Beschreibung
Details
Verkaufsrang
44
Format
ePUB
Kopierschutz
Nein
Family Sharing
Ja
Text-to-Speech
Ja
Erscheinungsdatum
15.08.2016
Verlag
Aufbau Verlage GmbH
Ein seltsam verstörendes, hypnotisierendes Buch über eine Frau, die, laut ihrem Ehemann an Durchschnittlichkeit kaum zu übertreffen ist - bis sie eines Tages beschliesst, kein Fleisch mehr zu essen. »Bevor meine Frau zur Vegetarierin wurde, hielt ich sie für nichts Besonderes. Bei unserer ersten Begegnung fand ich sie nicht einmal attraktiv. Mittelgross, ein Topfschnitt, irgendwo zwischen kurz und lang, gelbliche unreine Haut, Schlupflider und dominante Wangenknochen. So fühlte ich mich weder von ihr angezogen noch abgestossen und sah daher keinen Grund, sie nicht zu heiraten.« Yeong-Hye und ihr Ehemann sind ganz gewöhnliche Leute. Er geht beflissen seinem Bürojob nach und hegt keinerlei Ambitionen. Sie ist eine zwar leidenschaftslose, aber pflichtbewusste Hausfrau. Die angenehme Eintönigkeit ihrer Ehe wird jäh gefährdet, als Yeong-Hye beschliesst, sich fortan ausschliesslich vegetarisch zu ernähren und alle tierischen Produkte aus dem Haushalt entfernt. »Ich hatte einen Traum«, so ihre einzige Erklärung. Ein kleiner Akt der Unabhängigkeit, aber ein fataler, denn in einem Land wie Südkorea, in dem strenge soziale Normen herrschen, gilt der Vegetarismus als subversiv. Doch damit nicht genug. Bald nimmt Yeong-Hyes passive Rebellion immer groteskere Ausmasse an. Sie, die niemals gerne einen BH getragen hat, fängt an, sich in der Öffentlichkeit zu entblössen und von einem Leben als Pflanze zu träumen. Bis sich ihre gesamte Familie gegen sie wendet. Die Vegetarierin ist eine kafkaeske Geschichte in drei Akten über Scham und Begierde, Macht und Obsession sowie unsere zum Scheitern verurteilten Versuche, den Anderen zu verstehen, der ja doch, wie man selbst, Gefangener im eigenen Leib ist.
Unsere Kundinnen und Kunden meinen
Es ist kein Buch, das zur Unterhaltung einlädt, sondern zum Nachdenken anregt
Kerstin Kartenwerkstatt Kreativ- und Buchblog aus Damme am 13.12.2024
Bewertungsnummer: 2363459
Bewertet: eBook (ePUB)
Das Cover ist sehr vielschichtig und offenbart erst bei näherer Betrachtung alle Details. Beim ersten Blick habe ich einfach nur rosa Blüten auf einem dunklen Untergrund gesehen. Schaut man aber genauer hin erkennt man ein Stück Fleisch, eine Hand, eine Zunge und einen Strohhalm. Um so länger man das Bild betrachten, um so mehr entdeckt man dort und ich verspreche dir, du wirst noch viel mehr zwischen den Blüten sehen, als ich hier jetzt aufgezählt habe.
Die Vegetarierin von Han Kang erschien im Aufbau Verlag. Ich wurde auf das Buch aufmerksam, durch die Verleihung des Nobelpreises für Literatur 2024, mit dem die Autorin ausgezeichnet wurde. Aus Neugierde habe ich geschaut, welche Bücher sie veröffentlicht hat und so fiel mein Blick auf „Die Vegetarierin“. Ohne mich mit dem Inhalt wirklich zu befassen habe ich das Buch gewählt und traf auf eine ganz ungewöhnliche Geschichte. Die ich ohne die Verknüpfung zum Nobelpreis für Literatur vermutlich nie gelesen hätte. Aber so fühlte ich mich ein wenig in meine Schulzeit zurückversetzt und folgte der Erzählung, die mich von Anfang an, an Franz Kafka denken ließ, dazu später mehr.
Die Geschichte lässt sich gut lesen. Formal ist sie geprägt durch kurze prägnante Sätze, die allerdings sehr wortgewaltig daher kommen. Die Erzählung ist in drei Teile gegliedert, die jeweils von Yong-hye handeln und ihren kontinuierlichen Verfall der äußeren Körperhülle zeigen. Ob sie nun wirklich unter einer psychischen Krankheit leidet oder auch in gewissem Sinne keinen anderen Ausweg sieht, möchte ich nicht beurteilen. Sie zeigt ein sehr gestörtes Verhältnis zum Leben in einer Gemeinschaft.
Der mysteriöse Traum aus dem ersten Abschnitt sorgt für den weiteren Verfall. Hier gibt Chong, Yong-hyes Ehemann einen Einblick in das gemeinsame Leben und zeigt auf, wie sie zur Vegetarierin wird. Alles klingt etwas verstörend und auf mein eigenes Leben nicht adaptierbar. Beim Lesen bekam ich ganz schnell eine gesunde Distanz zu den Figuren und ließ mich auf das Kopfkino der besonderen Art ein. Nur hier kommt die scheinbare Protagonistin in die Position der Ich-Erzählerin in Form der mysteriösen Träume. Ansonsten übernimmt im ersten Abschnitt ihr Ehemann den Part des Ich-Erzählers und danach folgen im zweiten und dritten Abschnitt jeweils Erzähler in der dritten Person. Den Anfang übernimmt der Schwager und übergibt dann an die ältere Schwester der Protagonistin.
Ich habe das Buch gelesen, weil ich neugierig auf die Preisträgerin des Literatur Nobelpreises war und als Buchbloggerin unbedingt mir selbst einen Eindruck von ihrem Schreibstil machen wollte. Es ist kein Buch, das zur Unterhaltung einlädt, sondern mehr eine Geschichte zum Nachdenken und interpretieren. Zu Beginn wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass es eine kafkaeske Erzählung ist. Worauf ich vorhin schon kurz hingewiesen habe. Beim Lesen konnte ich immer wieder diesen Vergleich ziehen und kam mit dem, was ich von Franz Kafka selbst gelesen habe zu einem ganz ähnlichen Schluss.
Man muss sich einfach mal auf diesen Erzählstil einlassen und bekommt dann eine einzigartige Geschichte. Besonders interessant, gerade für mein künstlerisches Herz fand ich den zweiten Teil der Geschichte. Hier nimmt der Schwager, der als Künstler tätig ist die Erzählung in seine Hand und lässt mich als Leser zu nächst an seinen Visionen teilhaben, um uns dann live mit zu seinem Kunstprojekt zu nehmen. Er malt nicht nur Kunstwerke auf die Haut von Menschen, sondern fängt dieses Unterfangen mit der Kamera ein und schneidet daraus ein ganz besonderes Video. Durch die detaillierte Beschreibung seiner Aktion, hatte ich Yong-hye direkt vor Augen, wie sie von oben bis unten mit Blumen bemalt ist. Fasziniert habe ich seine Schilderungen verfolgt und konnte das fertige Kunstobjekt vor mir sehen. Freue dich nach dem ersten sehr ernsten und irgendwie skurrilen Teil auf einen farbenfrohen zweiten Abschnitt. Der zwar nicht weniger skurril ist, dafür aber einfach was fürs Auge macht.
Traust du dich, einfach mal etwas ganz anderes zu lesen? Dann öffne „Die Vegetarierin“ von Han Kang und reise in eine andere Welt. Versuche den obskuren Gedanken der Protagonistin zu folgen und erfreue dich, an deinem ganz normalen Leben. Lasse dich ein auf eine Geschichte, die ein wenig an Franz Kafka erinnert und dich so schnell nicht wieder loslässt. Ich empfehle das Buch gerne weiter und schließe mit einem ganz passenden Zitat ab.
„Argwohn, Misstrauen, Feindseligkeit und Neugier sind in ihren Blicken zu lesen. Sie kümmert sich nicht darum, sie ist daran gewöhnt.“
Befreiung aus der Lieblosigkeit
meerblick am 21.11.2024
Bewertungsnummer: 2347109
Bewertet: eBook (ePUB)
'Die Vegetarierin' wurde bereits im Jahre 2007 veröffentlich und die Südkoreanerin Han Kang erhielt dafür in diesem Jahr (2024) den Literaturnobelpreis. Der Roman ist weit davon entfernt, ein Wohlfühlroman zu sein. Mich hat er zunächst sprachlos zurückgelassen, zum Nachdenken aufgefordert. Themen wie Einsamkeit, Gewalt, Verzweiflung, Selbstzerstörung stehen im Mittelpunkt der Geschichte, werden unaufgeregt in einer eher nüchternen Sprache in Szene gesetzt und erzeugen beim Lesen eine Sogwirkung. Ein historisches Trauma zerstört nicht nur Ehen, entzweit eine Familie, sondern lässt die Protagonistin Yong-Hye kümmerlich verdorren, wie eine Pflanze, der man jegliche Fürsorge und Liebe entzieht.
Nach einem verstörenden Traum verweigert Yong-Hye die Aufnahme von tierischen Produkten, insbesondere von Fleisch und wird damit zur Zielscheibe ihrer Familie, die mit Unverständnis, Ablehnung und sogar Gewalttätigkeit reagiert. Nur ihre ältere Schwester In-Hye zeigt sich ihr gegenüber fürsorglich, obwohl sie ebenso Leidtragende der patriarchischen Entgleisungen und Verachtung wird. Doch auch ihr entzieht sich Yong-Hye, strebt nach Isolation und Abschottung durch Verwandlung.
In drei Erzählsträngen berichten drei Familienmitglieder aus ihrer Sicht über die Zeit der Verwandlung dieser jungen Frau von einer Ehefrau, einer Schwägerin, einer Schwester hin zur Hungerkünstlerin. Parallelen zu Kafkas 'Ein Hungerkünstler' sind deutlich zu erkennen.
Es lohnt sich diesen Roman zu lesen, der zugleich berührt und nachdenklich stimmt.
Meinungen aus unserer Buchhandlung
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ein so wichtiges Thema - doch positive Darstellung geht anders... schade
Bewertet: eBook (ePUB)
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bisschen Fiebertraum
Bewertet: Buch (Taschenbuch)