Transformationen des Kapitalismus
Band 57

Transformationen des Kapitalismus

Festschrift für Wolfgang Streeck zum sechzigsten Geburtstag

Aus der Reihe

Fr. 47.90

inkl. gesetzl. MwSt.

Beschreibung

Details

Einband

Taschenbuch

Erscheinungsdatum

06.11.2006

Herausgeber

Jens Beckert + weitere

Verlag

Campus

Seitenzahl

470

Beschreibung

Details

Einband

Taschenbuch

Erscheinungsdatum

06.11.2006

Herausgeber

Verlag

Campus

Seitenzahl

470

Maße (L/B/H)

21.6/14.4/3 cm

Gewicht

664 g

Auflage

1

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-593-38281-4

Weitere Bände von Schriften des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung Köln

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Dieser Band ehrt die wissenschaftlichen Leistungen Wolfgang Streecks, der am 27. Oktober 2006 seinen sechzigsten Geburtstag feiert. Das Schriftenverzeichnis im Anhang zeugt von dem Werk eines Sozialwissenschaftlers, der theoriegeleitete Forschung und problembezogene Analyse stets ebenso zu verbinden wusste, wie er starre Grenzen zwischen Soziologie und Politikwissenschaft ignorierte und in den Fachdiskursen auf beiden Seiten des Atlantiks gleichermassen präsent war und ist. Seine Bücher und Aufsätze erschienen in deutscher, englischer, französischer, italienischer, spanischer, schwedischer und japanischer Sprache. Ohne ein kohärentes Gesamtbild seines Schaffens entwickeln zu wollen, nehmen wir Wolfgang Streecks sechzigsten Geburtstag zum Anlass, die Leserinnen und Leser durch einige Stationen seines akademischen Werdegangs und wissenschaftlichen Werks zu führen und hoffen, damit Lust auf erst- oder abermalige Lektüre des einen oder anderen Aufsatzes zu wecken.1 Wie lässt sich das Werk eines Sozialwissenschaftlers charakterisieren, der sich in den bisher 34 Jahren seines professionellen Wirkens – seine erste wissenschaft liche Buchpublikation erschien in Koautorenschaft mit Sylvia Streeck im Jahr 1972 unter dem Titel Parteiensystem und Status quo (Streeck/Streeck 1972) – mit so unterschiedlichen Themen wie den Mitgliederproblemen von Gewerkschaften, Produktionstechniken in der Automobilindustrie, Korporatismus und Arbeitgeberverbände, Institutionalismus, Vertragstheorie, europäische Integration, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, Steuerungstheorie, Mitbestimmung, technolo gischer Wandel, Lohnfi ndung in integrierten Währungsräumen, Demokra tie theorie, Internationalisierung und Liberalisierung – um nur einige zu nennen – beschäftigt hat? Wolfgang Streecks Schaffen ist, so meinen wir, stets auf ein Grundproblem kapitalistischer Gesellschaftsordnungen bezogen: auf die Dyna mik des Zusammenwirkens von Märkten und marktkorrigierenden Institutio nen. Als roter Faden zieht sich durch sein wissenschaftliches Werk die von Max Weber, Émile Durkheim und Karl Polanyi inspirierte Frage nach Notwen- digkeit und Problemen der sozialen Einbettung kapitalistischer Märkte, nach ihren Entstehungsvoraussetzungen, sich wandelnden Funktionsweisen und Dysfunktionen sowie nach ihrem prekären Bestand vor dem Hintergrund sich ausdifferenzierender, »moderner« Gesellschaften und fortschreitender Internationalisierung der Wirtschaft. Weder Marktliberale noch Staatsgläubige finden ideologische Unterstützung in einem Forschungsprogramm, das die Probleme marktkorrigierender Regulierung ebenso analysiert wie ihren prekären Charakter als Voraussetzung der Integration moderner Gesellschaften. Seine Mitgliedsbücher von Gewerkschaft und Sozialdemokratie hat Wolfgang Streeck unserem Wissen nach nicht wieder zurückgegeben. Gleichwohl ist er kein Wissenschaftler, den man dem Mainstream des politischen Lagers »Arbeiterbewegung« zurechnen könnte. Er lehnte es immer ab, ein Steuerungsmedium moderner Gesellschaften gegenüber anderen normativ zu überhöhen. Beispielhaft dafür war sein Engagement in der »Benchmarking-Gruppe « des zweiten Bündnisses für Arbeit, in deren Zusammen hang Rolf Heinze und er im Spiegel (Nr. 19/1999: 38ff.) schrieben: »Das wichtigste Instrument einer neuen Arbeitsmarktpolitik im Übergang zur Dienstleistungsgesellschaft ist – der Markt.« Streecks Analysen sind stets auf die politische Praxis im weiteren Sinne bezogen, und er ist einer der wenigen deutschen Wissenschaftler, die gerade ihrer Unabhängigkeit wegen in den Vorstandsetagen der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände ebenso angesehen sind wie in denen der Gewerkschaften. Dasselbe gilt für Vertreter unterschiedlicher Parteien, die nicht selten seinen Rat einholen und denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kölner Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung dann verblüfft im Aufzug begegnen. In methodologischer Hinsicht ist Streeck in erster Linie institutionalistischer Komparativist; sein analytischer Bezugspunkt sind die institutionellen Konfi gurationen moderner Gesellschaften. Sein Interesse für abstrakte Systemtheorien Luhmann’scher Prägung, die die perfekt ausdifferenzierte Gesellschaft und den allein über den Preismechanismus operierenden Markt bereits kontrafaktisch vor Augen haben, blieb stets gering. Zur Analyse des »organisierten« Kapitalismus haben diese Theorien ebenso wenig beizutragen wie zum tieferen Verständnis der Verhandlungsdemokratie kontinentaleuropäischen Typs. Auch die reduktionistischen Rationalitätsannahmen eng gefasster Rational-Choice-Modelle blieben ihm ein stetes Gräuel. Streecks bevorzugte Forschungsstrategien sind der Vergleich von Realtypen und die komparativ informierte, historisch analysierende Fallstudie. Grenzt man seinen empirischen Fokus weiter ein, behandelt er vor allem Glanz und Elend des »deutschen Modells«. Der heutige Stand der Varieties-of-Capitalism-Literatur wäre ohne seine vielfältigen Arbeiten zur diversi- fizierten Qualitätsproduktion, zur Aus- und Weiterbildung und natürlich ohne seine Beiträge zur Korporatismusforschung nicht denkbar.
  • Transformationen des Kapitalismus
  • Inhalt
    Vorwort 11

    Einleitung

    Glanz und Elend des "deutschen Modells":
    Wolfgang Streeck zum sechzigsten Geburtstag
    Anke Hassel und Martin Höpner 13

    Teil I o Der Wandel des deutschen Korporatismus
    Germany's Employment Problem in Comparative Perspective
    Lane Kenworthy 37

    Leistungs- und Innovationsprobleme konservativer Sozialstaaten
    mit koordinierten Marktwirtschaften
    Herbert Kitschelt 61

    Christliche Antworten auf geöffnete Märkte: Die Idee der
    betrieblichen Produktionsgemeinschaft in der Geschichte
    der deutschen Arbeitsbeziehungen
    Britta Rehder 91

    Verbände und Parteien: Die Dynamik von Parteikonfl ikten und
    die Erosion des Korporatismus
    Anke Hassel und Christine Trampusch 111

    Teil II o Kapitalismusmodelle im Vergleich

    What Is the Future for Codetermination and Corporate Governance
    in Germany?
    Robert Boyer 135

    Diversity in Employment Patterns in North-West Europe:
    A Regional and Sectoral Approach
    Colin Crouch 159

    Stabilität und Wandel in den Spielarten des Kapitalismus
    Peter A. Hall 181

    Comparing Capitalisms through the Lens of Classical
    Sociological Theory
    Gregory Jackson 205

    Europäische Sozialmodelle à la carte: Gibt es institutionelle
    Wahlverwandtschaften zwischen Wohlfahrtsstaat und
    Arbeitsbeziehungen?
    Bernhard Ebbinghaus und Bernhard Kittel 223

    Teil III o Internationalisierung und Europäisierung

    Mitbestimmung für die Europäische Aktien gesellschaft:
    Nützliche Lehren aus mehr als dreissig Jahren Seifenoper
    Arndt Sorge 249

    Benefi cial constraints bei offenen Grenzen
    Fritz W. Scharpf 273

    A Prolegomenon to a Theory of Interest Politics
    Philippe C. Schmitter 297

    The Five Pillars of the European Social Model of Labor Relations
    Jelle Visser 315

    Elektorale Effekte negativer Integration?
    Die Europäische Gemeinschaft und die Europawahlen, 1979 bis 2004
    Philip Manow 337

    Teil IV o Institutioneller Wandel

    The Dynamics of American Science: An Institutional and
    Organizational Perspective on Major Discoveries
    J. Rogers Hollingsworth 361

    Systemkohärenz, institutionelle Komplemen tarität und
    institutioneller Wandel
    Renate Mayntz 381

    Institutionen und sozialer Wandel: Die Entwicklung der
    berufl ichen Bildung in Deutschland
    Kathleen Thelen 399

    Wer zähmt den Kapitalismus?
    Jens Beckert 425

    Wolfgang Streeck. Wissenschaftliche Publikationen 1972 bis 2006 443

    Autorinnen und Autoren 464