»Leidenschaftlich, verstörend, fesselnd.« SALMAN RUSHDIE »Jeder, der wissen möchte, wie Amerika zu dem wurde, was es heute ist, und auf welchen finsteren Wald es sich zubewegt, sollte dieses Buch lesen.« SIGRID NUNEZ »Ein herzzerreissendes Porträt von Amerikanern, die von der Welt nach 9/11 zum Anderssein verbannt wurden.« JENNIFER EGAN Eine literarische Auseinandersetzung mit der Frage nach Zugehörigkeit und Identität zwischen Orient und Okzident, dem korrumpierten Zustand des Amerikas von heute, vor allem aber ein tragikomischer Roman über einen Einwanderervater und seinen in Amerika geborenen Sohn.
Elegie, die – ein sehnsuchtsvolles Klagelied, das ist es, was Ayad Akhtar auf sein Heimatland USA schreibt. Als Kind pakistanischer Eltern in Amerika geboren und aufgewachsen, sieht er sich zunehmend damit konfrontiert, als Ausländer wahrgenommen zu werden und als ungläubiger Muslim für radikale Islamisten sprechen zu sollen. Die gesellschaftliche Spaltung erlebt er auch in seiner Familie, das einst mit offenen Armen empfangende Einwandererland grenzt immer mehr aus und selbst diejenigen, die schon Jahrzehnte im Land sind und sich eine Existenz aufgebaut haben, beginnen zu zweifeln. Das Land ist tief gespalten, wie auch die Familie des Erzählers, deren Geschichte er erzählt, wobei sich offenbar Fakt und Fiktion locker vermischen, eine eindeutige Antwort auf diese Frage, was wahr und was erdacht ist, bleibt der Autor nämlich schuldig.
Ayad Akhtar ist kein Unbekannter, 2013 erhielt er den Pulitzer Preis für sein Bühnenstück „Disgraced“, in welchem er ebenfalls einen innerlich zerrissenen Charakter in den Mittelpunkt stellt. Sein aktuelles Buch, irgendwo zwischen Memoiren und Roman anzusiedeln, greift die Thematik wieder auf und gibt einen Einblick in die Gedanken- und Erlebniswelt der zweiten Generation von Einwanderern, deren Welt durch die globalen Ereignisse in nachhaltiger Weise erschüttert wird.
Vielfach verläuft der Riss, den der Autor im Land wahrnimmt, auch zwischen ihm selbst und seinem Vater. Jener erfolgreiche Arzt, der den amerikanischen Traum verwirklicht hat und dessen Sohn sich den schönen, aber brotlosen Künsten verschrieben hat. Der Vater 2016 als glühender Anhänger Donald Trumps, seinem einstigen Patienten, der Sohn, der sich derweil um die väterliche mentale Gesundheit sorgt. Aber auch die Entwicklungen mit Mittleren Osten bleiben nicht unbemerkt: die Radikalisierung der Verwandten, deren Abwendung von den USA, die sie nach ihrem Empfinden im Stich gelassen und das Land im Chaos zurückgelassen haben, fordert den Familienfrieden heraus und führen schließlich zur Erkenntnis:
„Wir Muslime lebten in einem christlichen Land, so sahen wir es, jedenfalls in den Familien, die ich kannte. Wir lebten in einem christlichen Land, aber wir verstanden das Christentum nicht. Wir verstanden und respektierten es nicht.“
Viele Jahre des Zusammenlebens haben zu immer mehr Entfremdung geführt, zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen, aber auch in den Betroffenen selbst. Der ansteigende Rassismus und offene Ablehnung tragen ihren Teil bei.
Ganz unterschiedliche Aspekte greift Akhtar auf, mal persönlicher, mal essayistischer. Sein Denken ist uramerikanisch, leicht kann er sich mit den großen Denkern identifizieren, gehört damit aber immer mehr einer intellektuellen Minderheit an. Seit 9/11 allerdings ist für ihn der Traum ein Stück weit ausgeträumt, er wird nie ankommen in seinem Heimatland, das sich von ihm entfremdet und dessen großer Verheißung er nachtrauert.
Kurz vor den Wahlen eine schmerzhafte Analyse des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten, was jedoch immer auch die Möglichkeit des grandiosen Scheiterns eingeschlossen hat.
Funktioniert nicht als Roman
Bewertung aus Bergisch Gladbach am 26.12.2020
Bewertet: eBook (ePUB)
Dieses Buch habe ich gekauft weil es von der Kritik hochgelobt wird und mich die Thematik sehr angesprochen hatte.
Der Autor hat einen Text geschrieben, der weitgehend autobiographisch sein dürfte und beschäftigt sich mit der schwierigen Situation muslimischer Amerikaner. Die Eltern des Erzählers sind von Pakistan in die USA eingewandert und scheinen sich gut integriert zu haben. Der Vater ist Arzt, sogar zeitweise von Trump und kann seiner Familie ein gutes Leben bieten aber irgendwie kommt er nie wirklich an, bleibt immer in einem inneren Konflikt zwischen seiner muslimischen Herkunft und dem amerikanischen way of live. Dazu kommt das Misstrauen des weißen Amerika gegen Muslime, was nach 9/11 teils paranoide Züge annimmt.
Zunächst hat mir das Buch gefallen aber ab dem zweiten Drittel bekam ich zunehmend Probleme mit dem Werk, was vor allem daran liegt, dass es keinen Handlungsfaden gibt. Es werden viele Geschichten und essayistische Betrachtungen aneinander gereiht aber ein komplexes Erzählwerk wird es nicht und erfüllt nicht die Kriterien des Romanes. Nach gut der Hälfte habe ich es zugemacht, als mir die ausführlichen Bettgeschichten des Erzählers auf die Nerven gingen. So Intimes geht nur in Romanform!
Das Buch ist irgendwie weder Fleisch noch Fisch, kein Roman und kein Sachbuch. Von mir leider keine Empfehlung.