Beschreibung
Details
Format
ePUB
Kopierschutz
Nein
Family Sharing
Ja
Text-to-Speech
Ja
Erscheinungsdatum
08.01.2020
Verlag
Books on Demand
"In einem der westdeutschen Industriezentren sollen neulich über achthundert Arbeiter verurteilt worden sein, alle zu hohen Zuchthausstrafen, und das im Laufe eines einzigen Prozesses."
"Nach meinen Informationen sind es nur fünfhundert gewesen; über hundert andere hat man erst gar nicht abgeurteilt, sondern heimlich umbringen lassen, ihrer Gesinnung wegen."
"Sind die Löhne wirklich so entsetzlich schlecht?"
"Miserabel. Dabei fallen sie noch - und die Preise steigen."
"Die Dekorierung des Opernhauses für heute abend soll sechzigtausend Mark gekostet haben. Dazu kommen mindestens noch vierzigtausend Mark andere Spesen - nicht mitgerechnet die Unkosten, die es der öffentlichen Kasse gemacht hat, das Opernhaus, wegen der Vorbereitungen für den Ball, fünf Tage lang geschlossen zu halten."
"Eine nette kleine Geburtstagsfeier."
"Ekelhaft, dass man den Rummel mitmachen muss."
Die beiden jungen ausländischen Diplomaten verneigten sich, auf den Gesichtern das liebenswürdigste Lächeln, vor einem Offizier in grosser Uniform, der hinter seinem Monokel einen misstrauischen Blick auf sie geworfen hatte.
"Die ganze hohe Generalität ist da." Sie sprachen erst wieder, als sie die grosse Uniform ausser Hörweite wussten.
"Aber sie sind alle für den Frieden begeistert", fügte der andere boshaft hinzu.
"Wie lange noch?" fragte fröhlich lächelnd der erste, wobei er eine kleine Dame von der japanischen Botschaft begrüsste, die am Arm eines hünenhaften Marineoffiziers klein und zierlich einherschritt.
"Wir müssen auf alles gefasst sein."
Ein Herr vom Auswärtigen Amt gesellte sich zu den beiden jungen Botschaftsattaches, die sofort dazu übergingen, Pracht und Schönheit der Saaldekoration zu preisen. "Ja, der Herr Ministerpräsident hat Freude an diesen Dingen", sagte, etwas verlegen, der Herr vom Auswärtigen Amt.
"Aber es ist alles geschmackvoll", versicherten die beiden jungen Diplomaten, beinah im gleichen Atem.
"Gewiss", sprach gequält der Herr aus der Wilhelmstrasse.
"Eine so prachtvolle Veranstaltung kann man heute nirgends als in Berlin finden", sagte einer der beiden Ausländer noch. Der Herr vom Aussenministerium zögerte eine Sekunde lang, ehe er sich zu einem höflichen Lächeln entschloss.
Es entstand eine Gesprächspause. Die drei Herren blickten um sich und lauschten dem festlichen Lärm. "Kolossal", sagte schliesslich einer von den beiden jungen Leuten leise - diesmal ohne jeden Sarkasmus, sondern wirklich beeindruckt, beinah verängstigt von dem riesenhaften Aufwand, der ihn umgab ...
"Nach meinen Informationen sind es nur fünfhundert gewesen; über hundert andere hat man erst gar nicht abgeurteilt, sondern heimlich umbringen lassen, ihrer Gesinnung wegen."
"Sind die Löhne wirklich so entsetzlich schlecht?"
"Miserabel. Dabei fallen sie noch - und die Preise steigen."
"Die Dekorierung des Opernhauses für heute abend soll sechzigtausend Mark gekostet haben. Dazu kommen mindestens noch vierzigtausend Mark andere Spesen - nicht mitgerechnet die Unkosten, die es der öffentlichen Kasse gemacht hat, das Opernhaus, wegen der Vorbereitungen für den Ball, fünf Tage lang geschlossen zu halten."
"Eine nette kleine Geburtstagsfeier."
"Ekelhaft, dass man den Rummel mitmachen muss."
Die beiden jungen ausländischen Diplomaten verneigten sich, auf den Gesichtern das liebenswürdigste Lächeln, vor einem Offizier in grosser Uniform, der hinter seinem Monokel einen misstrauischen Blick auf sie geworfen hatte.
"Die ganze hohe Generalität ist da." Sie sprachen erst wieder, als sie die grosse Uniform ausser Hörweite wussten.
"Aber sie sind alle für den Frieden begeistert", fügte der andere boshaft hinzu.
"Wie lange noch?" fragte fröhlich lächelnd der erste, wobei er eine kleine Dame von der japanischen Botschaft begrüsste, die am Arm eines hünenhaften Marineoffiziers klein und zierlich einherschritt.
"Wir müssen auf alles gefasst sein."
Ein Herr vom Auswärtigen Amt gesellte sich zu den beiden jungen Botschaftsattaches, die sofort dazu übergingen, Pracht und Schönheit der Saaldekoration zu preisen. "Ja, der Herr Ministerpräsident hat Freude an diesen Dingen", sagte, etwas verlegen, der Herr vom Auswärtigen Amt.
"Aber es ist alles geschmackvoll", versicherten die beiden jungen Diplomaten, beinah im gleichen Atem.
"Gewiss", sprach gequält der Herr aus der Wilhelmstrasse.
"Eine so prachtvolle Veranstaltung kann man heute nirgends als in Berlin finden", sagte einer der beiden Ausländer noch. Der Herr vom Aussenministerium zögerte eine Sekunde lang, ehe er sich zu einem höflichen Lächeln entschloss.
Es entstand eine Gesprächspause. Die drei Herren blickten um sich und lauschten dem festlichen Lärm. "Kolossal", sagte schliesslich einer von den beiden jungen Leuten leise - diesmal ohne jeden Sarkasmus, sondern wirklich beeindruckt, beinah verängstigt von dem riesenhaften Aufwand, der ihn umgab ...
Unsere Kundinnen und Kunden meinen
Ein Schlüsselroman?
Bewertung am 17.09.2023
Bewertungsnummer: 2023828
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Kurzkommentar: Für mich stellt das Buch eine gelungene Charakterstudie dar, die ausgeprägt und manchmal sogar überzeichnet zeigt, wie vielfältig und opportunistisch Menschen in verschiedenen Situationen handeln. Mein Eindruck war, dass es sich durchaus um eine private Abrechnung des Autors mit der realen Person, gezeichnet als Staatsintendant, handelt.