Rezension
Es gibt anscheinend kaum einen Künstler, mit dem Kanye West in den letzten zwei Jahren nicht zusammengearbeitet hat. Das Spektrum reicht von Brandy über Jay-Z und Talib Kweli bis hin zu Alicia Keys und Britney Spears. Auf seinem Solodebüt, "The College Dropout", ist der Rapper, Songwriter und Produzent nun ganz bei sich. In den vergangenen 20 Jahren gab es keinen HipHop-Produzenten, der eine ähnliche musikalische Bandbreite vorzuweisen hatte wie Kanye West. In den 20 Tracks pendelt er nach Lust und Laune zwischen Soul, Jazz, Blues, R&B, Funk, Pop und HipHop. "The College Dropout" klingt trotz dieser Vielschichtigkeit wie aus einem Guss, denn als Songwriter besitzt Kanye West die seltene Gabe, selbst unterschiedliche stilistische Elemente mit unvergleichlicher Leichtigkeit zu einem kohärenten Ganzen zu verbinden. Songs wie "Spaceship", bei dem er sich von Marvin Gayes Vorlage "Distant Lover" inspirieren liess, und das nicht weniger faszinierende "All Falls Down", bei dem Syleena Johnson als kongeniale Partnerin Pluspunkte sammelt, erreichen eine einzigartige Tiefe. Kanye West gelingt es auf seinem ersten Album durchgehend, die Spiritualität des klassischen Soul der 60er-Jahre mit den klanglichen Errungenschaften moderner HipHop-Produktionen zu vereinen. Zur Hand gehen ihm dabei zahlreiche Gäste, von Jay-Z über Common bis hin zu Mos Def und Ludacris. So entstand eine Songsammlung von aussergewöhnlicher Dichte, mit der Kanye West lässig, aber nachdrücklich seine Extraklasse unterstreicht. Zu den Höhepunkten zählt neben der zusammen mit Jay-Z und J. Ivy eingespielten Midtempo-Hymne "Never Let Me Down" vor allem der Titel "Two Words", bei dem der Harlem Boys Choir, Mos Def und Freeway den Meister unterstützen: Dieser tiefschürfende Song, schmückt sich mit dem ersten Geigensolo der HipHop-Geschichte. Bis jetzt profitierten vor allem andere von den Fähigkeiten des 26-jährigen Musikers. Mit "The College Dropout" legt er nun den Grundstein zu einer aussergewöhnlichen Solokarriere. (Quelle/Copyright: G+J Entertainment Media)