Brandenburg 929: Beim blutigen Sturm durch das deutsche Heer unter König Heinrich I. wird der slawische Fürstensohn Tugomir gefangen genommen. Er und seine Schwester werden nach Magdeburg verschleppt, und bald schon macht sich Tugomir einen Namen als Heiler. Er rettet Heinrichs Sohn Otto das Leben und wird dessen Leibarzt und Lehrer seiner Söhne. Doch noch immer ist er Geisel und Gefangener zwischen zwei Welten. Als sich nach Ottos Krönung die Widersacher formieren, um den König zu stürzen, wendet er sich mit einer ungewöhnlichen Bitte an Tugomir, den Mann, der Freund und Feind zugleich ist ...
Rebecca Gablé ist für mich die deutsche Autorin historischer Romane! Sie recherchiert sehr sorgfältig und macht daraus überaus lesenswerte, spannende Romane, die von beiderlei Geschlecht gerne gelesen werden. Normalerweise ist ihr Thema die englische Geschichte, doch dieses Mal ist sie in Deutschland geblieben. Sie geht ganz weit in der Zeit zurück und erzählt die Geschichte von Otto dem Großen. Wer wie ich in der deutschen Geschichte nicht mehr so zu Hause ist - Otto der Große ist der König aus dem 10. Jahrhundert, der als Begründer des deutschen Reiches und Stifter der nationalen Identität gilt. Und um so weiter es in die Geschichte zurückgeht, umso weniger beweisbare Fakten gibt es. Jede Geschichtsschreibung ist Fiktion, sagt schon der amerikanische Historiker Hayden White, den Rebecca Gable ganz an den Anfang ihres Nachwortes stellt. Und das ist natürlich wunderbar für Autorin. Da kann sie ihren Gedanken freien Lauf lassen.
Rebecca Gablé hat ihre Handlung diesmal hoch in den deutschen Nord-Osten gelegt. Die Geschichte spielt zumeist in Magdeburg, Brandenburg und Quedlinburg in der Zeit von 929 bis 941. Sie erzählt die Geschichte von zwei sehr unterschiedlichen Volksstämmen, die sich in dieser Zeit bekriegen. Da sind zum einen die Slawen, die sich allerdings untereinander nur darin einig sind, dass die Sachsen ihre erbitterten Feinde sind. Sie schaffen es nicht, ihre Kräfte zu bündeln und gemeinsam gegen den Hauptfeind vorzugehen. Die Slawen glauben noch an die alten Götter. Die Sachsen hingegen bestehen zwar auch immer noch aus den unterschiedlichsten Herzogtümern und Grafschaften, doch haben sie sich mehr oder weniger auf einen König geeinigt, der die weltliche Macht hat. Sie sind bereits Christen, obwohl viele einfache Leute noch den alten Göttern anhängen. Die Geschichte beginnt 929 mit dem Fall der Burg Brandenburg, die der Hauptsitz des Slawenstamms der Heveller ist. Dabei stirbt der Fürst der Vaclavic, sein überlebender Sohn Tugomir und dessen Schwester Dragomira werden als Geiseln genommen. Der Fall der Burg Brandenburg ist der erste Kriegszug, bei dem Prinz Otto von seinem Vater König Heinrich das Kommando bekommen hat. Und so erzählt Rebecca Gablé die Geschichte dieser beiden Herrscherhäuser. Sie erzählt die Geschichte von Otto, der von seinem Vater als Nachfolger auserkoren wird, obwohl er einen älteren Stiefbruder hat. Und sie erzählt die Geschichte von Tugomir, der als Geisel seinen eigenen Weg finden muss, in der Geiselhaft sehr viel erreicht und Achtung gewinnt. Es entsteht eine ungewöhnliche Bindung zwischen Otto, seinem älteren Stiefbrüder Thankmar und dem Slawenfürsten Tugomir, aber irgendwann müssen die drei Stellung beziehen.
Herausgekommen ist wieder ein sehr spannender Roman, bei dem die Guten und die Bösen nicht so klar abgegrenzt sind. Es gibt sehr sympathische Böse und einen sehr brutalen Gefolgsmann auf der Seite der Guten. Es ist ein Roman, der von Liebe, Intrige und Verrat erzählt.
Es ist immer wieder faszinierend, wie Rebecca Gablé so trockenen, nüchternen Geschichtsfakten Leben einhauchen kann. Plötzlich sind das Menschen aus Fleisch und Blut, die lieben und leiden. Menschen, die Gutes tun oder am Neid untergehen. So lässt sich Geschichte viel besser begreifen. Man wird großartig unterhalten und lernt etwas dabei. Einfach herrlich! Ich hoffe doch sehr, dass es noch einen Folgeband geben wird, denn das Leben von Otto dem Großen ist noch lange nicht vorbei, er stirbt erst 973! Allerdings erscheint im September 2015 erst einmal ein weiterer Warringham Roman Der Palast der Meere.
Egal welchem Thema sich die Autorin...
Bewertung am 22.11.2023
Bewertungsnummer: 2073583
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Egal welchem Thema sich die Autorin widmet, sie macht es großartig. Wie aus Otto dem Großen wurde, was er war. Toll.