Michail Bulgakows sowjet-satirischer Kultroman in der vollständigen Neuübersetzung von Eric Boerner, bei der neueste Erkenntnisse über den politischen und kulturellen Hintergrund der in Zeitraffermanier verfremdeten russischen Revolution berücksichtigt sind. Historische Persönlichkeiten wie Lenin (Woland), Stalin (Asasello) oder Gorkij (Meister) sind in dieser Übersetzung leichter identifizierbar und ermöglichen so einen tieferen Einstieg in die Abgründe, der von Bulgakow meisterlich parodierten Sowjeteliten. Ein unbedingtes Muss für jeden Fan satirischer und fantastischer Literatur jetzt in der zweiten, weiter verbesserten Auflage.
„Was würde das Gute anfangen, wenn es das Böse nicht gäbe?“
Gesellschaftliche Betrachterin aus Großraum Halle (Saale) am 29.06.2025
Bewertungsnummer: 2527409
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Nein, „Der Meister und Margarita“ vom Michail A. Bulgakow kommt an die Literarizität eines Goethischen Faust nicht heran, aber Bulgakow sah sich selbst als Satiriker und suchte nicht den Vergleich, den manche Rezensenten aufgrund der Ähnlichkeit des Stoffs ziehen wollen. Der Teufel erscheint höchstselbst im Moskau der 1930er Jahre, nimmt Quartier in der Wohnung eines Mietshauses im gehobenen Lebensstandard (auch dort leben nur Raffzähne, Spekulanten und bourgeoise Betrüger) und treibt mit seinen Gesellen allerlei Schabernack, der für zwei willkürlich Betroffene auch tödlich enden wird. Die Moskauer Bürokratie und die Moskauer Alltagsmenschen können mit dem phantastischen Geschehen nicht umgehen, sodass sich die Irrenanstalt mit Menschen, die zutreffende Erlebnisberichte abgeben, bald füllt. Vom bösen Pallawatsch ausgenommen sind „der Meister“, ein Autor eines unveröffentlichten Romans, der eine zusätzliche Ebene des Buches ausmacht, sowie Margarita, die sich als verheiratete Frau in den Meister verliebt hat. Sie erleben die Phantastereien Satans und seines Gefolges im Guten. Achtbar geschrieben, gute Dramaturgie, aber ich empfinde die Phantastereien ab dem letzten Drittel des Werkes als sich wiederholend eintönig. Sonst bevorzuge ich stets das Literaturwerk gegenüber seiner Verfilmung, hier rechne ich damit, dass mir das jüngst auch in die deutschen Kinos gekommene russische Fantasy-Drama unter der Regie von Michael Lockshin vielleicht sogar eher gefallen könnte. Wenn ich hier jetzt für Bulgakows Roman drei Sterne vergebe, dann mit einer Tendenz zu deren vier.
Liegt es an mir?
MEva aus Düsseldorf am 11.11.2024
Bewertungsnummer: 2338339
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Eigentlich sollte dies mein Lieblingsbuch sein; das Thema ist schaurig-schön, es beinhaltet einen sprechenden Kater und die zeitlose Geschichte des Gut und Böse.
Ist es aber nicht. Grund ist die völlig unnötige umständliche Formulierung. Bei Kritikern als poetisch beschrieben bleibe ich einfach verdattert zurück - was darin gipfelt, dass ich nach jeden Kapitel den Inhalt googeln muss. Dieses Buch bedarf vieler Erklärungen - in der vorliegenden Ausgabe nehmen diese allein 100 Seiten ein - aber ein Personenregister hätte meiner Meinung nach auch hinzugefügt werden können. Am Ende heißt es wer sich durchbeißt wird belohnt: Diese Erfahrung blieb bei mir leider aus.