Carsten "Storch" Schmelzer widmet sich einem heissen Eisen: Homosexualität. Es gibt nur wenige Themen, die geeignet sind, die Menschen in den Gemeinden - gleich welcher Denomination - so zu spalten wie dieses. Ist es für den einen schlichtweg Sünde, werden in den letzten Jahren wiederholt Stimmen laut, die sich an einer positiven Sicht versuchen, wobei die Auslegung der betreffenden Bibelstellen oft sehr willkürlich erscheint. Storch beleuchtet die Argumente beider Seiten und nähert sich dem Thema ganzheitlich. Hierzu betrachtet er die gängigen Bibelstellen und (Un)Möglichkeiten der Auslegung, beleuchtet die Geschichten homosexuell empfindender Menschen in unseren Gemeinden und gibt einen Einblick in die gängigen Theorien über Ursachen und Entstehung von Homosexualität. Dabei gibt er keine ferigen Antworten, sondern stellt dem Leser frei, wie er die verschiedenen Sichtweisen bewerten möchte.
smillas_bookworld aus Rheinland Pfalz am 21.07.2015
Bewertungsnummer: 884880
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Nachdem ich von dem Autor bisher nur Gutes gehört hatte und dieses Buch derzeit durchweg positive Bewertungen hat war ich sehr gespannt. Homosexualität ist ein Thema, das viele Christen und Gemeinden umtreibt. Wie geht man am Besten damit um?
Ich muss sagen, dass mir dieses Buch beim Lesen Magenschmerzen bereitet und mich verwirrt zurückgelassen hat.
Die Einleitung las sich noch interessant, hier erfährt man einige Hintergründe und allgemeine Fakten rund um das Thema Homosexualität. Doch dann folgen zwei Kapitel über Bibelstellen im AT und NT, die vermeintlich (?) von Homosexualität handeln. Hier werden unterschiedliche Auslegungen dargestellt. Auffällig an dieser Stelle war nach jeder Ausführung zur Bibelstelle das Wort Allerdings, das darauf folgte und die wörtliche Bedeutung erst einmal relativierte zumindest empfand ich es so. Außerdem hätte ich gerne auf eine allzu ausführliche Darstellung der Sexualpraktiken in der Antike verzichtet.
Auf S. 20 schreibt Carsten Schmelzer dann: Meiner Meinung nach kann niemand die Bibel wörtlich nehmen, eine äußerst ungeschickte Formulierung, bei der in mir einige Alarmglocken läuteten. Von da an wuchs meine Verwirrung immer mehr.
Nachdem für mich gefühlt jede Bibelstelle zum Thema Homosexualität relativiert wurde schreibt Schmelzer als erste Schlussfolgerung: Es gibt keine Bibelstelle, die positiv zur Homosexualität steht. Das hätte ich an der Stelle nicht erwartet.
Im Folgenden beschreibt der Autor wissenschaftliche Erkenntnisse, die (z.B. von Freud) gewonnen, aber auch zum Großteil wieder verworfen wurden über die Entstehung und die Probleme beim Versuch Homosexualität aufzugeben.
Im letzten Kapitel berichtet Schmelzer von ein paar gläubigen Homosexuellen und deren Leidensweg. Er zeigt auf, an welchen Stellen Fehler passierten, wo es in den Gemeinden hapert. Wie kann man dem Thema Ehe/Segnung von Homosexuellen begegnen? Hier plädiert er dafür von der strengen Bibelauslegung abzusehen und (gläubigen) Homosexuellen ohne Vorurteile zu begegnen, von der Sünde abzusehen und den Menschen mit den liebenden und vergebenden Augen Jesu zu begegnen.
Hinter diesem Buch steckt ohne Zweifel eine Menge Recherchearbeit, viel Zeit und Mühe. Manches fand ich interessant, manchem kann ich nicht so zustimmen. Ich konnte das Buch nur mühsam lesen, Schmelzer wiederholt sich sehr häufig und ist einige Male für meinen Geschmack zu ausschweifend/ausführlich.
Um dieses Sachbuch in allem verstehen zu können sollte man ein ausgeprägtes Bibelwissen haben und es ist mir persönlich etwas ZU liberal. Dennoch hat das Buch mir viel Stoff zum Nachdenken gegeben und wird mich noch eine Weile beschäftigen. Denn es ist an der Zeit sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und die Scheuklappen abzulegen.