Jean Ziegler, Soziologe, Globalisierungskritiker und Politiker, sollte im Juli 2011 die Salzburger Festspiele eröffnen. Nach seiner Einladung wurde er überraschend wieder ausgeladen. Seine Rede darf er in Salzburg nicht halen, doch was Jean Ziegler dem Festspielpublikum und der interessierten Öffentlichkeit an diesem Tag hätte sagen wollen, soll trotzdem kein Geheimnis bleiben. In diesem Buch können Sie es nachlesen.
Klar, dass der Autor seine Rede bei den Salzburger Festspielen nicht halten durfte.Schade aber auch,denn er hat Wichtiges zu sagen und deshalb werden wir es lesen, weil wir lassen uns nichts verbieten. Auf ganz wenigen Seiten wird die Machtlosigkeit von Politikern aufgezeigt und die Allmacht weniger Konzerne angeprangert. In unserer Gesellschaft herrschen Profitmaximierung und Kapitalakkumulation vor. Hoffnung liegt in der aktiven,solidarischen, demokratischen Revolution - also bei jedem von uns.
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Wir brauchen dringend einen Aufstand des Gewissens!
Bewertung am 11.05.2021
Bewertungsnummer: 882152
Bewertet: Buch (Geheftet)
Aldous Huxley, der berühmte Science-Fiction Schriftsteller (u.A. Schöne neue Welt), scheint recht gehabt zu haben, als er gesagt hat: »Wer so tut, als bringe er die Menschen zum Nachdenken, den lieben sie. Wer sie wirklich zum Nachdenken bringt, den hassen sie.«
Jean Ziegler war 2011 für die Salzburger Festspiele als Redner geladen. Viele Menschen der wirtschaftlichen- und gesellschaftlichen Eliten wurden erwartet. Einige hatten wohl zu grossen Einfluss auf den Veranstalter: sie wollten sich den Abend nicht durch eine Rede des Globalisierungskritikers verderben lassen. Ziegler wurde wieder ausgeladen . . .
Ziegler veröffentlichte anschliessend die Rede in Buchform - die 10 Seiten umfassende Rede ist markant, anklagend - einmal mehr ruft er zum Aufstand des Gewissens auf.
»Sehr verehrte Damen und Herren,
alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren. 37000 Menschen verhungern jeden Tag und fast eine Milliarde sind permanent schwerstens unterernährt. Und derselbe World-Food-Report der FAO, der alljährlich diese Opferzahlen gibt, sagt, dass die Weltlandwirtschaft in der heutigen Phase ihrer Entwicklung problemlos das Doppelte der Weltbevölkerung normal ernähren könnte.
Schlussfolgerung: Es gibt keinen objektiven Mangel, also keine Fatalität für das tägliche Massaker des Hungers, das in eisiger Normalität vor sich geht.
Ein Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet.
Gestorben wird überall gleich. Ob in den somalischen Flüchtlingslagern, den Elendsvierteln von Karachi oder in den Slums von Dhaka, der Todeskampf erfolgt immer in denselben Etappen. (...) Wunder könnten in Salzburg geschehen: Das Erwachen der Herren der Welt. Der Aufstand des Gewissens!
Aber keine Angst, dieses Wunder wird in Salzburg nicht geschehen!
Ich erwache. Mein Traum könnte wirklichkeitsfremder nicht sein! Kapital ist immer und überall und zu allen Zeiten stärker als Kunst. »Unsterbliche gigantische Personen« nennt Noam Chomsky die Konzerne. Vergangenes Jahr - laut Weltbankstatistik - haben die 500 grössten Privatkonzerne, alle Sektoren zusammen genommen, 52.8% des Welt-Bruttosozialproduktes, also aller in einem Jahr auf der Welt produzierten Reichtümer, kontrolliert. Die total entfesselte, sozial völlig unkontrollierte Profitmaximierung ist ihre Strategie. Es ist gleichgültig, welcher Mensch an der Spitze des Konzerns steht. Es geht nicht um seine Emotionen, sein Wissen, seine Gefühle. Es geht um die strukturelle Gewalt des Kapitals. Produziert er dieses nicht, wird er aus der Vorstands-Etage verjagt.«
(S. 5 & S. 9)
Klar richtet Ziegler die Rede an die Eliten und ist dabei teilweise moralisierend, auch wenn er auf die strukturellen Probleme des Kapitalismus eingeht - doch wenn man so viel Elend wie Ziegler in der Welt gesehen hat, dann ist dies auch verständlich, auch wenn ich persönlich eher glaube, dass wir etwas verändern können in der Welt, wenn wir weniger moralisieren und mehr durch Aufzeigen der bestehenden strukturellen Ungerechtigkeiten Menschen erreichen können.
Doch jeder fühlende Mensch muss Ziegler dankbar für seinen unermüdlichen Kampf gegen den Hunger sein.