Wien, Paris, Saualm

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Geschichten und Reportagen

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Beschreibung

Details

Einband

Gebundene Ausgabe

Erscheinungsdatum

21.12.2023

Verlag

Wieser Verlag

Seitenzahl

186

Maße (L/B/H)

20.9/14/2.2 cm

Beschreibung

Details

Einband

Gebundene Ausgabe

Erscheinungsdatum

21.12.2023

Verlag

Wieser Verlag

Seitenzahl

186

Maße (L/B/H)

20.9/14/2.2 cm

Gewicht

334 g

Übersetzt von

Jozej Strutz

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-99029-394-2

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Die Eisenbahnfahrt durch Frankreich war in den Friedenszeiten sehr angenehm; in Vergleich zu anderen Ländern fühlte man sich überaus behaglich, vor allem wenn man an die Fahrgäste der dritten Klasse dachte. In der ersten und zweiten Klasse waren die Verhältnisse auch bei uns angenehm. Doch in Frankreich fand man auch noch in der dritten Klasse bequeme, gepolsterte Sitzbänke vor. Die Züge fuhren schnell, ohne Verspätung. Man befand sich in einem hoch entwickelten Land.Es war Nacht, und so konnte ich von der Landschaft nicht viel sehen. Um einzuschlafen war ich aber viel zu aufgewühlt und aufgeregt. Deshalb suchte ich nach einer Ablenkung. In meinem Coupé sassen drei Mitreisende, ein Mann und zwei junge Frauen. Keiner von ihnen schlief. Ich schätzte, dass alle drei Franzosen waren. Da es mir schien, dass wir uns alle langweilten, versuchte ich sie nach mitteleuropäischer Art in ein Gespräch zu verwickeln. Ich bot meine mässigen Französischkenntnisse auf und wandte mich zuerst an den Mann. Ich bildete mir ein, er wünschte sich ein Gespräch, da er die ganze Zeit über aus seinem Eck zu mir herüber geblickt hatte.»Der Herr ist Franzose ...?«»Ja«, war die kurze, erstaunte Antwort.»Nach Paris ...?«, fragte ich in geschäftigem Ton.»Ja«, gab er wiederum knapp und wenig erfreut zurück.Das unbewegte Gesicht zeigte keine Regung. Seine Augen aber blickten noch immer forschend zu mir herüber. Ich dachte mir nichts Arges und setzte fort:»Ich bin Slowene.«Zuerst machte diese Enthüllung überhaupt keinen Eindruck auf ihn, doch bald entdeckte ich eine Veränderung an ihm. Wegen meines Äusseren hatte er vielleicht zuerst glauben müssen, er sitze mit einem Reichsdeutschen im Zugabteil. Als er vernahm, dass ich kein Reichsdeutscher sei, veränderte sich sein Gesicht. Jeder Franzose fühlt sich in Gegenwart eines Deutschen irgendwie unwohl. Mein Mitreisender wäre aber kein Franzose gewesen, wenn ihn diese Erkenntnis nicht aus seiner sorglosen Reiselaune gebracht hätte:»Tschechoslowake ...«, fragte er.»Nein, nicht Tscheche, sondern Jugoslawe!«Das war ihm unangenehm, und er wandte sich ab. Seine hohe Stirne legte sich in Falten, und man es sah es ihm direkt an, wie seine Gehirnzellen arbeiteten. Wahrscheinlich stöberte sein Hirn in den Geographiekenntnissen. Dann schimmerten seinen Augen auf, und er sagte wie aus einer Ahnung heraus:»Ah, Russe ...«, und er atmete erleichtert auf.
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