Die Farbe von Wasser erzählt die Geschichte James McBrides, der in den sechziger Jahren - den Zeiten von Malcolm X und Martin Luther Kings - an der Seite von elf Geschwistern in New York aufwächst. Vor allem aber erzählt es die bewegende Geschichte seiner weissen Mutter Ruth, die 1921 in Polen als Tochter eines orthodoxen Rabbiners geboren wird, mit zwei Jahren mit ihrer Familie nach Amerika auswandert und mit 17 für immer ihr Elternhaus in Virgina verlässt, um in New York einen Schwarzen zu heiraten. Eine Familiengeschichte wie ein Roman, mit einer Heldin, die wie selbstverständlich über Rassenkonflikte und persönliche Entbehrungen triumphiert.
Bewertung (Mitglied der Book Circle Community) am 25.10.2023
Bewertungsnummer: 2052127
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Mc Bride erzählt hier seine Lebensgeschichte - und die seiner Mutter. Auf der Suche nach sich selbst und seiner Identität wurde ihm immer klarer, dass er sich selbst nur dann besser kennt, wenn er auch seine Mutter besser kennt - doch diese machte schon immer ein Geheimnis um ihre Person. - Dieses Geheimnis zu lüften brauchte von Seiten Mc Bride’s Hartnäckigkeit. …bis es ihm gelingt, verstreichen Jahre - Als die Mutter jedoch bereit ist, die Tür zu ihrer Vergangenheit zu öffnen, öffnet sich auch für sie eine Tür zum Leben - man spürt, wie wichtig es war, dass sie doch noch einmal ganz bewusst über ihre Kindheit, Familie… reden und damit abschliessen konnte.
Das Buch ist sehr spannend aufgebaut: James erzählt sein Leben und dazwischen fügt er in Kursivdruck die Kapitel über die Mutter ein, die in ungefähr derselben Lebenszeit spielen. Sie selbst geboren 1921 wuchs in einer jüdischen Einwandererfamilie auf, heiratete in den 40er einen Afro-Amerikaner - womit sie den Ausstoss aus der eigenen Familie besiegelte.
James wächst in der Zeit der Rassentrennung und der Bürgerrechtsbewegung auf - die Mutter fast die einzige Weisse im schwarzen Viertel - worum sie sich allerdings überhaupt nicht kümmerte - Hautfarbe war für sie kein Thema.
James selber kannte seinen Vater nicht, da dieser starb, als er noch nicht geboren war, die junge Witwe mit acht Kindern heiratet ein weiteres Mal, bringt weitere vier Kinder zur Welt - auch diesen Mann trägt sie nach 14 Ehejahren zu Grabe und schlägt sich dann alleine durch.
Das Buch ist ein Stück Zeitgeschichte - und war auch von diesem Aspekt her sehr interessant zu lesen. Manches war unverständlich - geradezu schockierend… wurde aber dann doch ‘aufgehellt’ durch die Lebensgeschichte von Ruth Jordan Mc Bride.
Gerade der Schluss, wo Ruth ihr Geheimnis lüftet und zurückfährt nach Suffolk, ist eindrücklich und berührend. Überhaupt wie sie ihr Leben zu meistern suchte und bei allem Schwierigen nie zu kämpfen aufgab. Manches ist fragwürdig -ja- , aber insgesamt war es eine gute Lektüre, die nachdenklich stimmt - und in eine Welt und Zeit Einblick gewährt, die wir hier in der Schweiz so nicht kennen (Rassenthema, etc.)
Eine außergewöhnliche Lebensgeschichte
Bewertung am 04.01.2021
Bewertungsnummer: 492577
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
"Die Farbe von Wasser" ist die Autobiographie von James McBride, Sohn einer weißen Mutter und eines schwarzen Vaters, geboren 1957 in Brooklyn und das achte von zwölf Kindern.
Ohne Pathos erzählt er von seiner Kindheit und Jugend, die geprägt waren von Armut, Entbehrungen und Diskriminierung. Als Kind bemerkt er, dass seine Mutter aufgrund ihrer Hautfarbe anders ist als die Mütter seiner Freunde und immer aus der Menge hervorsticht. Er hat Angst um sie, denn es kommt immer wieder zu Rassenunruhen. Als Jugendlicher ist er auf der Suche nach seiner eigenen Identität. In eingefügten Abschnitten erzählt Ruth McBride ihre Geschichte, die mich sehr bewegt hat.
Man lernt eine außergewöhnliche Frau kennen, die stets ihren eigenen Weg gegangen ist ungeachtet der für sie folgenschweren Konsequenzen. Ihr starker Glaube hilft ihr durch schwierige Zeiten, und sie hat ihren Kindern immer wieder vermittelt, dass Bildung der einzige Weg aus der Armut ist.
Es ist ein bemerkenswertes und eindrucksvolles Buch, da James McBride ohne Ausschweifungen und Verklärung seine Familiengeschichte erzählt und sie somit nicht ins Kitschige abgleitet.