Fuchs 8 war immer schon neugierig und ein bisschen anders als die anderen Füchse seiner Gruppe. So hat er die menschliche Sprache gelernt, weil er sich gern in den Büschen vor den Häusern versteckte und zuhörte, wenn die Menschen ihren Kindern Gutenachtgeschichten vorlasen. Die Macht der Worte und Geschichten befeuert seine Neugier auf diese Wesen, bis Gefahr am Horizont auftaucht: Der Bau eines riesigen Einkaufszentrums zerstört den Wald, in dem die Füchse leben, und sie finden kaum noch Nahrung. Dem stets belächelten Tagträumer Fuchs 8 bleibt nur eines: Er beschliesst, seine Fuchsfamilie zu retten, und macht sich auf den Weg zu den Menschen ...
"Wenn ir wollt, das oire Geschichten ein Heppi Ent haben, seit einfach mal ein bisschen netter."
Bewertung am 06.06.2020
Bewertungsnummer: 360037
Bewertet: eBook (ePUB)
Fuchs 8 lernt die Sprache von uns Menschen durch Beobachtung und Zuhören. Was er daraufhin über uns lernt verarbeitet er, in dem er einen Brief an uns schreibt, dieses Buch, und auf Antworten von uns hofft.
Klein, aber oho
Sympathie-Dixer aus Deutschland am 05.02.2020
Bewertungsnummer: 1290320
Bewertet: eBook (ePUB)
Fuchs 8, ein Träumer, ist der einzige im Rudel, der die Menschen nett findet und ihre Nähe sucht. Dabei lernt er im Zuhören autodidaktisch ihre Sprache. Der Bau einer Shoppingmall in der Nähe greift gravierend in die Natur und Umwelt ein, so dass das Fuchsrudel kaum mehr Futter findet und die ersten Füchse an Hunger und Entkräftung sterben. Schließlich ergreift Fuchs 8 die Initiative und schleicht sich, begleitet von seinem Freund Fuchs 7, in die Mall. Zunächst scheint alles gut zu gehen. Die Menschen erweisen sich als freundlich und freigiebig mit Futter. Doch dann geht alles schief. Auf dem Rückweg macht Fuchs 8 so ganz andere Erfahrungen, die nicht in sein positives Bild von den Menschen passen. Allein und traumatisiert kehrt er in den Wald zurück, wo er vergeblich nach seinem Rudel sucht.
Es fällt schwer, das Genre des Buchs genau einzuordnen. „Fuchs 8“ ist einerseits Erzählung, andererseits Brief, Märchen oder Fabel auf der einen Seite, coming-of-age-Story auf der anderen. Diese Vielschichtigkeit und Vieldeutigkeit spricht, so finde ich, für sich.
Großes und Kleines liegen hier dicht beieinander: Was als leichte, kurze Geschichte von nur 56 Seiten daherkommt, ist inhaltlich zugleich eine Abhandlung über die großen Fragen des menschlichen Lebens. Was das Buch besonders macht, ist insbesondere die Perspektive, aus der erzählt wird, nämlich die des Fuchses, der seinen zunächst naiven, dann verstörten Blick auf die Menschen richtet, und uns allen dadurch den Spiegel vorhält. Was ist Menschlichkeit? Was bedeutet uns Liebe? Sind Menschen von sich aus böse oder gut?
Jedenfalls, so muss man traurig nach der Lektüre feststellen, nicht besser als ein Fuchs.
Noch hervorstechender als die Erzählperspektive ist aber die Form, die George Saunders hieraus entwickelt hat. Da Fuchs 8 die menschliche Sprache ja nur auditiv erlernt hat, klingt manche Formulierung unbeholfen oder originell, vor allem ist aber die Schreibweise sehr kreativ: „Entschuldigung für alle Wörter di ich falsch schreibe. Weil ich bin ein Fuks! Und schreibe oder buchstabire deshalb nich perfekk.“ Hut ab vor Autor und Übersetzer für so viel kreativen Umgang mit unserer Sprache. Die Schreibung und Ausdrucksweise hat mich immer wieder bezaubert und erheitert. Schade, dass 56 Seiten so schnell gelesen sind.
Einige Strichzeichnungen von Chelsea Cardinal illustrieren den Band und passen hervorragend zum leichten Ton der Erzählung.
Fazit:
Kleine Geschichte mit Tiefgang und Humor - „Fuchs 8“ bietet ein großartiges Panorama, welches das gesamte menschliche Leben enthält und auf 56 Seiten konzentriert aus einer höchst amüsanten und originellen Perspektive aufzeigt. Orthographieliebhaber und Sprachpuristen sollten die Finger von dem Buch lassen, Träumer und Grübler werden sich gut unterhalten und zu weiteren Gedanken anregen lassen.