Beschreibung
Details
Einband
Gebundene Ausgabe
Erscheinungsdatum
11.08.2018
Verlag
Carl HanserSeitenzahl
320
Maße (L/B/H)
20.8/13.5/2.9 cm
Gewicht
407 g
Nach Kriegsende wird der vierzehnjährige Nathaniel mit seiner Schwester Rachel von den Eltern in London zurückgelassen. Der geheimnisvolle „Falter“, der sie in Obhut genommen hat, und dessen exzentrische Freunde kümmern sich fürsorglich um sie. Wer aber sind diese Menschen wirklich? Und was hat es zu bedeuten, dass die Mutter nach langem Schweigen aus dem Nichts wieder zurückkehrt? „Meine Sünden sind vielfältig“, wiederholt sie, mehr gibt sie nicht preis. Als er erwachsen ist, beginnt Nathaniel die geheime Vergangenheit seiner Mutter als Spionin im Kalten Krieg aufzuspüren. Fünfundzwanzig Jahre nach dem „Englischen Patienten“ hat Michael Ondaatje ein neues Meisterwerk geschrieben.
Unsere Kundinnen und Kunden meinen
Nach dem Krieg ist vor dem Krieg
Bewertung am 03.01.2019
Bewertungsnummer: 432141
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Dass Michael Ondaatje zu den vielschichtigsten und interessantesten Gegenwartsautoren zählt, hat er auch nach " Der englische Patient" in seinen weiteren Romanen bewiesen, die -man muss es ja leider sagen - nicht mehr die mediale Aufmerksamkeit bekommen haben, wie der Megaseller aus den 90er Jahren. Ebenso wie bei Harry Potter, weiss ich aber nicht mehr genau, ob ich mich beim englischen Patienten an den Blockbuster oder die Literaturvorlage erinnere. Falls sein neuer Roman "Kriegslicht" verfilmt wird, kann ich mir den Streifen aber nur in schwarz-weiß vorstellen. Zu düster die Szenerie 1945 in zerstörten Straßenzügen Londons, nächtliche Fahrten mit einem alten Kahn über Nebenarme der Themse und verlorene Seelen, die erstaunlicher Weise nach dem Krieg jegliche Orientierung und Halt verloren haben. Erstaunlich deshalb, weil die meisten Protagonisten während des Krieges in Geheimdiensttätigkeiten verwickelt waren, die sie offensichtlich zu höchster Leidenschaft, Kreativität und Sinnstiftung antrieben. Bleibt zu hoffen, dass der Autor uns damit keine versteckte Botschaft mit auf den Weg gibt. Das Buch lebt aber eindeutig von der Atmosphäre und der Perspektive seines "Helden" Nathaniel. Der 14 jährige Junge wird von heute auf morgen von seinen Eltern verlassen, und zusammen mit seiner Schwesten Rachel in die Obhut eines scheinbar dubiosen Kleinkriminellen namens Falter gegeben, der einen weiteren Sonderling, den "Boxer", eine mindestens ebenso zwielichteGestalt, seinen besten Freund nennt. Diese illustre Gesellschaft übernimmt nun die eigenwillige Erziehung. Ebenso wie bei Mary Poppins, gelingt es aber auch Falter und seinen Spießgesellen, nach und nach das Vertrauen der Kinder zu gewinnen. Für Nathaniel wird dieses Jahr, das abenteuerlichste und prägendste seines Lebens.Bis ebenso unverhofft die Mutter ohne Erklärung und Entschuldigung wieder auftaucht. Viele Jahre später begibt Nathaniel sich auf Spurensuche, um die Geheimnisse seiner Mutter und Gestalten der elternlosen Zeit zu ergründen. Ondaatje führt uns, wie schon in seinem lesenswerten Roman " Katzentisch", wo das elfjährige Kind Michael alleine eine dreiwöchige Kreuzfahrt von Sri Lanka nach England unternimmt, in eine Laborsituation, in der seine jungen Romanfiguren in einem Schwebezustand zwischen Traum und Alptraum, die wichtigsten Phase ihres Lebens erfahren. Als Leser wird uns viel abverlangt, da der Roman sich wie ein Mosaik aus vielen Teilen zusammensetzt, die ersteinmal sortiert werden müssen. Das erfordert Geduld, die sich aber auszahlt, da Ondaatje ein großartiger Erzähler ist, der uns in "Kriegslicht" ganz still und heimlich von einer coming-of-age story in einen Agententhriller rutschen lässt. Ein durch und durch literarisches Buch, was sowohl Empfehlung als auch Warnung ist.
Konnte mich leider nicht wirklich überzeugen
Bewertung aus Leiblfing am 16.11.2018
Bewertungsnummer: 1147756
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Michael Ondaatje - Kriegslicht
Nachdem ich erst vor etwa einem Jahr „Der englische Patient“ gelesen habe, welcher mir hervorragend gefallen hat, war dieser neue Roman von Ondaatje für mich ein absolutes Muss. Unerwarteter Weise hab ich mich mit diesem Werk relativ schwer getan. Ich glaube fest, dass dies ein sehr gutes Buch ist, einige Passagen haben mir auch sehr gefallen. Trotzdem konnte mich die Geschichte im Ganzen einfach nicht wirklich und vor allem nicht über einen längeren Zeitraum fesseln. Vermutlich kam es für mich einfach nicht zur richtigen Zeit, um mich vollständig darauf einlassen zu können. Sehr schade, denn die Erwartungen waren hoch.
Konkret geht es um die Geschwister Nathaniel und Rachel, die kurz nach dem Krieg von ihren Eltern in London zurückgelassen werden. In der Obhut eines geheimnisvollen Mannes, Falter genannt. Jahre später kommt die Mutter zurück, ohne den Vater und ohne eine befriedigende Erklärung. Für ihre Kinder bleibt sie fortan eine Fremde.
Viele Jahre später, nach dem Tod der Mutter, beginnt Nathaniel nachzuforschen, was damals wirklich geschehen ist und welche Rolle sie damals im Kalten Krieg einnahm.
Die Geschichte ist zweigeteilt. Während der erste Teil die Gefühlswelt und das Unverständnis der zurückgebliebenen Kinder behandelt, geht es im weiteren Verlauf um die Nachforschungen des erwachsenen Nathaniel, der Stück für Stück die Geschichte seiner Mutter aufdeckt, deren selbstloses Handeln von Liebe und Krieg geprägt war, die dadurch dennoch ihre Familie zerstört hat, und das Leben ihrer Kinder bis weit ins Erwachsenenleben hinein beeinflusst hat. Beinahe erscheint es dem Leser wie eine Flucht, die sie ihren Kindern unwiderruflich entfremdet.
"Man kehrt zu dieser früheren Zeit zurück, ausgerüstet mit der Gegenwart, und einerlei, wie dunkel diese Welt war, will man sie doch erhellen. Das eigene erwachsene Selbst nimmt man mit. Man erlebt das Vergangene nicht von neuem, sondern ist erneut Beobachter." Seite 133
Auch wenn der Roman durchaus vielversprechend beginnt, verliert er sich doch immer wieder in Nebensächlichkeiten und Abschweifungen. So erfordert er sehr viel Geduld. Besonders gegen Ende der ersten Hälfte hatte das Buch für mich eine lange Durststrecke.
Auch wenn diese Geschichte toll geschrieben ist, erreicht sie jedoch bei Weitem nicht die Sogwirkung des „englischen Patienten“.
Mich hätte dieser Roman beinahe auf der halben Strecke verloren. Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, ihn trotz aller Bemühungen letztendlich nicht komplett verstanden, durchdrungen zu haben.