Er hielt es für Heimweh, doch war es die erste Verliebtheit. Törless, Internatszögling zur Zeit der K.u.K. Monarchie, fühlt sich zu seinem Mitschüler Basini hingezogen. Dieser wird wegen eines kleinen Diebstahls von zwei Kameraden gequält und Törless beteiligt sich an den sadistischen Spielen. Nicht lange und Törless wird zum Opfer...
Ulrich Tukur gelingt es, das Lastende und Gespaltene im Wesen Törless´ zu intensivieren. Meisterhaft veranschaulicht er die Musilsche Psychologie, die nichts von ihrer Aktualität verloren hat.
(Laufzeit: 5h 50)
Musil gilt bei einigen als größter Romancier des 20. Jahrhunderts. Töleß' Verwirrungen werden sehr expressionistisch herausgearbeitet, was ich persönlich nicht leiden kann, da die Handlung sekundär und damit eine eventuelle Spannungskurve im Verlauf flach gehalten wird. Was bleibt nun noch? Die Entwicklung eines sentimentalen, in Ansätzen intellektuellen Jungen, der Homoerotik, Gruppendynamik (hierarchische Konstellationen z.B. zwischen Reiting/Beineberg und den unterdrückten Basini), aber auch Selbstreflexion u.a. kennenlernt. Schön für ihn! Ich persönlich konnte mich damit weniger identifizieren, auch die Unterdrückungsversuche widerten mich an, da Musil diese durch die Charaktere nicht wirklich handlungs- und ergo spannungsgerecht, sondern nüchtern und abstoßend aufbaut à la Perversion ist eo ipso Perversion und damit hat sich jede weitere Entwicklung oder Analyse hiermit erledigt. Das ist zwar in Bezug auf den Protagonisten Törleß gerechtfertigt, da es ja um ihn geht, aber auch seine Verwirrungen sind Dinge, die ich persönlich verstehe, aber eben als notwendig erachte... Die philosophische Sehnsucht nach Antworten deutet eher auf eine anfänglich unheimliche Dämonie hin, die der junge Zögling in sich trägt. Lange Rede, kurzer Sinn: expressionistischer Sprachstil ist Geschmackssache (hatte mal mit Benns "Gehirne" zu tun, furchtbar!!!), dennoch sehr psychologisch und intelligent, die Handlung ist kurz und teilweise abstoßend, da andere Charaktere nicht reflektiert werden und sie damit nicht erklärt wird. Musste mich teilweise sehr durchquälen, denn die Entwicklung des Musil'schen Versuchsobjektes und vor allem seine Erkenntnis bleiben für mich persönlich nur ein Gähnen wert. Vielleicht bin ich zu alt für das Buch, ich bin 23 Jahre, oder aber ich kann mich schlicht und ergreifend nicht damit identifizieren. Für Musil war es wichtig und auch gut so, für mich schon leider eher eine Quälerei...
Ganz ok, aber anspruchsvoll
Alana aus Kleve am 14.06.2021
Bewertungsnummer: 604116
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Als Pflichtstoff in der Schule durchgenommen. Zuerst lästig, im Nachhinein gar nicht so schlimm ^^
Zur Handlung an sich will ich gar nichts sagen. Ich fand allerdings, dass sich diese ewig hinzieht durch die oft seitenweisen Innenansichten von Törleß. Eben ein waschechter Bewusstseinsroman, bei dem die Handlung in den Hintergrund tritt und stattdessen die inneren Vorgäne des Protagonisten in den Vordergrund gestellt werden.
Dadurch und durch die Sprache ein anspruchsvolles Buch.