In einer einsamen Villa am Stadtrand von Wien lebt eine alte Dame in einer versunkenen Welt voller Erinnerungen und kostbarer Antiquitäten. In ihrer Bibliothek hängt ein Gemälde von Gustav Klimt. Wer das Bild sieht, will es besitzen. So verwundert es manchen Gast, dass das Gemälde noch immer an seinem Platz hängt, zumal bereits Einbrecher das Haus heimsuchten.
Und obwohl in der Gegend um die Villa Diebe ihr Unwesen treiben, vermutet Chefinspektor Ivo Schalk die Einbrecher im Kreise der Familie und Freunde der alten Dame. Seine Ermittlungen scheinen erste eine Wendung zu nehmen, als ein Maler und seine Frau die Mansarde der Villa beziehen.
In der Kunstgeschichte tauchen immer wieder Fälscher auf, deren Plagiate selbst nach ihrer Entlarvung hohe Preise erzielen. Auf dem Höhepunkt der Geschichte zitiert Edith, die weibliche Hauptfigur des Romans, eine paradoxe Weisheit aus der Welt der Kunst: Hängt eine Fälschung lang genug unter Originalen, so wird sie echt.
Elisabeth Schönherrs Roman spiegelt gesellschaftliche Entwicklungen auf der Ebene menschlicher Begegnungen: den Konflikt der Generationen, die scheinbare Willkür des Kunstmarkts und die prekären Arbeitsbedingungen vieler Kunstschaffender.
Lebendige Figuren, authentische Schauplätze in Wien, im oberösterreichischen Salzkammergut, in Polen und in Norditalien sowie gut recherchierte Details aus der Welt der Kunst machen diesen Roman zu einer spannenden und anregenden Lektüre, erfüllt vom Glanz des Wien der Jahrhundertwende.
Über die Autorin Elisabeth Schönherr wurde 1971 in Österreich geboren. Sie studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Slawistik und verbrachte längere Zeit in Russland und Polen. Seit 1998 lebt sie in Wien, eine Stadt, die sie literarisch immer wieder inspiriert. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit arbeitet die Autorin als Online-Texterin, Web- und Social-Media-Designerin und bloggt unter elisabeth-schoenherr.info.
Genaue Recherche und sprachliche Präzision zeichnen die Romane der Autorin aus. In ihrem 2014 erschienen Roman "Tod im Teehaus" setzt sich Elisabeth Schönherr kritisch mit dem Zen-Buddhismus und der japanischen Kultur des Tees auseinander.
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Das Cover hat mich vom ersten Moment an fasziniert. Dieses Bild mit der extravaganten Damen, dahinter der Herr, nahm sofort meine Aufmerksamkeit ein. Die leuchtenden Farben sind ein Hingucker, nach dem man spontan greift. Passender konnte das Bild nicht gewählt werden, denn es stimmt den Leser sofort darauf ein, was ihn in diesem Buch erwartet.
Es geht um Kunst, Intrigen, Gier und nicht alltägliche Personen.
Allen voran Edith, bei der die Fäden dieses Romans zusammenlaufen. Eher durch Zufall landet sie als Hausmädchen in einer renovierungsbedürftigen Villa bei einer älteren Dame, die das neue Mädchen sofort ins Herz schließt. Ja, sie geht sogar so weit und bietet Edith und ihrem Mann, einem Maler, an, die Wohnung in der oberen Etage zu beziehen, damit Edith immer in ihrer Nähe ist.
In dieses abgelegene Haus in der Nähe Wiens wurde schon mehrmals eingebrochen. Da über dem Klavier ein echter Klimt hängt müssten bessere Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden, will der Neffe seine Tante überreden. Vor allem müsse das Bild entsprechend versichert werden. Er empfiehlt ihr, eine von ihm vorgeschlagene Expertin zu kontaktieren. Dass er damit ganz eigene Pläne verbindet, versteht sich von selbst. Doch seine Tante lehnt entschieden ab. Die verwitwete alten Dame weiß, dazu fehlt ihr das Geld. Zudem ist sie eigensinnig.
Es ist schon ein großer Zufall, dass Edith diesen Neffen in dem Café, in dem sie zuvor arbeitete, als einen unangenehmen Zeitgenossen kennengelernt hat.
Als wären das noch nicht verdächtige und eigenartige Leute genug, gibt es auch noch den Gärtner mit seiner Frau, die von Zeit zu Zeit Gegenstände aus dem Haus tragen und diese verkaufen.
Wie sollte es anders sein, eines Nachts kommt die alte Dame durch einen Sturz im Treppenhaus zu Tode und als ihr Testament Tage später eröffnet wird, kommt der Stein erst richtig ins Rollen. Ab da nimmt der Roman richtig Spannung auf.
Soviel zum Inhalt.
Der Zeitrahmen, der Schreibstil (sehr gut zu lesen!) als auch die Handlungsstränge sind gut durchdacht und aufeinander abgestimmt. Der Roman passt genau nach Wien. Für all das würde ich 5 Sterne geben, wenn - ja wenn da nicht die Personen wären, die mir als Leser seltsam fremd bleiben. Es ist, als wäre da eine trennende Wand zwischen Edith, ihrem malenden Ehemann, als auch den übrigen Personen und mir als Leser. Keinen dieser, ansonsten gut beschriebenen Charaktere, kann ich als Persönlichkeit erfassen. Meine Gefühle ihnen gegenüber sind von einer eigenartigen Distanziertheit. Letztendlich empfinde ich weder Sympathie noch Abneigung ihnen gegenüber. Vielleicht liegt es daran, dass in jedem eine ganz eigene Art von Verschlagenheit zu Tage tritt. Mir fehlt etwas der Funke, der überspringt. Das ist auch der Grund, weshalb ich 1 1/2 Punkte abziehe, also auf 3,5 Sternchen gehe. Doch da es das nicht gibt, entscheide ich mich für 4.
Bis auf diesen kleinen "Makel" hat der Roman vieles zu bieten, was das Herz eines Lesers höher schlagen lässt und seine Neugierde weckt.
Schönes Buch
Bewertung aus Wien am 20.09.2016
Bewertungsnummer: 972030
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
In der Story geht es um ein junges von chronischen Geldsorgen geplagtes Paar (er Maler, sie Kellnerin mit Migrationshintergrund), eine wohlhabende alte Dame und deren Neffen, einen richtigen "Ungustl", wie man in Wien sagt, der zu allem bereit scheint, um sein Erbe zu verteidigen.
Ohne Zweifel handelt es sich um ein Buch für Leute, die das Abgründige an Wien mögen. Der Roman steckt außerdem voller gelungener Schilderungen von Schauplätzen in und um Wien.
Sogar Gustav Klimt samt seinen Landschaftsbildern vom Attersee findet darin seinen Platz.
Offenbar gut recherchierter und anspruchsvoller Roman-Thriller.