Es gibt Zeiten, da liegt unser Leben auf Eis und wir fühlen uns wie aus der Welt gefallen. Durch eine Krankheit oder den Verlust eines geliebten Menschen, durch Arbeitslosigkeit – oder durch ein Virus, das die ganze Welt innehalten lässt. Katherine May nennt diese Zeiten des Rückzugs »Winter«. Und wie auch im Winter alles ruht, um Kraft für den Frühling zu sammeln, so gibt May sich dem »Überwintern« hin. Sie reist nach Tromsø zu den Polarlichtern, schwimmt im eisigen Meer, schwitzt in der Sauna und feiert das Winterfest Santa Lucia. Sie besinnt sich auf das Wesentliche und gibt sich der inneren Einkehr hin – bis sie sich bereit fühlt für den Frühling.
Ungekürzte Lesung mit Jennipher Antoni
1 MP3-CD | ca. 9 h 13 min
Klappentext:
„Es gibt Zeiten, da liegt unser Leben auf Eis und wir fühlen uns wie aus der Welt gefallen. Durch eine Krankheit oder den Verlust eines geliebten Menschen, durch Arbeitslosigkeit – oder durch ein Virus, das die ganze Welt innehalten lässt. Katherine May nennt diese Zeiten des Rückzugs »Winter«. Und wie auch im Winter alles ruht, um Kraft für den Frühling zu sammeln, so gibt May sich dem »Überwintern« hin. Sie reist nach Tromsø zu den Polarlichtern, schwimmt im eisigen Meer, schwitzt in der Sauna und feiert das Winterfest Santa Lucia. Sie besinnt sich auf das Wesentliche und gibt sich der inneren Einkehr hin – bis sie sich bereit fühlt für den Frühling.“
Ich muss gestehen, ich hätte hier etwas anderes erwartet. Autorin Katherine May nimmt uns mit auf ihre persönliche „Reise“ bei dunklen Situationen im Leben und den Umgang mit ihnen. Sie beschreibt sehr offen aber eben auch immer nur von sich. Es wirkt wie eine Art „Biografie light“. Wir Leser sollen uns an den erlebten Beispielen von May ein wenig besser an unser inneres Selbst herantasten und selber mal darüber nachdenken wie wir damit umgehen. Sie erzählt sehr viel über ihre Familie und gibt somit einen recht privaten Einblick - für mich persönlich zu viel des Guten. Dennoch ein interessanter und für mich nachvollziehbarer Punkt: die Natur und der da it verbundene Rettungsanker. May beschreibt viele hübsche kleine Anekdoten und wie sie damit umgeht. Aber was habe ich erwartete? Der Winter ist eine trübe und raue und auch ruhige Jahreszeit. In dieser Zeit hält die Natur inne, die Menschen verbringen die Zeit im Haus, der Seelenzustand wird immer schwächer und wir sehnen und ab einem gewissen Zeitpunkt nach Sonne, blühenden Blumen, Vogelgezwitscher und dem glücklichen Gefühl. Die inneren Phasen des eigenen „überwinterns“ ist hart und zehrt sehr an den Nerven, nur wie geht man damit gescheit um und wie holt man sich selbst wieder aus dem dunklen Loch? Leider wurden diese Fragen nicht wie erhofft beantwortet sondern eben durch die eigenen Geschichten von May dargestellt.
Die Sprecherin des Hörbuchs, Jennipher Antoni, hat ein feines Gespür für die richtige Tonlage und Höhe gefunden ebenso ihre Aussprache passte immer perfekt zur Grundstimmung des Textes. Das ist wirklich eine angenehme Stimme, die zum Thema passt. Ich vergebe gute 3 von 5 Sterne.
Our aim is not smiling all time through
Bewertung am 30.01.2022
Bewertungsnummer: 1647428
Bewertet: Hörbuch (CD)
„Überwintern“ von Katherine May ist weniger ein Roman als eine Art Tagebuch, eine Bilanz, die die Ich-Erzählerin zieht, eine Verarbeitung ihrer eigenen Erfahrungen, Autobiographie während einer Ausnahmesituation. Es geht um eine tiefe Krise, die detailliert beschrieben wird, die lange andauert, die aber auch überstanden werden kann.
Winter - die Zeit der Ruhe, des Stillstands, der Veränderung, die Welt funktioniert mit eingeschränkten Lebensfunktionen, Winterschlaf, der Lebenszirkel nimmt sich eine Auszeit, Isolation, Kälte und Schnee.
Diese heruntergefahrene Energie in der Natur als Bild, als Parallele, wie unsere Psyche mit so einer Situation umgehen könnte, eine Akzeptanz der Dunkelheit und Kälte: Wir sollten auch eine solche Zeit der Erstarrung in uns selbst zulassen und durchstehen, ein Prozess, der durchlebt werden muss, der nicht beschleunigt werden kann und den wir annehmen müssen, um ihn zu überleben. Depressionen, Überarbeitung, Break Down, Trauer, Verwundbarkeit, Krankheit, Isolation und Burnout können Auslöser für ein „Wintering“ in der eigenen Psyche sein. Die Autorin zeigt den Weg aus dieser Krise, der für sie vor allem durch Akzeptanz, Zugeständnis und Loslassen entstehen kann.
Katherine May beschreibt die Winterbilder der Natur und ihrer inneren Verfassung poetisch und mit eindrücklicher Sprache. Diese ständige Umkreisung der eigenen Befindlichkeit ist für mich allerdings eher ermüdend. Am Anfang fand ich die vielen Anspielungen und Wortschöpfungen zum Thema "Winter" noch reizvoll und berührend, aber es wird auf Dauer etwas zu umfangreich und ausufernd. Sicherlich ein wichtiges Thema und eine bewegende, persönliche Darstellung einer Krise, für mich insgesamt allerdings zu langatmig und handlungsarm.
Die Autorin will anhand ihrer eigenen Erfahrung LeserInnen helfen und Anregungen geben, um ähnliche Krisen zu überstehen und Hoffnung auf einen Neuanfang vermitteln. Vielleicht ist die Literarisierung eines Ausschnitts ihrer Biographie auch ein Gesundungsprozess und der Versuch der Aufarbeitung und Bearbeitung. Der sehr persönliche Ansatz und die offene Darstellung psychischer Probleme und schwierigerer Momente der eigenen Biographie sind äußerst positiv hervorzuheben und können Betroffenen weiterhelfen und Mut vermitteln.
Sprecherin
Die Sprecherin Jennipher Antoni liest sehr authentisch, als ob sie ihre eigene Geschichte erzählte. Das ist äußerst gelungen, es geht gar nicht in erster Linie um das Erzählen, sondern stärker um das Sich-Erinnern, ein Monolog, der eigentlich gar keine Zuhörer braucht, da sie ihre Erfahrungen, Erlebnisse, Gefühle und Entwicklungen schildert. Eine Stimme, der ich gut folgen kann und die ganz unaufgeregt und ehrlich über ihre innersten Gedanken und Emotionen sprechen kann. Sehr gelungen!