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Die Krone der Schöpfung
NiWa am 03.03.2021
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Schon länger als der Mensch begreift, herrscht Krieg zwischen zwei außerirdischen Spezies. Gorgonen kämpfen gegen Cypher, die ausgerechnet die Erde als Schlachtfeld verwüsten. Mitten in Blut, Zerstörung und Hoffnungslosigkeit erwacht ein Junge, der weder weiß, wer er ist, noch woher er kommt. Er fühlt, dass er die Menschheit retten kann.
"Die Grenze" ist ein fantastischer Endzeit-Roman von Robert McCammon, der mit diesem Werk erneut seine Vielfältigkeit unter Beweis stellt.
McCammon breitet vor dem Leser eine Welt aus, die kaum hoffnungsloser sein kann. Cypher kämpfen gegen Gorgonen, Gorgonen kämpfen gegen Cypher, und mittendrin ist der Mensch, der einer Ameise gleich um sein Leben rennt.
Mit den außerirdischen Spezies erschafft McCammon eine Bewusstseinsebene, die weit oberhalb der menschlichen Entwicklung liegt. Sie sind unbegreiflich und unerklärlich, nehmen die übrig gebliebenen Menschen eher als Ungeziefer - wenn überhaupt - wahr, und Leser und Figuren ahnen, dass unsere Welt ein winziges Rädchen in der Gesamtheit des Universums ist.
Daraus ergibt sich eine zerstörte Existenz, die von Angst und Verzweiflung geprägt ist. Die wenigen Menschen haben sich verschanzt, während über ihnen und mittendrin ein unfassbarer Krieg wütet. Der Himmel leuchtet, wenn geschossen wird, Trümmerteile von Raumfahrzeugen pflügen durch Gebäude und Stadtteile, und die Menschen erleiden Furchtbares, aus dem es offensichtlich keinen Ausweg gibt.
Im Zentrum ausgebrannter Supermärkte, zerbröckelten Trümmern und zermalmten Knochen erwacht Ethan, der weder weiß, wo noch wer oder was er ist. Er hat nichts weiter als die Gewissheit, dass es in seinen Händen liegt, das Schicksal der Menschheit zu wenden.
Thematisch läutet McCammon das Ende der Welt ein, um dem Leser zu zeigen, wie beschränkt der Mensch in seiner Wahrnehmung ist. Es geht deutlich hervor, dass wir eine arrogante Spezies sind, die sich in ihrer Überheblichkeit selbst als exklusive Krone der Schöpfung betrachtet. Der Autor eröffnet mit "Die Grenze" eine ergebende Sicht auf die Existenz, erdenkt ungeahnte Mechanismen und unterstreicht sein Werk mit der Gewissheit, dass für den Menschen Demut gegenüber des Universums und der Natur angebracht ist.
Ethans Abenteuer ist rasant, actionreich und bietet Hoffnung, die sich schimmernd von der blutverschmierten Verzweiflung hebt. Er trifft Unterstützer und tritt mit ihnen eine gefährliche Reise an, die spannend und fesselnd zu lesen ist.
Mir hat McCammons demutvolle Sichtweise ausgezeichnet gefallen. Sein Blickwinkel nimmt den handelnden Figuren jeden heroischen Zug und zeigt, dass wir uns im Angesicht der Unendlichkeit eher wimmernd in einer Ecke verkriechen als uns mit einer eindrucksvollen Verbeugung gegen das Schicksal zu stellen. Außerdem regt er das Gedankenkarussell an, indem er die Idee von Leben auf eine neue Ebene stellt.
Erzählerisch zeigt der Autor sein Know-how. Er wechselt zwischen grausamen Eindrücken, actionreichen Szenen und emotionalen Einsichten, wobei mir die Kampfszenen zu lang gezogen und zu ausgiebig beschrieben sind.
Die Figuren sind allesamt vortrefflich ausgearbeitet, wobei ihnen klar Passagen zugeordnet sind. McCammon zeichnet sie in ihrer Tiefe, wenn es angebracht ist, und lässt sie verblassen, sobald die Oberfläche für die Handlung wichtiger ist. Insgesamt habe ich für Ethan und seinen Trupp ein gutes Gefühl bekommen, habe sie kennengelernt, mich mit ihnen gefürchtet und mich gegen die Verzweiflung gewehrt, als die Situation ausweglos war.
Neben der eindrucksvollen philosophischen Betrachtung ist es ein brutaler Roman, der emotional sowie bildlich an die Nieren geht. McCammon lässt den Leser nachdenken, schockiert mit blutigen Szenen, streut Horror-Elemente und persönliche Schicksale ein, fesselt mit Kampfszenen und breitet ein finsere Hoffnungslosigkeit über Figuren und Leser aus.
Im Endeffekt ist „Die Grenze“ ein grausamer, demütigender Endzeit-Roman, der Horror-Elemente mit fantastischen Theorien verbindet, und meinem Geschmack nach in diesem Genre außergewöhnlich beeindruckender Lesestoff ist.
Keine netten Aliens...
Bewertung aus Ronnenberg am 01.07.2019
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
„Der Junge wusste es, aber er wusste nicht warum er es wusste, denn er erinnerte sich an nichts!“
So, oder so ähnlich, beginnt das erste Kapitel der Geschichte um zwei Alienrassen, die sich auf der Erde gegenseitig bekriegen und durch ihren Krieg die menschliche Zivilisation an den Rand der Auslöschung gebracht haben.
Doch begegnet man diesem Satz im ersten Kapitel gefühlte tausend Mal, und Robert McCammon machte es mir damit sehr schwer, nicht sofort meine „Begeistere mich nach 10 Seiten, oder ich lege Dich zur Seite!“-Regel greifen zu lassen.
Allerdings löste sich diese Wiederholungsklammer nach circa fünfzig Seiten auf und Ethan – wie der Junge sich selbst nett – wird zum Dreh- und Angelpunkt der ganzen Geschichte. Im Kampf gegen den dritten Gegner der Menschheit, den sogenannten Grauen, welche mutierte Menschen sind – eine Art von Zombie auf Speed, ist er der Festung Panther Ridge eine große Hilfe, und da scheint noch mehr an dem kleinen Kerl zu sein, als es den Anschein hat.
Im weitesten Sinne betrachtet, erinnerte mich die Geschichte zuerst ein wenig an „Falling Skies“, doch so ganz will sich der Roman nicht mit bekannten Dingen fassen lassen. Jeder Idee, in welche Richtung es jetzt gehen könnte da etwas scheinbar vertraut vorkommt, widersetzte sich der Roman vehement.
Was Robert McCammon hier zusammengefügt hat, sind Versatzstücke der dystopischen Literatur wie man sie schon kennt, doch ist es gerade die Melange des Ganzen, welche „Die Grenze“ aus dem Wust der anderen Romane heraushebt.
Auch wenn McCammon sich ab und zu in etwas ausschweifenden Beschreibungen oder Wiederholungen ergeht – wie das oben bereits angerissene „Der Junge kann sich nicht erinnern“ – so führt dies trotzdem nicht dazu, die Geschichte zu bremsen oder gar in stolpern zu bringen.
Leser die es gerne extrem linear haben, werden an diesem Roman keine Freude finden, denn dazu ist er viel zu komplex strukturiert und die vorhandene Erzählweise zu wechselhaft, ja teilweise ein wenig unübersichtlich. Dies ist jedoch kein Manko, denn was ist langweiliger als die schwarz/weiß Sicht eines einzelnen Charakters?
Ich habe schon eine Menge Dystopien unterschiedlichster Couleur gelesen und dachte, dass ich alles kennen würde. Klar, man erkennt einiges wieder, doch wie bereits erwähnt ist dir Zusammensetzung der Teilstücke nicht wie gewohnt oder erwartet.
Nach beenden des Hardcover-Wälzers, war ich froh meine Regel einmal außer Acht gelassen zu haben und am Ball geblieben zu sein, denn es hat sich gelohnt.