Wien 1916. In den letzten Jahren des Ersten Weltkriegs beginnen schwierige Jahre für den Wiener Buchhändler Oskar Novak und seine Frau Marie. Eine Verletzung erspart Oskar eine Rückkehr an die Front, doch Marie ahnt, dass er Dinge erlebt hat, die er wohl nie wieder vergessen wird. Hunger und Not prägen das Wien dieser Jahre, und die kleine Buchhandlung in der Währinger Strasse wirft nicht genügend ab.
Als die schlimmste Not gelindert ist, wartet das Schicksal 1919 mit einer neuen Prüfung auf: Die Spanische Grippe grassiert in Wien. Erst der Beginn des neuen Jahrzehnts bringt endlich wieder Licht in Maries und Oskars Leben. 1920 wird der kleine Paul geboren, und die Kunden kehren in die Buchhandlung zurück. Und mit der freigeistigen Freundin Fanni Gold kommt der Glanz der 1920er-Jahre: Nächtliche Theater- und Kaffeehausbesuche bringen Abwechslung. Doch was hat es mit diesen Frauenversammlungen auf sich, zu denen Fanni sie mitnehmen will? Ein Wahlrecht für Frauen – soll sich Marie ihrer Freundin in diesem Kampf anschliessen?
Es ist Herbst im Jahr 1916 in Wien. Die letzten Jahre des Ersten Weltkriegs sind eine harte Zeit für den Wiener Buchhändler Oskar Nowak und seine Frau Marie. Er ist noch traumatisiert von der Front, sie musste sich alleine durchschlagen und die Buchhandlung am Leben erhalten und für den gemeinsamen Sohn sorgen. Doch Gott sei Dank steht Marie ihre gute Freundin Fanni und deren jüdische Buchhändlerfamilie zur Seite. Der Beginn des neuen Jahrzehnts bringt dann endlich wieder Licht in das Leben von Oskar und Marie. 1920 kehren die Kunden in die Buchhandlung zurück, und mit Fanni bekommen die 1920er-Jahre ihren berühmten goldenen Glanz: Nächtliche Kaffeehausbesuche und Theatervorstellungen eröffnen Marie eine unbekannte Welt. Doch was hat es mit diesen Frauenversammlungen auf sich, zu denen Fanni sie mitnehmen will? Ein Wahlrecht für Frauen? Soll sich Marie ihrer Freundin in diesem Kampf anschließen? Autorin Petra Hartlieb schließt mit Herbst in Wien ihren Jahreszeiten-Zyklus rund um das Kindermädchen im Haushalt des Dichters Arthur Schnitzler und späteren Buchhändlergattin ab. Wie schon bei den vorherigen drei Bänden gibt sie einen authentischen und gleichzeitig humorvollen Einblick in die Zeit vor über 100 Jahren. Dabei stellt Sie vor allem die Not nach dem Erster Weltkrieg und die Schwierigkeiten, mit denen vor allem die Frauen früher zu kämpfen hatten in den Fokus - vom frühen Kindstod, über wenig bis keine Rechte, was die Mitbestimmung in der Politik und dem Berufs- und Familienleben angeht. Die Leser:innen erfahren aber nicht nur, wie es mit Fanni und Oskar und Marie weitergeht, sondern auch, wie es um Familie Schnitzler steht. Neben der atmosphärischen Schilderung des vorherigen Jahrhunderts in Österreichs Hauptstadt, spielt auch die Buchhandlung wieder eine große Rolle.
Nostalgie, liebevoll, unterhaltend ...
Sharon Baker aus Mönchengladbach am 19.10.2021
Bewertungsnummer: 1591181
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Für Marie und Oskar beginnt eine schwere und unberechenbare Zeit, denn der Erste Weltkrieg bringt für alle Menschen Trauer und harte Entbehrungen mit sich. So steht Marie allein mit Kind im Buchladen und versucht alles am Laufen zu halten. Oskar kehrt verletzt zurück und ist ein Schatten seiner selbst. Die Sorgen werden größer, die Nöte unüberwindbar, aber dann ist Kriegsende und Licht kehrt zurück. Es ist die Zeit um Luft holen, sich der kleinen Dinge bewusster zu werden und neue Wege zu gehen. Das Geschichtskarussell dreht sich weiter und es gibt einiges noch zu erleben. Wie wird es mit der Buchhandlung weitergehen? Sind Marie und Oskar noch immer glücklich? Und was hat Fanni mit den Frauenversammlungen zu tun?
Nun ist es Herbst in Wien und passend dazu gibt es den Abschlussband um Marie und Oskar von Petra Hartlieb. Was habe ich mich in die Geschichte des Dienstmädchens und dem Buchhändler verliebt, was habe ich gebangt, ob sie heiraten dürfen und wie die ersten Ehejahre verliefen. Da ist es wohl klar, dass ich auch dieses Buch einfach lesen musste und außerdem musste ich einfach mal wieder nach Wien. Ob mir die Reise dahin gefallen hat, erzähle ich euch nun.
Die Geschichte beginnt 1931 mit einem Besuch im naturhistorischen Museum, und hier verbirgt sich so einige kleine Cliffhanger, aber auch den Gedanken, es muss viel passiert sein, aber unserem Liebespaar von einst geht es gut. So kuschelt man sich zurück in den Lesesessel und stürzt sich in das Jahr 1915, wo Oskar von der Front verletzt nach Hause kommt. Marie im Dauerstress und überfordert, aber kämpfend für ihre Familie. So durchwandert dieses Paar noch einige Höhen und Tiefen, leidet, wächst aber auch mehr zusammen und lässt Geschichte der damaligen Zeit wieder präsent werden. Armut, Krankheiten, Hungersnot, Kindstod, Krieg, aber auch die aufblühende Zeit, der Wechsel von Altverstaubten zu neuen jungen Ideen und der Kampf der Frauen für mehr Rechte. Das ist vielleicht nicht unbedingt Maries Kampf, aber Fanni ist dabei und ihre Wege sind ja immer ungewöhnlicher Natur gewesen.
Eigentlich möchte ich nicht mehr verraten, es ist ein Mix aus geschichtlichen Elementen, verwoben mit einer liebreizenden Familie. Petra Hartlieb setzt somit ihre Geschichte weiter und handelt diesmal einen viel größeren Zeitraum ab. Sie lässt viele geschichtliche Aspekte einfliessen, anklingen oder miterleben, soweit es halt die Familie betreffen kann und schließt sogar den Kreis ihrer Jahreszeitenreihe, weil sie Arthur Schnitzler noch ein Mal auftreten lässt. Alles passt zusammen, ist liebevoll arrangiert und lässt einem die Familie nur schwer wieder los, denn da kommen ja noch mehr unruhige Zeiten auf sie zu und es klingt immer wieder, durch das auch diese nicht einfach werden. Aber es ist auch gut, dass nun Schluss ist und wir eine tolle Epoche miterleben durften.
Petra Hartlieb hat mich wieder gut unterhalten, obwohl einfach der erste Band, der mit dem magischen Zauber war und mich einfach eingefangen hat. Die weiteren Bände sind zwar schön, aber einfach nicht wie der erste und leider verriet der Klappentext immer mehr, als wirklich im ganzen Buch passierte. Was für mich okay war, aber eben auch einfach nur nett. So spazierte ich gern mit Marie und Oskar durch ihr Wien nahm an der Familienplanung mit teil und saß mit ihnen am Küchentisch. Es ist wie ein Mitglied einer Familie zu sein, obwohl man nicht wirklich dabei ist. So nehme ich Abschied und weiß, diese beiden schaffen alles, denn da ist viel Liebe mit dabei.
Herbst in Wien hatte viele geschichtliche Aspekte mit im Gepäck und zeigte die harten Zeiten von Krieg auf, aber auch die Lichtblicke. Es war mal wieder wie Heimkommen gewesen. Liebevoll erzählt und nostalgisch unterhaltend.