Bremen 1831. Den Auftrag im Gepäck, eine Reisebeschreibung über die Hansestadt zu verfassen, trifft eine junge Schriftstellerin an der Weser ein. Doch ihr schlägt eine Atmosphäre des Misstrauens entgegen, denn die Stadt kennt dieser Tage nur ein Thema: die unmittelbar bevorstehende Hinrichtung der mehrfachen Giftmörderin Gesche Gottfried. Ungewollt verbindet sich das Schicksal der jungen Frau mit dem der Gesche Gottfried.
Im März 1828 wurde in Bremen ein Kriminalfall aufgedeckt, der die Stadt aufs tiefste und nachhaltigste erschüttern sollte und der in seiner Beispiellosigkeit ungeheures Aufsehen erregte. Bereits in den ersten Verhören gestand die 43-jährige Gesche Margarethe Gottfried, von 1813 bis 1827 fünfzehn Menschen vergiftet zu haben, darunter ihre Ehemänner, ihre Eltern und ihre Kinder. Ausgehend von diesem historischen Drama entwickeln Peer Meter (Szenario) und Barbara Yelin (Zeichnungen) eine Geschichte voller Spannung und Intensität.
Auf diese Graphic Novel bin bei einer literarischen Stadtführung in Bremen aufmerksam geworden. Der berühmte Spuckstein war natürlich Teil dieser Führung. Dahinter steckt die Geschichte um Gesche Gottfried, die 1831 öffentlich hingerichtet wurde. Ihr wurde vorgeworfen ihre Kinder, Eltern, mehrere Ehemänner, Verlobte und weitere Personen ihres Umfelds vergiftet zu haben.
In der Graphic Novel geht es darum, dass eine junge Schriftstellerin mit dem Auftrag, eine Reisebeschreibung über die Stadt zu schreiben, nach Bremen kommt. Ungeahnt gerät sie in den Trubel um die geplante Hinrichtung und kommt nicht davon los.
Eine düstere Graphic Novel mit einem realen geschichtlichen Hintergrund.
Unglaublich eindringliche Bilder
Igelmanu66 aus Mülheim am 12.01.2021
Bewertungsnummer: 852427
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Wow, was für eine Graphic Novel! Was für Bilder! Ich bin total begeistert! Hier noch einmal ein Handlungsüberblick zur Geschichte:
Es geht um die Giftmorde der Geesche Gottfried, die (und jetzt zitiere ich mich mal selbst aus meiner anderen Rezi) in den Jahren 1813 bis 1827 fünfzehn Menschen [vergiftete]: Ihre Eltern, ihre drei Kinder, zwei Ehemänner, einen Verlobten, den Bruder, einen väterlichen Freund und diverse Nachbarn, darunter auch noch ein weiteres Kind. Zudem gab sie über Jahre hinweg mindestens neunzehn weiteren Personen Gift in nicht tödlicher Dosis. Auch hier traf es zumeist Menschen, die ihr nahestanden, gute Freundinnen, Nachbarn, Dienstboten. Manche wurden über Jahre mit immer wieder neuen Giftgaben gequält. Erst 1828 wurde sie verhaftet und nach einem sich über drei Jahre hinziehenden Verfahren im Jahre 1831 öffentlich durch das Schwert hingerichtet.
Was mich an dem ganzen Fall so besonders betroffen gemacht hat, waren noch mehr als die Taten der Geesche Gottfried selbst die Gleichgültigkeit und Ignoranz der braven Bürger. Und dazu diese unglaubliche geheuchelte Moral, die vor allem Frauen ein enges Verhaltenskorsett verpasste!
Die Graphic Novel setzt eine zusätzliche Figur in die Geschichte ein, nämlich eine junge Schriftstellerin, die am Tag vor der Hinrichtung nichtsahnend nach Bremen kommt, um eine Reisebeschreibung der Stadt zu verfassen. Kaum angekommen, schlägt ihr eine Welle von Skepsis, Misstrauen und Kritik entgegen. Ihr Typ Frau (selbstbewusst, alleinreisend, nicht als brave Hausfrau folgsam einem Ehemanne dienend) ist keiner, mit dem die Bremer Bevölkerung umgehen kann!
Als sie dann noch die Hintergründe der anstehenden Hinrichtung erfährt, macht sich schnell Fassungslosigkeit bei ihr breit. Je mehr sie erfragt und erfährt, desto größer werden ihr Entsetzen und ihre Wut. Und so sollte es jedem intelligenten Menschen gehen, der sich mit diesem Fall befasst.
Niemals durften sie auch nur in Erwägung ziehen, eine an Seele und Geist kranke Frau vor sich zu haben. Es wäre ein Eingeständnis gewesen, über Jahre einem erschreckenden Mordwüten gleichgültig gegenübergestanden zu haben.
Die Bilder sind großartig und dermaßen intensiv! Ich habe oftmals zurückgeblättert und bestimmte Seiten noch mal auf mich wirken lassen. Die Gesichtsausdrücke, das Spiel mit Licht und Schatten einfach toll! Ich werde sicher noch oft reinschauen!
Sämtliche vorkommende Textpassagen der Geesche Gottfried sind übrigens den Verhörprotokollen entnommen und für den, dem ein wenig geschichtlicher Hintergrund reicht (und dem die geballte Ladung zu viel ist) gibt es am Ende des Buchs einen vierseitigen Überblick über die wichtigsten Fakten und Personen. Man kann also auch mit diesem Buch allein glücklich werden.
Wer aber - so wie ich - eine geballte Ladung Fakten und geschichtlichen Hintergrund mag, dem würde ich hinzu noch (ebenfalls von Peer Meter) das Sachbuch "Geesche Gottfried - Eine Bremer Tragödie" empfehlen.