
Beschreibung
Details
Einband
Gebundene Ausgabe
Erscheinungsdatum
07.03.2014
Abbildungen
zahlreiche schwarzweisse Abbildungen
Verlag
Rowohlt BerlinSeitenzahl
288
Maße (L/B/H)
21.1/13.1/3 cm
Gewicht
412 g
Auflage
1. Auflage
Sprache
Deutsch
ISBN
978-3-87134-761-0
Eine Kindheit wie aus dem Bilderbuch. Ein Junge wächst in den fünfziger Jahren im idyllischen Städtchen Gunzenhausen in Mittelfranken auf, als Arztsohn in einer vom Krieg scheinbar unberührten, ins Wirtschaftswunder aufbrechenden Welt. Erst Jahrzehnte später – schon als junger Mann hatte er der Provinz den Rücken gekehrt – stösst er auf ein furchtbares Kapitel der Stadtgeschichte: Am Palmsonntag 1934 fand hier das erste grosse Pogrom Nazi-Deutschlands statt; die SA hetzte unter Beteiligung eines erheblichen Teils der erwachsenen Bevölkerung gegen die jüdischen Bürger, zwei Männer kamen ums Leben. Und unversehens macht er noch eine weitere Entdeckung: Der von ihm bewunderte amerikanische Autor J.D. Salinger war, von den Erlebnissen an der Front schwer traumatisiert, nach dem Krieg als Soldat im Ort stationiert. Thomas Medicus wagt eine literarische Spurensuche in die eigene Vergangenheit. Aus Erinnerungen, Gesprächen und Dokumenten zeichnet er das sehr persönliche Porträt seiner Familie, er geht dem mörderischen Verbrechen auf den Grund und rekonstruiert Salingers Welt. Geschichte wie unter dem Brennglas – von den Anfängen der Nazizeit über Krieg und Stunde Null bis weit in die junge Bundesrepublik hinein – und eine ebenso aufrichtige wie poetische Annäherung an das, was man Heimat nennt.
Unsere Kundinnen und Kunden meinen
Medicus geht klug auf Heimatsuche!
Odilie Pressberger aus Regensburg (Donau EKZ) am 29.05.2021
Bewertungsnummer: 850449
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Vorneweg: dieses Buch zu lesen ist ein Genuß! Auch wenn das Thema mich noch Tage danach bedrückt und umgetrieben hat. Außerdem befürchte ich, daß über fast jeden Ort in Deutschland ein solches Buch geschrieben werden könnte! (Mit Ausnahme des Aufenthalts von J.D.Salinger). Thomas Medicus, Jahrgang 1953, "flüchtet" früh aus seinem Heimatort, einem kleinen Städtchen in Mittelfranken. Er kommt sehr ungerne dorthin zu Besuch und fühlt sich irgendwann doch wie ein "Heimatgefangener" (S.38). Er fängt an über "Sprüche", Redewendungen und Gemurmel (=Selbstgespräche ?) seiner Großmutter nachzudenken. Als er erfährt, daß der amerikanische Autor J.D.Salinger als Soldat, Agent eine zeitlang in seiner Heimatstadt gelebt hat, stellt er sich seinen unbehaglichen Gefühlen und stößt auf Begebenheiten (Morde? Selbstmorde?) aus der Nazizeit, an denen sein Großvater als medizinischer Gutachter "beteiligt" war. Ebenso Nachbarn und Freunde seiner Eltern. Was ist damals in der Kleinstadt passiert, als SA und Bevölkerung bereits 1934 Juden jagten und in den Tod trieben?? Medicus bereitet die Geschichte akribisch auf. Läßt sich immer wieder von Salinger anleiten, genau hinzusehen. Verfolgt Spuren. Und kann am Schluß dieses klugen Buches anerkennen, wie in den letzten Jahren in der Stadt die Vergangenheit aufgedeckt und betrauert, verarbeitet wurde. Ich würde jedem Ort eine Emmi Hetzner und so ein Schulprojekt wünschen!! Vielleicht ist dieses Buch der Anstoß für Sie, dem "Gemurmel" Ihrer Großmutter (endlich) mal nachzugehen??