Als sei der Fund eines toten Säuglings nicht schrecklich genug, erkennt Myntha rasch, dass diese Angelegenheit noch nicht beendet ist. Denn ihr Vater, der Fährmann Reemt, scheint mehr darüber zu wissen, doch er schweigt beharrlich. Währenddessen steht die Hochzeit ihres Bruders mit ihrer besten Freundin kurz bevor, und auch ihre eigene Verlobung nähert sich. Da werden schwere Anschuldigungen gegen ihren Vater erhoben, und für Myntha rückt alles andere in den Hintergrund. Sie muss zuerst ihrem Vater beistehen – und beginnt, Fragen zu stellen …
Bewertung (Mitglied der Book Circle Community) am 25.10.2023
Bewertungsnummer: 2051982
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Die Geschichte liest sich an und für sich gut, hat viele spannende und berührende Momemnte - und hinterlässt doch einen schalen Geschmack.
Das fängt schon einmal beim Titel an. Zwar finden die Raben und dann Henning Goldmünzen - doch das ist nicht mehr als eine kleine Episode in einem grösseren Gefelcht, in dessen Mittelpunkt etwas ganz anderes steht:
In einem an Fährmeister Reemt gelieferten Weinfass aus dem Hause der Frau Alyss findet sich nämlich ein totgeborenes Kind. Nicht nur Reemt fährt der Schrecken in die Knochen - doch dieser schweigt partout, was der Aufklärung keineswegs dienlich ist. Nichtsdestotrotz gehen Myntha und ihre Brüder der Angelegenheit nach, mitunter unterstützt vom Rabenmeister, Henning und Cedric, auch Frau Alyss und der Notar sind zu Diensten. - Eine gross angelegte Geschichte mit vielen Seitensträngen, bei denen auch früheres Unrecht und Unheil eine Rolle spielt.
Manches war vorhersehbar, manches auch fragwürdig - etwa, dass es möglich sein soll, einen Unschuldigen im Sendgericht zu verurteilen, nachdem der Notar die Fakten offen gelegt hat, die die Unschuld des Angeklagten beweisen. Oder auch, dass das Drohen mit Hölle und Unheil die Neugier der Menschen derart bändigt, so dass sie sich am 1. Advent komplett verbarrikadieren… - Doch kenne ich natürlich die Empfindlichkeit der Menschen jener Zeit in dieser Hinsicht nicht!
Auch dass sich Witold zünftig in die Hand schneidet und verarztet werden muss - kurz darauf aber bei den Flössern zupackt, ist nicht ganz stimmig…
Wer schon andere historische Romane von Andrea Schacht gelesen hat, weiss, dass sie im Prolog jeweils eine bestimmte Gepflogenheit des Mittelalters vorstellt und daraus ihre Geschichte webt. In diesem ‘Myntha-Band’ geht es nun um das Rechtswesen - das Sendgericht, die Strafen von Pranger und Bussgang mit Krone und Kerze, Insgesamt durchaus auch lehrreich!
Der Säugling im Fass
Lerchie am 06.07.2018
Bewertungsnummer: 1115682
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Der Holzhändler und der Fährmann sind sich einig, der Vertrag muss nur noch besiegelt werden. Doch dem Fährmann dauern die Riten des Holzhändlers zu lange und er wischt das Leinentuch beiseite, es fällt in den Dreck…
Eines Tages wird ein Fass von Frau Alyss‘ Wein geliefert, obwohl Myntha keinen bestellt hat. Doch in dem Fass ist nicht nur Wein…
Dem Fährmann wird ein toter Säugling geschickt. Und eine verheiratete Frau behauptet er sei der Vater ihres Kindes…
Doch Myntha kann sich das nicht vorstellen, dass ihr Vater Ehebruch begangen habe…
Sie befragt verschiedene Personen… Nur ihr Vater, der schweigt… Und beschwört so ein Sendgericht herauf, wo man ihn verurteilen wird…
Und dann ist da auch noch der Rabenmeister Frederic, und Mynthas Brüder, die beide furchtbar schüchtern sind…
Und Myntha versucht alles, um ihres Vaters Unschuld zu beweisen…
Was sind das für Riten, die der Holzhändler vollziehen will? Dauert es damit wirklich so lange und hat es der Fährmann so eilig? Hatte jemand anderes Wein bestellt? Vielleicht Mynthas Vater? Was war noch in dem Fass? Wie kam der tote Säugling in das Fass? Und wer tat sowas? Ist Mynthas Vater wirklich der Vater dieses Kindes? Warum hat die Frau das behauptet? Kann man jeder Person, die Myntha befragt hat, trauen? Warum schweigt ihr Vater? Warum sagt er nicht, was wirklich war? Wird das Sendgericht ihn verurteilen? Oder schaffen sie es noch den Gegenbeweis zu erbringen? Haben Mynthas Brüder schon Ehefrauen, bzw. überhaupt ein Mädchen? Wie will Myntha es schaffen, ihres Vaters Unschuld zu beweisen? Alle diese Fragen – und noch viel mehr – beantwortet dieses Buch.
Die ist das dritte Buch um die Fährmannstochter Myntha aus der Feder von Andrea Schacht. Es ließ sich sehr gut lesen, denn der Schreibstil der Autorin ist unkompliziert, was heißt, dass ich keine Fragen zu den Worten oder gar Sätzen in Buch hatte. In der Geschichte war ich schnell drinnen, Ich konnte mich auch gut in die Protangonisten hineinversetzen. In Myntha, die ihrem Vater helfen wollte, von diesem schrecklichen Verdacht loszukommen. In Henning, er Schreckliches erlebt hatte. Ja auch in die Brüder, die Frauen gegenüber so furchtbar schüchtern sind. Und sogar in Mynthas Vater, der so furchtbar stur schwieg. Da Buch war von Anfang an spannend und es hat mich wieder gefesselt und in seinem Bann gezogen. Ich habe es in einem Rutsch gelesen, denn die Spannung hielt sich bis zum Schluss. Leider ist die mir lieb gewordene Autorin im letzten Oktober (2017) verstorben, doch kann ich mich noch auf einen vierten Band dieser Reihe freuen. Ob noch Fragmente für einen fünften vorhanden sind – ich weiß es nicht. Lassen wir uns überraschen. Dieses Buch hat mir sehr gut gefallen und es bekommt von mir eine Lese-/Kaufempfehlung sowie volle Bewertungszahl