend" eben, wie es die "Brigitte" urteilt. Nur weil ein Nachbar geköpft in seinem Bett aufgefunden wird, muss dieses Buch noch lange kein Krimi sein. Dieses Buch hat eher die Qualitäten eines Jostein Gaarder, als eines Mankell oder einer Ekman. Dennoch finde ich es lesenswert - mit Mauritz, einem schwedischen Jungendlichen , den Mittsommer zu verbringen, seine große Liebe zu entdecken, die Bücher und Musik seiner Zeit zu lesen und zu hören...und festzustellen, dass es in Schweden nicht anders war, als hierzulande - aber eben alles andere als Spannungslektüre. Die Suche nach dem Mörder zieht sich lediglich wie ein roter Faden durch die Geschichte, dominiert sie aber nicht.