Ich habe dieses Buch mir sicherheitshalber erst mal nur geborgt, denn irgendwie wollte ich ja jetzt mal die Belege für den gesunden Vitamin-B12-Mangel sehen. Ich habe es dann so weit gelesen, bis ich mich gefragt habt, wo denn die Untersuchungen für anderes tierisches Eiweiß außer Casein geblieben sind. Ja, denn bevor ich anfange, unterschiedliche Casein-Mengen hinsichtlich ihrer potenziellen Krebswirkung zu testen, würde man ja zuvor erst mal ein paar andere tierische Eiweiße experimentell überprüfen. Ja, diese Untersuchungen gab es wohl, nur da waren die Ergebnisse alle negativ in Hinblick auf die Krebsentstehung. Da wurde also super wissenschaftlich, ein Einzelbefund verallgemeinert.
Das die Autoren dann, wenige Seiten nach dem Hinweis, daß man keine Korrelationen zu Kausalitäten machen sollte, eben genau dies tun, passt dann natürlich voll ins Bild. Dann gibt es noch manipulative Nährstofftabellen wie die auf Seite 247, wo man eine deutlich breitere Auswahl an fünf pflanzlichen Lebensmitteln mit drei Sorten Fleisch und Milch (die ja zu 87% nur aus Wasser besteht) hinsichtlich Nährstoffen vergleicht, anstatt die tierischen Nahrungsmittel z.B. noch mit Fisch, Eiern und z.B. Käse (statt Milch) zu ergänzen. Aber diese Einzelnährstoffauswahl hat eh keine wirkliche Aussagekraft, sie zeigt aber, daß hier offensichtlich jedes Mittel recht war, um die Amerikaner zu einer gesünderen Lebensweise zu bringen.
Nur hat es nicht wirklich etwas genutzt. Denn offenbar ist der Nährstoffmangel in der Bevölkerung, der natürlich auch besonders durch hochverarbeitete Lebensmittel entsteht bzw. sogar bewußt erzeugt oder zumindest genutzt wird, das Problem. Chris van Tulleken zerrt in "Gefährlich lecker" die schon existente Forschung, das hochverarbeitete Lebensmittel zu Adipositas gegenüber traditionell zubereiteten Speisen führen, wieder erfolgreich an das Licht der Öffentlichkeit. Und in Uwe Pollmers "Food-Design" findet sich dann ebenfalls mit der Kinderkrankenschwester-Lebertran-Studie als Beleg, indirekt der Hinweis, das wenn der Mensch instinktiv Mangelernährung ausgleicht und seine Nahrungsmittel passend auswählt uns somit den Herstellern von hochverarbeiteten Lebensmitteln nur der Weg bleibt, die Kunden regelmäßig mit neuen Aromamischungen zu beglücken, weil damit läßt sich die natürliche Auswahl wohl für eine kurze Zeit austricksen oder, in logischer Konsequenz, verbreitete Nährstoffmängel für sich zu nutzen bzw. bewußt zu erzeugen. Denn der Nährstoffmangel führt zu einer erhöhten Konsummenge an Nahrungsmitteln, um diesen zu decken und zusätzlich stellt dann auch noch der Körper deswegen auf Sparbetrieb um.
Wem, als streng gläubiger Veganismus-Anhänger, das noch nicht reicht, der kann für die wissenschaftliche Beerdigung des Veganismus noch "Don't Go Veggie!" lesen. Da weisen die Autoren auch noch darauf hin, das in diesem Buch wohl die originale China Study selektiv passend zitiert wird, deren Gesamtaussage aber die Theorie der gesünderen pflanzlichen Ernährung nicht stützt.
Gut hörbar und nachdenklich stimmend!
Bewertung aus Hattersheim am 15.01.2021
Bewertungsnummer: 825510
Bewertet: Hörbuch (CD)
Die Hörbuchausgabe "China Study" von T. Colin Campbell und Thomas M. Campbell, ich war sehr gespannt, als ich die Ankündigung las.
Während das Buch sehr umfangreich und für mich aufgrund der enthaltenen Statistiken und Daten für mich recht schwer zu lesen war, ist die Hörbuchausgabe deutlich eingängiger und angenehm zu hören.
Zunächst war ich etwas skeptisch, nicht zuletzt wegen des Sprechers Christoph Maria Herbst. Mit seinem Humor kann ich im Fernsehen nicht sonderlich viel (also, so gut wie nichts) anfangen, aber als Vorleser hat er eine sehr angenehme, warme Stimme. Die drei CDs, die zusammen eine Spielzeit von fast 217 Minuten, also etwas mehr als 3,5 Stunden haben sind wirklich gut hörbar, da sie ordentlich in einzelne Tracks unterteilt sind.
Ich finde den Inhalt der "China Study" so wichtig, daß ich hoffe, daß das Hörbuch oder auch das komplette Buch oft und noch öfter gekauft werden wird.
Natürlich trifft die Studie bei mir als Vegetarier auf offene Ohren, das ist klar, aber vielleicht gelingt es, die Argumente und Gegenargumente für oder gegen den Konsum tierischer Produkte von der doch etwas albernen Variante "Ich esse Fleisch, weil mir die kleinen Tofus so leid tun" herunterzuheben und auf ein etwas sachlicheres Niveau zu bringen. Natürlich ist auch diese Studie nicht über jede Kritik erhaben, aber dazu später mehr.
Was aber war, oder ist, denn nun diese "China Study"?
In einem langjährigen Projekt, das in der Zusammenarbeit verschiedener Universitäten entstanden ist, wurden Zusammenhänge zwischen der Ernährung und diversen Erkrankungen gefunden und über einen sehr langen Zeitraum beobachtet.
So fanden die Autoren heraus, daß es in scheinbar "schlecht" ernährten (weil niedriger tierischer Eiweißkonsum) Regionen auf den Philippinen deutlicher weniger Krebs bei Kindern gab als bei reichen Familien, die sich eine westliche, auf tierische Eiweiße ausgerichtete Ernährung leisten konnten.
Es gab einen Zusammenhang zwischen der Menge der tierischen Produkte und der "Wirksamkeit" krebsauslösender Substanzen (zum Beispiel Aflatoxin, das unter anderem in verschimmeltem Mais vorkommt, erinnert sich jemand an den Futtermittelskandal in diesem Sommer?!)
Nun habe zumindest ICH nicht herausgehört, daß eine vegane Lebensweise DIE alle Krankheiten besiegende Ernährungsweise sei, sondern "nur", daß eben viele Zusammenhänge zwischen Ernährungen, genetischer Prädisposition und Umwelteinflüssen bestehen.
Ich kann wirklich nur empfehlen, diese CDs anzuhören und sich mal ein paar Gedanken zur eigenen Ernährung zu machen, fern von irgendwelchen Ideologien und Philosophien.
Ganz nebenbei, da es auf der dritten CD auch einen "Leitfaden für eine gesunde Ernährung" gibt und die Autoren empfehlen, es einfach mal für 30 Tage auszuprobieren, es gibt zum Beispiel die "Vegan Challenge" von Attila Hildmann mit tollen Rezepten und auch ein "Kochbuch zur China Study"...