Eigentlich sollte Lucy mit ihrer Mutter die Sommerferien in den USA verbringen. Doch dann fällt der Trip ins Wasser und Lucy muss stattdessen ganz alleine nach Irland fliegen. Zu einer Tante, die sie gar nicht kennt und die angeblich ein bisschen verrückt ist. Ob ihr altes Haus ein Dach hat, ist auch nicht sicher. Dabei regnet es in Irland pausenlos! Ausserdem sollen alle Leute dort rote Haare haben. Lucy will da nicht hin, kein bisschen. Aber sie hat keine Wahl, darum färbt sie sich trotzig die Haare (irisch-rot!) und fliegt los ... Fünf Wochen später wird sie zugeben müssen, dass dies ihre bisher allerschönsten Ferien waren!
“Eine Tüte grüner Wind” erzählt von den Ferien eines Mädchens, das eher gegen ihren Willen bei einer entfernten Tante in einem irischen Cottage Urlaub machen soll. Zuerst hat Lucy darauf überhaupt keine Lust, freundet sich dann aber mit der Katze und später mit anderen Kindern an, mit denen sie gemeinsam am Strand Treibholz für ihre Tante sammelt oder anderswo an der irischen Luft ihre Zeit verbringt.
Der Roman ist geprägt von Gemütlichkeit, wie regnerischen Tagen mit Kakao im Cottage, der beeindruckenden irischen Landschaft, die Lucy als Vorbild beim Stricken einer Decke nimmt, aber vor allem vom Mutigsein und Über-Sich-Hinauswachsen, denn eine so weite Reise allein als Kind anzutreten, ist schon eine große Herausforderung!
Übelste Geschlechterklischees und Sexismus, harmonisch verpackt
Bewertung am 09.04.2021
Bewertungsnummer: 1479624
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Mein Sohn liest dieses Buch aktuell in der Schule und mir war der Lesestoff ausgegangen, deswegen dachte ich - liest du mal mit "Eine Tüte grüner Wind" mit.
Ich komme mal direkt zum Punkt: Wenn dieses Buch ein Mann geschrieben hätte, wäre er wegen der Verbreitung chauvinistischer Rollenklischees schon lange gesteinigt worden.
Zur Sache:
Die Protagonistin: Ist irgendwo zwischen 9 und 12 - das einzige was wir eigentlich von ihr erfahren ist, dass sie gern STRICKT. Am liebsten natürlich für eine Witwe in der Nachbarschaft...(geht noch mehr Klischee?).
Aber gern auch für ihre Freundin Kora, Hauptsache Barbie.[.."Ihre Hand wanderte weiter. Kora wünschte sich für ihre Barbie-Puppe eine aus winzigen rosa und weißen Rechtecken zusammengesetzte Decke. Babyrosa oder bonbonrosa? Oder - "] S.14.
["Sie hatte sofort angefangen eine Babydecke zu stricken, aus der weichsten Wolle, in Sahneweiß und Buttergelb." S. 15.]
Sie kriegt natürlich ein Reisebügeleisen mit auf die Reise! Und ein Blümchenkleid.
Wer kommt denn vor - der erwähnenswert ist?
Frauen:
Lucy; Beruf: Kind, macht am liebsten Handarbeit bzw stricken.
Lucys Mutter Birgit: Beruf: unbekannt, wird nicht erwähnt dass die irgend etwas tut. Sie ist sehr besorgt das ihr neuer Geliebter Kurt es ihr übel nehmen würde wenn sie ihm nicht auf sein Forschungsschiff folgt (Selbstdeterminismus adé.)
Sie bekommt auch gerne Kopfschmerzen....
Sie fertigt gern Listen an, z.B. Einkaufslisten oder Gästelisten (S. 25).
Dafür dass sie ihren Freund auf einem Bohrschiff begleiten soll hat sie vor: "Für das Schiff brauche ich Vorräte an Kosmetika, neue Bikinis und so weiter." (S.24/25)...(Hübsch aussehen ist das Wichtigste. Forschungsschiff? Häh? Nee.. Bikini!)
Und jetzt shopping: "Sie kaufte sich zwei Bikinis, einen Badeanzug, sechs Sommerkleider, ein Abendkleid, silberne Sandaletten, zwei Sonnenbrillen, einen Hut und drei verschiedenen Sonnencremes. Lucy bekam... [usw]"
Für einen Aufenthalt auf einem Forschungsschiff. Also nicht genug damit, dass sie den Sachverhalt (Forschungs-/Bohrschiff) nicht einordnen kann, shopping ist wichtig für Frauen!
Koras Mutter: kein Beruf bekannt.
Tante Paula: klebt Treibholz und Muscheln an Spiegel. Handarbeiterin.
Katze: ist auch Sympathieträger und muss selbstverständlich weiblich sein: "Frau Schmidt"
=> Frauenbild: Frauen machen am liebsten Handarbeiten und sind grundsätzlich GUT. Sie gehen außerdem am liebsten shoppen, wollen gefallen und gut aussehen ("Sie bemühte sich, nicht allzu lange zu weinen, weil ihr Gesicht sonst ganz verschwiemelt aussehen würde. Ein Anblick, den eine Frau vermeiden sollte, sagte Mami." (S82).
Sie sind nicht in der Lage und sind nicht fähig Entscheidungen richtig zu treffen (Kauf von zig Abendkleidern für ein Aufenthalt
auf einem Bohrschiff)
Männer:
Lucys Vater (ist immer auf Geschäftsreise und will nicht dass Lucy mit ihm in den Urlaub fährt)
Calligan ein Nachbar in Irland der Käse vorbei bringt
ein namenloser Vater der seine Familie und den Hund prügelt
=> Männerbild: Männer sind gemein und BÖSE - entweder arbeiten Sie oder verprügeln ihre Familie.