Beschreibung
Details
Format
Kopierschutz
Nein
Family Sharing
Ja
Text-to-Speech
Ja
Erscheinungsdatum
20.08.2013
"Ich hatte meine Waffe auf Automatik gestellt. Deshalb kann man nicht sagen, wie viele man erschossen hat. Ich habe vielleicht 10 oder 15 von ihnen erschossen." - "Männer, Frauen und Kinder?" - "Männer, Frauen und Kinder." - "Und Babys?" - "Und Babys." - "Sind Sie verheiratet?" - "Ja." - "Kinder?" - "Zwei." - "Wie alt?" - "Der Junge ist zweieinhalb, das Mädchen anderthalb." - "Dann drängt sich doch die Frage auf, wie der Vater von zwei kleinen Kindern Babys erschiessen kann." - "Keine Ahnung. Es kommt halt vor." - "Wie viele Menschen wurden an diesem Tag erschossen?" - "Ich schätze an die 370."
So beschrieb Paul Meadlo in einem 1969 von CBS ausgestrahlten Interview das Massaker von My Lai. Die Bilder der zerstörten Dörfer, der von Napalm verbrannten Kinder, von einem Land, auf das mehr Bomben geworfen wurden als auf alle Schauplätze des Zweiten Weltkrieges zusammen, prägen die Erinnerung an den Vietnamkrieg und die Jahre zwischen 1965 und 1975.
Bernd Greiner beschreibt die Geschichte hinter diesen Bildern. Er geht der Frage nach, weshalb sich die USA überhaupt auf den Konflikt einliessen und warum sie den Krieg selbst im Wissen um eine unausweichliche Niederlage weiterführten. Wie viele Gräueltaten in Vietnam verübt wurden, wird sich nie beantworten lassen. Deutlich wird indes, dass sie keineswegs die Ausnahme waren und mitnichten nur auf das Konto vereinzelter Exzesstäter gingen. Ausführlich werden Einheiten wie die "Tiger Force" und andere Todesschwadronen porträtiert und Operationen wie "Speedy Express" geschildert, in deren Verlauf knapp 11 000 Menschen getötet, aber nur 750 Waffen erbeutet wurden. An diesen Beispielen wird deutlich, wie Absicht und Zufall, Planung und Unvorhersehbares zusammenwirkten und zu einer Radikalisierung kriegerischer Gewalt führten - wie aus regulären Verbänden marodierende Haufen wurden, wie Routineeinsätze in Massakern endeten. Nicht zuletzt kommen die Reaktionen von Politikern, Militärs und der Öffentlichkeit zur Sprache und mit ihnen die Art und Weise, wie in den USA über Kriegsvölkerrecht diskutiert wurde - ein Thema, dessen Echo bis in unsere Tage nachhallt.
Diese Annäherung an den Krieg war nur auf Grundlage eines Aktenbestandes möglich, der zwar seit 1994 zugänglich ist, aber bis dato kaum Beachtung gefunden hat: der riesige Bestand der "Vietnam War Crimes Working Group" und der "Peers-Kommission".
Bernd Greiner legt die weltweit erste Buchpublikation vor, die mit diesen Quellen arbeitet, und rekonstruiert mit ihrer Hilfe die hintergründige Aktualität des Vietnamkrieges - eines asymmetrischen Krieges zwischen vermeintlich starken und vorgeblich schwachen Kontrahenten, die sich mit grundverschiedenen Mitteln und vor allem mit einer diametral entgegengesetzten Strategie bekämpften. So gesehen, gewinnt auch der historische Ort des Vietnamkrieges eine unerwartete Kontur: Er wird als "Brücke" zwischen den heissen Kriegen im Kalten Krieg und den "kleinen Kriegen" unserer Gegenwart wie der absehbaren Zukunft kenntlich.
So beschrieb Paul Meadlo in einem 1969 von CBS ausgestrahlten Interview das Massaker von My Lai. Die Bilder der zerstörten Dörfer, der von Napalm verbrannten Kinder, von einem Land, auf das mehr Bomben geworfen wurden als auf alle Schauplätze des Zweiten Weltkrieges zusammen, prägen die Erinnerung an den Vietnamkrieg und die Jahre zwischen 1965 und 1975.
Bernd Greiner beschreibt die Geschichte hinter diesen Bildern. Er geht der Frage nach, weshalb sich die USA überhaupt auf den Konflikt einliessen und warum sie den Krieg selbst im Wissen um eine unausweichliche Niederlage weiterführten. Wie viele Gräueltaten in Vietnam verübt wurden, wird sich nie beantworten lassen. Deutlich wird indes, dass sie keineswegs die Ausnahme waren und mitnichten nur auf das Konto vereinzelter Exzesstäter gingen. Ausführlich werden Einheiten wie die "Tiger Force" und andere Todesschwadronen porträtiert und Operationen wie "Speedy Express" geschildert, in deren Verlauf knapp 11 000 Menschen getötet, aber nur 750 Waffen erbeutet wurden. An diesen Beispielen wird deutlich, wie Absicht und Zufall, Planung und Unvorhersehbares zusammenwirkten und zu einer Radikalisierung kriegerischer Gewalt führten - wie aus regulären Verbänden marodierende Haufen wurden, wie Routineeinsätze in Massakern endeten. Nicht zuletzt kommen die Reaktionen von Politikern, Militärs und der Öffentlichkeit zur Sprache und mit ihnen die Art und Weise, wie in den USA über Kriegsvölkerrecht diskutiert wurde - ein Thema, dessen Echo bis in unsere Tage nachhallt.
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