Eine Gruppe von Kindern verbringt ihre Sommer auf einer griechischen Insel, auf der ihre Eltern als Archäologen arbeiten. Die Wochen in der flirrenden Hitze erleben sie als magische Parallelwelt zu ihrem heimischen, von Schule und Elternzwist dominierten Alltag in Frankreich oder Italien. Von den Erwachsenen vergessen, streunen die Kinder über das Ausgrabungsgelände, tauchen im Meer, fürchten sich beim nächtlichen Versteckspiel, vergraulen die ersten Touristen, die sich zur Grabungsstätte vorwagen, verlieben sich in- und konkurrieren miteinander und werden mit der Zeit zu einer verschworenen Gemeinschaft. Bis sie Jahre später voller Wehmut feststellen müssen, dass nicht nur jeder Sommer, sondern auch jede Kindheit endet. In poetischem Ton und auf berückende Weise erzählt Christine Avel vom Zauber gemeinsam verlebter Kindheitssommer.
Dieser Roman ist eine besondere Geschichte des Erwachsenwerdens.
Eine Erzählung über eine Gruppe Kinder, die jeden Sommer auf einer griechischen Insel verbracht haben. Ihre Eltern haben dort als Archäologen gearbeitet, so dass die Kinder sich selbst überlassen haben. Was von einigen Menschen vielleicht als völlig verantwortungslos empfunden wird, bedeutet für die Kinder die absolute Freiheit. Und diese Gefühle kann beim Lesen wirklich spüren.
Die Geschichte wird nicht fließend erzählt, man liest eher einzelne Momente, Situationen und Gefühle aus den erlebten Sommern. Alles sind Rückblicke, denn der Erzähler:in ist längst erwachsen.
Ich mochte den Schreibstil sehr gerne. Er ist beinahe poetisch und passt für mich ehr gut zu Kindheit, Sommer und Freiheit. Gerade als Urlaubslektüre ein tolles Buch.
Sommermärchen und Erwachsenwerden
Bewertung aus Baden-Württemberg am 04.08.2022
Bewertungsnummer: 1760944
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Es wirkt fast unglaubwürdig, wird aber doch sehr authentisch erzählt. Eine griechische Insel ist für ein paar Familien das alljährlich wiederkehrende Urlaubsdomizil. Die Unterkünfte sind einfach, denn die Eltern arbeiten als Archäologen und führen Ausgrabungen durch. Die Kinder rund um Niso, Zac und Evi sind sich meistens selbst überlassen. Sie stromern über die Ausgrabungsstätte, erkunden benachbarte Dörfer, machen weitere Bekanntschaften mit Einheimischen oder gehen im Meer schwimmen. Sie erleben starke Kameradschaft und im Laufe der Jahre auch Eifersucht und erste Lieben. „Unser Leben beginnt und endet hier. Hier verbringen wir zwei oder drei Monate im Jahr; das restliche Jahr existiert kaum.“ (S. 7) Entsprechend wird auch nur von diesen Sommern in ruhigem Erzählfluss berichtet.
Es geht natürlich um die verschiedenen Erlebnisse der Gruppe, um Mutproben, Beobachtungen, Streitereien und Konflikte. Die Erwachsenen spielen kaum eine Rolle. Sie lassen den Nachwuchs völlig frei gewähren. Dadurch erscheint der kleine Roman fast schwerelos, fast wie nicht von dieser Welt. Für die Kinder ist diese Insel das Paradies, heimische Probleme oder Schulsorgen finden keine Erwähnung. Die Eltern scheinen sich im Grunde ähnlich zu fühlen, denn mit der Zeit wird deutlich, dass die zeitaufwändigen Ausgrabungen wenig effektiv sind und mehr der Passion und dem Zeitvertreib dienen. Zu dieser von Alltagsgeschäften losgelösten Atmosphäre passt der poetisch-warme Ton der Autorin. Obwohl kein wirklicher Spannungsbogen existiert, liest man doch gerne weiter. Die Sommer sind immer andere, die Erlebnisse ähneln sich. Das ändert sich erst mit Eintritt der Pubertät. Dann treten neue Gefühle auf den Plan, die ehemalige Leichtigkeit ist dahin…
Der Roman fasziniert durch seine Sprache, durch die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen, durch die sanfte Melancholie, die die Erzählerin begleitet. Ein Buch für den Sommer und für alle Freunde ruhiger, leichter und doch tiefgängiger Geschichten vom Erwachsenwerden. Die Übersetzung aus dem Französischen von Christine Amman verlangt größten Respekt.
Lesenswert!