Die Amerikanerin Sylvia Plath (1932–1963), »die beste, aufregendste und massgeblich rücksichtsloseste Dichterin ihrer Generation« ( John Updike ), hat mit ihrem einzigen Roman, der im Jahr ihres Selbstmordes erschien, ein Jahrhundertbuch geschrieben, das auch heute nichts von seiner beklemmenden Faszination verloren hat.
»Es war ein verrückter, schwüler Sommer, dieser Sommer, in dem die Rosenbergs auf den elektrischen Stuhl kamen und ich nicht wusste, was ich in New York eigentlich wollte.« Die Collegestudentin Esther Greenwood, von Preisen und Stipendien überhäuft, verbringt im »schwarzen Sommer« von 1953 einen Monat als Volontärin einer Modezeitschrift in New York. Schonungslos protokolliert sie ihre Existenzkrise.
Wenn man weiß, wie das Leben der Sylvia Plath geendet ist, hat dieser Roman einen bitteren Beigeschmack.
Ich liebe ihren Schreibstil und die Art, wie sie ihre Depression dargestellt hat, auch mit der Metapher der Glasglocke, ist so nachvollziehbar, besonders für jemanden, der selbst einmal mit schweren Mental Health issues zu kämpfen hatte.
Unglaublich tiefgründig ...
JaNa am 16.01.2025
Bewertungsnummer: 2388272
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Mit diesem schon etwas älteren Werk habe ich ein Buch in die Hände genommen, das weit mehr ist als nur eine Geschichte. Es ist ein Spiegel, der die tiefsten Abgründe und starke menschliche Empfindungen reflektiert. Hier geht es um Momente, die so empfindsam und zugleich unerträglich ehrlich zu Papier gebracht wurden, dass sie einen mit einer fast körperlichen Wucht treffen. Es ist die schmerzhafte Reise durch das Labyrinth von Lebenslust und Depression. Es ist ein Gefühl, als sei man gefangen zwischen zwei Welten, ohne zu wissen, warum oder weshalb man leiden muss.
Besonders berührt hat mich der Titel dieses Buches. ist eine wunderbare Metapher, die so perfekt das Gefühl der Depression einfängt. Erst nach dem letzten Satz des Buches wurde mir das volle Gewicht dieser Metapher bewusst. Als depressiver Mensch fühlt man sich wie eingeschlossen, eingesperrt in einer unsichtbaren Glocke aus Glas. Eine Glocke, die die Welt nicht sieht, die für andere nicht existiert, und doch ist sie da, allgegenwärtig und erdrückend für den, der darunter leidet.
Ich begleitete Esther Greenwood, eine junge Frau der 50er Jahre, auf ihrem zutiefst verstörenden Weg. Anfangs erscheint sie wie ein leuchtendes Vorbild. Sie ist schön, klug, ehrgeizig. Doch nach und nach beginnt diese glänzende Fassade zu bröckeln, wie brüchiger Putz, der von einer alten Hauswand abfällt. Esther erkennt, dass sie den Anforderungen der Gesellschaft nicht gerecht werden kann, dass sie nicht die perfekte Ehefrau, nicht die perfekte Mutter sein wird, die man von ihr erwartet. Ihre eigenen Träume und Wünsche ersticken unter diesen Erwartungen. Die Autorin schafft es, Esthers innere Zerrissenheit so authentisch und greifbar darzustellen, dass sie fast körperlich spürbar wird. Den Schreibstil empfand ich zwar als kühl und distanziert, aber genau diese scheinbare Unnahbarkeit verstärkt die Wirkung. Denn Depression ist nichts Offensichtliches. Sie ist ein Schatten, eine Leere, die sich nur schwer in Worte fassen lässt.
Obwohl es Zeit brauchte, bis ich in der Geschichte ankam, ließ sie mich nicht mehr los. Sie hat mich nachdenklich, ja beinahe aufgewühlt zurückgelassen. Depression ist eine schleichende Krankheit, die sich still und heimlich ausbreitet, bis sie alles überwuchert. Die Szenen, in denen Esther gegen die Enge ihrer Glasglocke ankämpft, waren unerträglich intensiv. Ich fühlte ihre Verzweiflung, ihre einsamen Kämpfe um Freiheit und die lähmende Aussichtslosigkeit, die sie innerlich zerriss. Es war, als würde man zusehen, wie jemand im Treibsand versinkt. Jede Bewegung ein Kampf, jedes Aufbäumen ein weiterer Schritt in die Dunkelheit.
Besonders erschütternd war für mich die Darstellung der sogenannten Schocktherapien. Diese brutalen und entwürdigenden Behandlungen, die statt Heilung nur weiteres Leid brachten. Seelen, die ohnehin schon zerbrochen waren, wurden noch weiter zerstört, anstatt den Trost und die Hilfe zu finden, nach der sie so verzweifelt suchten.
ist kein Buch, das man zwischendurch liest. Es ist kein Buch, das man leicht aus der Hand legt. Es ist eine Geschichte, die aufwühlt, die schmerzt und die einen zwingt, die eigene Zerbrechlichkeit zu erkennen. Doch zugleich zeigt es, dass in all der Dunkelheit ein winziger Lichtpunkt existieren kann, ein Funke Hoffnung, der uns vielleicht rettet. Es ist ein Buch über die Kraft und Zerbrechlichkeit des menschlichen Geistes, das uns daran erinnert, wie wichtig es ist, den Mut zum Weitermachen nicht zu verlieren.