April, 1942. Bath wird von den Deutschen bombardiert. In den Wirren einer Kriegsnacht verschwindet der sechsjährige Davy Noyle. Die junge Frances, die auf ihn aufpassen sollte, wird von Schuldgefühlen geplagt und will nicht wahrhaben, dass er tot ist. Dann wird unter den Ruinen der Stadt ein Mädchenskelett gefunden - Frances Kindheitsfreundin Wyn, die vor über 20 Jahren verschwand. Als Frances die Suche nach Davy vorantreibt, führen die Spuren zurück in ihre eigene Kindheit und zu einem ungeklärten Verbrechen, das einen Schatten über ihr ganzes Leben warf ...Gelesen von Anna Thalbach.
In der Geschichte befinden wir und im Jahre 1942, als die englische Stadt Bath von den Deutschen bombardiert wird.
Im Chaos des Krieges verschwindet der sechsjährige Davy Noyle und seid diesem Tage plagen der jungen Frances Schuldgefühle, da sie auf ihn aufpassen sollte. Was ist passiert? Lebt er noch?
Ein Skelett eines Mädchens wird gefunden und es stelle sich heraus das es Frances Freundin Wyn ist. Diese war vor 24 Jahren plötzlich spurlos verschwunden. Durch das verschwinden des Jungens und des Fundes des Skelettes, tauch Frances in die Vergangenheit. In die Zeit, wo eins ihre Freundin aus unerklärlichen Gründen verschwunden ist.
Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. Einmal in der Zeit 1942, mit dem verschwinden des Jungens und einmal im Jahre 1918, in dem Frances Freundin Wyn verschwand.
Frances spürt, sie müsse sich an etwas wichtiges erinnern und es im abgeschlossenen Fall „Wyn“ Ungereimtheiten gibt.
Die Autorin hat den Zwiespalt von Frances, sehr gut rüber gebracht.
Auf der einen Seite die Schuldgefühle für das verschwinden des Jungens und dem Glauben und Hoffen das dieser noch lebt.
Zum anderen die Vergangenheit, die nicht in ihr Ruhen möchte.
Was ist wirklich passiert?
Die Autorin hat es geschafft ein historischen Kontext, mit einen Krimifall zu vereinen. Dieser ist ihr sehr gelungen.
Man fiebert bis zum Schluss mit und auch bis dahin bleibt die Geschichte spannend.
Die Schuld jenes Sommers
dorli aus Berlin am 12.06.2021
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Bath im Südwesten Englands, 25. April 1942. Wie so oft passt Frances Parry auf den 6-jährigen Davy auf. Da dieser Tag der Geburtstag ihrer vor 24 Jahren verschwundenen Freundin Wyn Hughes ist, lässt Frances Davy am Abend bei dem befreundeten Ehepaar Landy zurück, um für ein paar Stunden allein mit ihren Erinnerungen zu sein. Als sie auf dem Beechen Cliff hoch über der Stadt zur Ruhe kommen will, bricht das Chaos in Form eines deutschen Luftangriffs über Bath herein. Am nächsten Tag muss Frances erfahren, dass die Landys ums Leben gekommen sind und von Davy jede Spur fehlt. Während der verzweifelten Suche nach dem Jungen trifft Frances der nächste Hieb – der Einschlag einer Bombe hat im Garten der Hughes Wyns Skelett zu Tage gefördert…
Schon nach wenigen Seiten zeigt sich, dass die Erlebnisse in ihrer Kindheit Frances’ Lebensweg umfassend geprägt haben und sie eine ungeheure Last mit sich herumschleppt, die sich einfach nicht abschütteln lässt. Die aktuellen Ereignisse lassen die alten Wunden aufbrechen - die Sorge um Davy und die damit einhergehenden Selbstvorwürfe, für sein Verschwinden verantwortlich zu sein, geben jahrelang schwelenden Schuldgefühlen neue Nahrung: Frances fühlt sich nicht nur mitschuldig an Wyns Tod, sie ist sich jetzt auch sicher, dass ein Unschuldiger für die Tat büßen musste, weil sie damals nicht in der Lage war, über ihre Beobachtungen zu sprechen. Sie will den wahren Mörder zur Strecke bringen, doch das ist leichter gesagt als getan, denn die tief in ihrem Gedächtnis vergrabenen Erinnerungen an die Geschehnisse im Sommer 1918 weigern sich hartnäckig, wieder zum Vorschein zu kommen.
Katherine Webb gelingt es ausgezeichnet, Frances innere Zerrissenheit darzustellen - dem Drang, die tatsächlichen Ereignisse von vor 24 Jahren endlich ans Licht zu zerren und damit den damals verurteilten Kriegsgefangenen zu rehabilitieren, steht die fast übermächtige Angst gegenüber, der Wahrheit ins Gesicht sehen zu müssen.
Die Geschichte wird im Verlauf der Handlung immer dramatischer; sich ständig wiederholende Erinnerungsfetzen und das Entdecken kleiner Hinweise bringen nicht nur Frances immer näher an die Wahrheit, sie treiben die Spannung auch mehr und mehr in die Höhe und haben mich durchweg mit Frances mitfiebern lassen. Dass man als Leser schon recht bald eine Ahnung hat, um wen es sich bei dem wahren Täter handelt, nimmt der Geschichte dabei zu keiner Zeit die Intensität.
In die laufende Handlung sind mehrere Rückblenden in die 1910er Jahre eingeflochten, in denen man die gemeinsame Zeit der Mädchen von ihrem Kennenlernen bis hin zu Wyns plötzlichem Verschwinden mitverfolgen kann. Diese Einschübe runden Frances Spurensuchen ab und liefern darüber hinaus auch die Begründung dafür, warum die damals 8-jährige Frances nicht in der Lage war, ihr Wissen preiszugeben, sondern dieses hinter hohen Mauern in den Tiefen ihres Gedächtnisses vergraben hat.
„Die Schuld jenes Sommers“ hat mir sehr gut gefallen - ein mitreißender Roman, der anschaulich und eindringlich erzählt wird und den Leser intensiv an dem Schicksal der Akteure teilhaben lässt.