Beschreibung
Details
Format
ePUB 3
Kopierschutz
Nein
Family Sharing
Ja
Text-to-Speech
Nein
Erscheinungsdatum
01.03.2018
Iquitos am Amazonas, 1984: Irina ist gemeinsam mit ihrem Freund Hilmar auf der Suche nach ihrem Zwillingsbruder. Thomas war Teil der Filmcrew um Werner Herzog und Klaus Kinski, ist jedoch nach Abschluss der Dreharbeiten zu »Fitzcarraldo« spurlos verschwunden. Entlang der grossen Flüsse reisen die beiden in den Regenwald des Amazonasbeckens und tief hinein in die Abgründe menschlicher Hoffnungen und Sehnsüchte. Auf mehreren Ebenen erzählt »Stromland« von Verschollenen und der Suche nach dem richtigen Leben, nach unberührten Orten und neuen Wahrheiten. Dabei führt der Roman durch drei Jahrhunderte, in denen Auswanderer und Abenteurer ihre Spuren hinterlassen haben, und verknüpft Orte, Personen und Familiengeschichten über die Zeit hinweg zu einem engen Netz, in dem sich alle Figuren verfangen haben.
Unsere Kundinnen und Kunden meinen
Highlight! - Eine Reise ins Herz der Finsternis
Bewertung aus Leiblfing am 06.08.2018
Bewertungsnummer: 1123575
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Diesen Roman finde ich schlichtweg genial und er ist schon jetzt eines meiner Highlights 2018!
Um das Stromland im Amazonasgebiet ranken sich viele Geschichten und Mythen. Viele Abenteurer und Goldjäger haben hier über die Jahrhunderte schon ihr Glück versucht, die meisten davon sind gescheitert.
Brasilien im 18. Jahrhundert. Flirrende Hitze mitten im Dschungel, Affen kreischen, Kolibris flattern. Die Jesuiten, auch Schwarzröcke genannt, beginnen die indigenen Bewohner zu missionieren. Friedlich und mit einigem Erfolg. Bis wenig später bewaffnete Spanier und Portugiesen in den Dschungel eindringen und Besitzansprüche stellen. Schwitzend und halb irr von der Gier nach Gold, von Mücken zerstochen. Nun beginnt ein blutiger Kampf am Amazonas, der bis heute andauert.
"Der Urwald war lichtgetränkt, Schlingpflanzen und Farne wucherten, riesige gemaserte Blätter, Blütenkelche, die Aasdüfte verbreiteten, winzige Fliegen setzten sich an ihre Lippen, in die Nasenlöcher. " Seite 131
Peru, 1984. Irina ist gemeinsam mit ihrem Freund auf der Suche nach ihrem Zwillingsbruder Thomas, der bei einem Filmdreh im Dschungel verschollen ist. Unerfahren und unter widrigsten Bedingungen geraten sie tief ins Herz der Finsternis, bewegen sich zunehmend an der Grenze zwischen Wahn und Realität, Erinnerung und Hoffnung. Zufällig treffen sie schließlich auf die Familie Wilhelmi deren Wurzeln im Dschungel bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen. Johann Wilhelmi war einer der ersten, die ihr Lager im peruanischen Urwald aufschlugen - und blieben.
Florian Wacker schlägt einen großen Bogen über drei Jahrhunderte und erzählt von der Verzweiflung und von der Einsamkeit, von Krankheiten und von den Abgründen menschlicher Hoffnungen und Sehnsüchte.
Die Handlung ist spannend und tiefgründig. Besonders beeindruckt hat mich an diesem Roman aber die Sprache. Denn die ist grandios. Detailreich, oft poetisch. Der Leser bekommt Bilder wie im Kino, bisweilen grausam, aber immer hautnah und eindringlich. Auf mehreren Zeitebenen, über drei Jahrhunderte, doch der Regenwald bleibt immer gleich unwirtlich, hier gelten eigene Gesetze, die der Zivilisation sind außer Kraft gesetzt. Was passiert mit der Menschlichkeit fernab der Zivilisation? Wie weit gehen die Siedler, um ihr Leben in der Wildnis lebenswert zu gestalten und dem Regenwald Stück für Stück Land abzuringen?
"Aber der Fluss kennt unsere Namen, der Wald kennt unsere Gesichter. Sie werden weinen, wie kleine Kinder vor Sehnsucht, und dann werden sie zu toben beginnen und alles tun, um uns zurückzuholen." Seite 283
Für mich ist dieser Roman die Entdeckung des Jahres. Ein anspruchsvoller und spannender Abenteurerroman, der viele existenzielle Fragen aufwirft. Fesselnd und grandios geschrieben. Sollte man gelesen haben!
Eine abenteuerliche Suche
Miro aus Wels am 11.06.2018
Bewertungsnummer: 1109678
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Stromland ist der erste Roman für Erwachsene von Florian Wacker und das Ergebnis einer 3jährigen Recherche. Dass sich der Autor intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt hat, spürt man beim Lesen. Man wird hineingesogen in die Mysterien des Urwalds.
Man wird über die Geschichte der Einwanderer in den Roman geführt. Soldaten, Priester und die ersten deutschen Siedler kommen zu Wort. Und dann startet die Geschichte um Irina und Thomas, Zwillinge, deren Bindung äußerst stark ist. Doch Thomas ist ein Abenteuer und er nutzt die Gelegenheit, um mit einem Filmteam um Klaus Kinski und Werner Herzog an den Amazonas zu reisen. Er kehrt nicht mit den anderen zurück. Er möchte das Land entdecken und macht sich auf die Suche nach den Geistern, die den Wald beseelen. Irina ist ständig in Briefkontakt mit Thomas. Als die Briefe enden, macht sie sich mit ihrem Freund Hilmar auf den Weg, Thomas zu finden.
Ihre Suche führt sie in die tiefsten Abgründe des Urwalds bzw. der Menschheit. Wie das ausgeht, wird nicht verraten.
Florian Wacker hat diesen Roman mit vielen geschichtlichen Details gespickt. Wir lesen von den Jesuiten, die missionarisch unterwegs waren, von den Goldsuchern, von den deutschen Auswanderern, die sich ein kleines Stück Heimat in der Ferne geschaffen haben und natürlich geht es auch um Drogen.
Die Sprache ist vielleicht etwas spröde, aber das nimmt dem Buch nichts an Spannung. Ich habe es mit großem Interesse gelesen und auch wenn es mich etwas ratlos zurücklässt, weil Vieles unaufgeklärt bliebt, konnte es mich begeistern.
"Es ist die Vergangenheit, die zerbröselt. Wichtig ist die Zukunft. Die habe ich gefunden." (S. 339)
Diesen Schritt müssen wir Leser einfach mitmachen. Wir müssen akzeptieren, dass die Vergangenheit nicht zwingend rekonstruierbar ist. Dann können wir auch das Ende gut annehmen.
Allen, die mit offenen Enden nichts anfangen können, empfehle ich das Buch nicht. Aber alle, die es mögen, wenn etwas im Dunklen bleibt, die sich gerne ihre eigene Vorstellung bilden, die dem Mysteriösen nicht abgeneigt sind, die werden dieses Buch genauso schätzen wie ich!