"Es gibt sie noch: Poeten, die sich mit existenziellem Ernst den Lebensfragen widmen", schrieb Dorothea von Törne in der »Literarischen Welt« über Mirko Bonnés »Traklpark«. Mit »Wimpern und Asche«, einem Band mit Gedichten aus den letzten sechs Jahren, bestätigt Bonné, dass er zu den eigenständigsten Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartslyrik zählt.
Subtil und präzise widmen sich die Gedichte der Darstellung der Schönheit wie der Zerstörung unserer Welt. In überraschender grafischer Gestalt und kunstvoll gegliederten Kapiteln entfalten sie einen Lesefluss, der in eine erfahrungssatte Lektüre hineinzieht. Diese Gedichte suchen ihresgleichen, sie lassen einen lange nicht los.
„Jeder erwartet viel Besseres als Träume. / Such keinen Ausgang, finde den Eingang! (Zitat aus „Venceremos“, Seite 67)
Inhalt
Dieser Band enthält Gedichte, die in den letzten sechs Jahren vor dem Erscheinungsdatum entstanden sind, in insgesamt dreizehn Kapitel zusammengefasst, deren Überschrift sich immer als Aussage in einem der Gedichte des jeweiligen Kapitels wiederfindet. Nur das Kapitel „Wimpern und Asche“, das diesem Gedichtband auch den Namen gibt, umfasst ein einziges Gedicht.
Themen und Sprache
Die Themen umfassen alle Bereiche des Lebens, Gedanken, Gefühle, Fragen und die Suche nach Antworten. Es sind oft kleine Situationen, die den Autor zu seinen Gedanken und Überlegungen anregen, die sich dann oft zu einer Geschichte weiten. Da besucht er zum Beispiel das New Yorker Metropolitan Museum und findet dort, am Fuße einer Statue der Aphrodite, ein Gecko, klein, blau, aus Gummi, unterhält sich mit ihm. Immer wieder geht es um die Schönheit der Natur in allen Jahreszeiten und darüber, wie wir Menschen sie zerstören. Das Gedicht, das diesem Gedichtband den Namen gibt, „Wimpern und Asche“, ist eine Gedankenreise in epischer Länge, von der Alster bei Hochwasser folgt der Text drei Plastikkanistern, die dort treiben, in die Elbe, in die Nordsee, verbindet sie mit Fakten zu Mikroplastik im Meer. „Obgleich für Plastik wohl / dasselbe gilt wie für die Seele. Ein / endgültiges Verschwinden, / nein, das gibt es nicht.“ (Zitat aus „Wimpern und Asche“, Seite 76, 77). Das Gedicht „Zwischen den Zeilen“ dagegen erinnerte mich sofort an die Romane „Eiskalte Himmel“, 2006, und seinen neuen, 2021 erschienenen Roman „Seeland Schneeland“. „Am Morgen war die Schneelandschaft / zurück, nicht irgendeine, sondern die / am Ende des Romans. Und damit auch / das ganze Buch mit seinen Menschen.“ (Zitat aus „Zwischen den Zeilen“, Seite 116)
Fazit
Mirko Bonné ist ein Poet, der uns in seinen Gedichten, wie auch in seinen Romanen, eindrückliche und bewegende Geschichten erzählt.
Bewertung am 14.12.2020
Bewertungsnummer: 490008
Bewertet: Buch (Extra grosses Format)
Ich lese selten Gedichte aber dieser Band hat es mir angetan.
Seine Lyrik ist von Alltag durchdrungen und seine Sprache von melancholischer Sinnlichkeit.