Eine junge Frau steht auf einem Dach und weigert sich herunterzukommen. Was geht in ihr vor? Will sie springen? Die Polizei riegelt das Gebäude ab, Schaulustige johlen, zücken ihre Handys. Der Freund der Frau, ihre Schwester, ein Polizist und sieben andere Menschen, die nah oder entfernt mit ihr zu tun haben, geraten aus dem Tritt. Sie fallen aus den Routinen ihres Alltags, verlieren den Halt – oder stürzen sich in eine nicht mehr für möglich gehaltene Freiheit.
Ein richtig kluges Buch und sehr gekonnt geschrieben! Absolut empfehlenswert. Da fehlt auch das nötige Quentchen Humor nicht! Gehört zu den lesenswerten Büchern, die man gerne ein zweites Mal liest
Schmetterlingseffekt
Bewertung aus Weeze am 04.08.2021
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
„…also wenn du mich fragst, so gesamthaft gesehen, ist das Nichtverrücktsein die eigentliche Anomalie.“ (S. 268)
Bereits 2019 erschien dieser Roman rund um die junge Frau, die auf dem Dach steht und sich weigert herunterzukommen. Da ich schon so viel Gutes über das Buch hörte, habe ich mich gefreut, dass es nun kürzlich auch als Taschenbuch erschienen ist. Denn ich hatte bereits versucht die Geschichte bei Spotify als Hörbuch zu erfahren, kam aber mit der Sprecherin Lotti Happle überhaupt nicht zurecht, da sie manche Worte falsch ausspricht und ihre Betonung für mein Empfinden nicht zu dem Text passt. So brach ich das Hörbuch nach relativ kurzer Zeit ab und griff stattdessen zu dem Taschenbuch. Ich hatte es zwar gehofft, war aber dennoch überrascht, denn selbst gelesen fand ich dieses Buch einfach großartig!
Natürlich geht es um die junge Frau auf dem Dach, von der man sich fragt, was mit ihr los ist und ob sie springen wird. Aber das ist längst nicht alles, denn die Autorin nimmt immer wieder auch den Blick weg von dieser Frau und stellt die Randfiguren des Ereignisses in den Vordergrund. Die Leute aus der Nachbarschaft, Schaulustige, Menschen, die dort in der Nähe arbeiten, aber auch Personen, die der Frau auf dem Dach deutlich näher stehen. Doch das erfährt man erst nach und nach. Anfangs ist man sich unsicher, wer aus der Geschichte überhaupt auf dem Dach steht.
Während man sich zu Beginn beim Lesen noch fragt, wie die Personen zusammenhängen und welche Rolle sie spielen, wird allmählich alles immer klarer. Es ist ein Sammelsurium von Figuren unterschiedlichen Alters und verschiedener Gesellschaftsschichten, die allesamt mit ihren eigenen Herausforderungen des Lebens beschäftigt sind. Aber alle verbindet etwas mit der jungen Frau auf dem Dach, sei es direkt oder indirekt. Der Sprung ist ein roter Faden, der sich durch zwei Tage im Leben all dieser Personen zieht und sie miteinander in diesem Roman vereint.
Interessante Figuren hat Simone Lappert geschaffen und es macht beim Lesen Freude zu entdecken, dass man in den jeweiligen Kapiteln nicht nur etwas über die aktuelle Person erfährt, sondern deren Geschichte auch zart und kapitelübergreifend mit den anderen verbunden ist. Die Autorin hat die unterschiedlichen Charaktere fein beobachtet und versteht sie treffend zu zeichnen. Sie kommen einem bekannt vor, ohne dass sie zu klischeehaft wären.
Das Ganze geht von entwaffnender Offenheit bis hin zu poetischen Beschreibungen, deren Sinnlichkeit beim Lesen nachfühlbar wird und einen dabei gefangen nimmt, ohne dass es gewollt wirkt. Das alles schafft eine Atmosphäre, deren Anspannung einen ebenso durchs Buch trägt, wie die Neugier darauf, wie die Geschichte ausgehen wird und welche Auswirkungen der Schmetterlings-Effekt in diesem Mikrokosmos noch hat.
Schließlich kommt dieser Roman zu einem runden und in sich stimmigen Abschluss und lässt mich mit dem Wunsch zurück, unbedingt mehr von Simone Lappert lesen zu wollen. Denn dieses Buch ist für mich ein echtes Highlight!
Unsere Buchhändler*innen meinen
Es ist ein Problem aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite neu und versuchen es noch einmal.
Sie steht auf dem Dach des Rathauses und blickt auf ihre Kleinstadt- Ein letztes Mal?
Rund um eine junge Frau, die mitten im Gemenge eines Ortes im Voralberg droht, sich das Leben zu nehmen, baut Simone Lappert eine Geschichte mit zahlreichen bestechenden Figuren. Toll!
Es ist ein Problem aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite neu und versuchen es noch einmal.
Ein Buch über den Alltag und dessen Hauptfiguren. Wie die Entscheidungen und das Leben eines Menschen, das ganz vieler anderer beeinflusst.
Simone Lappert erzählt eine Geschichte, indem sie ganz viele kleine zusammenfügt. Mit einer sehr bedachten Wortwahl beschreibt sie das Leben und einige Fetzen der Vergangenheit ihrer vielen Figuren, die abwechslungsweise von Haupt- zu Nebencharakter wechseln und umgekehrt. Vieles ist anders, als erwartet, oder zumindest doch komplexer, als es zuerst den Anschein erweckt. Die Geschichten überschneiden sich und man muss wirklich aufmerksam lesen, wenn man alle Querverweise als solche erkennen will.
Eigentlich ist das Buch sehr realitätsnah, Menschen wie wir, die versuchen ihr Leben zu bewältigen und mit ihren Problemen klarzukommen. Einige der Werdegänge der Figuren wirkten auf mich dann doch sehr heftig und ausserordentlich, fast ein bisschen übertrieben. Was den Eindruck dieses Alltäglichen, meiner Ansicht nach, etwas aus dem Gleichgewicht brachte.
Mal etwas Anderes, ein neuer Ansatz, um eine Geschichte zu erzählen, und dann noch von einer Schweizer Autorin. Kann ich weiterempfehlen.