John Watson traut seinen Augen nicht: Sherlock Holmes vergeudet seine Zeit im Internet mit Facebook & Co? Immerhin treibt ihn der Fall der toten Obdachlosen hinaus auf Londons Strassen.
Mycroft Holmes ist mit den Folgen des Brexit-Entscheids geplagt. Er braucht Sherlocks Hilfe, um das Schlimmste zu verhindern. So geraten der Detektiv und John in ein edles Landhotel. Wo auch BBC-Reporterin Deborah Bellamy mit von der Partie ist. Im Doppelzimmer mit Sherlock Holmes?
„...“Ich betreibe Studien“, behauptete Sherlock. „Ansonsten das, was die gesamte Menschheit in diesen Netzwerken macht: Lebenszeit vergeuden“...“
Sherlock Holmes ist in der Gegenwart angekommen. Doch er langweilt sich. Dr. Watson kennt das schon. Wenn Sherlock nichts zu tun hat, bekommt er schnell ein Suchtproblem. Dieses Mal sind es Facebook und Co. Bei obigen Zitat geht es um die Frage, warum sich Sherlock mit dem Internet beschäftigt.
Nach dem Treffen mit Mycroft, Sherlocks Bruder, ändert sich das. Der braucht Sherlocks Hilfe, damit der Brexit nicht aus dem Ruder gerät. Gleichzeitig ist die politische Schicht beunruhigt, weil sich die Anzahl der toten Obdachlosen häuft.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben, in dem sie gekonnt brisante politische Themen anpackt und gleichzeitig zeigt, welche Folgen der Brexit haben könnte. Um die Handlung auf eine konkrete Frage zuzuspitzen: Wie verhält sich das ausländische Klientel, das nicht weiß, was mit ihm nach dem Brexit passiert?
Dabei kreiert die Autorin interessante Protagonisten: einen Obdachlosen, der als Informant für Sherlock arbeitet und dessen ersten Fall in einem Buch verewigt hat; einen jungen Wissenschaftler, der für seinen Erfolg alles tut, und eine Redakteurin der BBC, von der Watson spekuliert, ob sie für Sherlock mehr ist als eine Mitarbeiterin.
Sehr spannend finde ich das Verhältnis der Brüder Mycroft und Sherlock. Sie sind wie Feuer und Wasser. Eine Aussage Mycrofts auf die Frage, in welche Situation ihn Sherlock nun gebracht hat, beleuchtet diese Beziehung:
„...In die gleiche wie früher, wenn ich dein Spielzeug aufräumen und die Wohnung hinter dir wieder in Ordnung bringen musste. Bloß, dass die Wohnung jetzt England ist...“
Die Ermittlung im Fall der Obdachlosen führt schnell zu einer Teillösung. Sherlock findet heraus, wer für deren Tod verantwortlich war und welche Methode gewählt wurde. Der Täter lebt nicht mehr, und er muss Hintermänner gehabt haben, die ihn geschickt manipuliert haben. Die Suche danach benötigt Zeit. Welche Rolle spielt dabei das Internet. Sherlock stellt dazu eine interessante Frage:
„...Letzten Endes ist es reine Mengenlehre: Wer von denen, die da interagieren, kennt sich auch in der Realität?...“
Begeistert bin ich von Sherlocks logischen Schlussfolgerungen, seiner exakten Beobachtungsgabe und seinen ab und an durchblitzenden Humor. Andererseits gefällt mir an ihm weniger, dass er Watson wie eine Statisten behandelt, der da zu sein hat, wenn er ihn braucht. Erstaunlich, dass der sich das gefallen lässt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Gern mehr davon!
Modern
Bewertung aus Oschersleben am 06.03.2019
Bewertungsnummer: 1191034
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Das Buch zeigt das modernes Ermittler-Team Holmes und Watson. Die beiden berühmten Detektive werden in die heutige Zeit (speziell England) katapultiert und das sorgt für den Leser als großes Amüsement. Sicher, man muss sich schon auf die Geschichte einlassen, denn allzu fantastische Fans werden hier vermutlich enttäuscht, aber ich fand die beiden Männer in diesem Buch toll, auch wenn sie charakterlich schon ein wenig vom Original abweichen. Das Buch ist eine tolle Unterhaltung und auch der Fall, an dem sie arbeiten, ist spannend und unterhaltsam. Dazu kommt ein schönes Cover und ein gelungener Schreibstil. Ich werde das Buch auf jeden Fall empfehlen.