Wer waren die Frauen, die hinter dem Trojanischen Krieg standen?
Die Schwestern Helena und Klytämnestra brechen in Claire Heywoods Neuerzählung des Trojanischen Kriegs Wir Töchter von Sparta endlich ihr Schweigen.
Helena und Klytämnestra sind durch ihre Schönheit und ihren Stand nichts als Überfluss gewohnt, ganz Griechenland liegt ihnen zu Füssen: Sie sind die Prinzessinnen von Sparta. Doch dieses Privileg hat seinen Preis. Noch als Mädchen werden die Schwestern getrennt und verheiratet - mit dem mächtigen Agamemnon und seinem Bruder Menelaos von Troja. Als Königinnen wird von ihnen nur zweierlei erwartet: die Geburt eines Erben und die Verkörperung der sanftmütigen, sittsamen Natur einer Frau. Bald wiegen die Vernachlässigung und die Grausamkeit ihrer Ehemänner schwer auf ihnen. Und somit finden sie sich an dem Punkt wieder, an dem sie gegen die Zwänge ihres Geschlechts aufbegehren müssen, um sich selbst ein neues Leben aufzubauen – und damit die Geschichte für immer zu verändern.
Mit Wir Töchter von Sparta hat Claire Heywood eine erhellende Neuinterpretation des Kriegs zwischen Sparta und Troja geschrieben, der den Frauen seiner Geschichte ihre Stimme zurückgibt und zeigt, wie Feminismus bereits im alten Griechenland eine Rolle gespielt haben könnte.
Wer kennt die Geschichten nicht: Rund um Helen von Sparta oder um das trojanische Pferd. Diese beiden und noch einige mehr sind hier wundervoll in einen Roman verpackt worden. Mit viel Gefühl und den bekannten Wendungen erfahren wir mehr aus dem Leben der beiden Schwestern: Helena und Klytämnestra. Ich mochte den Schreibstil, die verschiedenen Perspektiven aus den die Geschichte erzählt wurde und besonders die Elemente die, die Autorin dazu gedichtet hat sehr. In wenigen Tagen habe ich diesen Roman verschlungen.
Die Frauen hinter dem Krieg
Meggie aus Mertesheim am 10.03.2023
Bewertungsnummer: 1897189
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Sparta ist ein aufblühendes Land. Mit der Geburt der Töchter Klytämnestra und Helena sowie den danach folgenden Zwillingen Kastor und Pollux könnte das Königspaar nicht glücklicher sein. Doch die Familie umgibt ein Geheimnis und so muss für die Töchter ein passender Ehemann gefunden werden. Klytämnestra wird mit Agamemnon verheiratet, der in Mykene als König der Könige vereehrt wird. Helena, obwohl die jüngere Tochter, ehelicht Menelaos und bekommt damit das Erbe Spartas. Beide könnten nicht glücklicher sein und doch gibt es Zweifel, Neid, Missgunst und Hass. Helena fühlt sich unverstanden und unglücklich, bis der junge Paris, Prinz von Troja auftaucht und sie entführt. Ein Vergehen, welches weitreichende Folgen hat. Für ganz Griechenland.
Die griechische Mythologie besteht aus vielen kleinen Geschichten. Die Bekannteste dürfte wohl der Krieg sein, der - ausgelöst durch eine Entführung - ganz Griechenland ins Unglück stürzt und eine Stadt dem Erdboden gleich macht. Der Trojanische Krieg wurde schon oft in Romanen verarbeitet. Doch befindet man sich da meist vor Ort und es wird aus Sicht der Trojaner oder der Griechen darüber berichtet.
Diesmal lernen wir aber nicht diejenigen kennen, die den Krieg vorantreiben (auch wenn Helena ihn verursacht hat), sondern wir nehmen Teil am Leben der beiden Schwestern Klytämnestra und Helena, die als spartanische Prinzessinnen im Palast ihrer Eltern aufwachsen. Beide sind sorglos und lieben ihr Leben, bis ein kleiner Fehler Klytämnestras ihr Schicksal ins Rollen bringt.
Ab diesem Zeitpunkt ist alles nicht mehr so, wie es war. Die Freiheiten sind eingeschränkt, die Zukunft wird verplant und plötzlich ist es Klytämnestra, die nach Mykene geschickt wird, um dort im Palast des Agamemnon als dessen Ehefrau und Königin zu leben.
Helena dagegen bleibt in Sparta und heiratet Menelaos.
Beide Ehen sind geschickt eingefädelt und bringen beiden Ländern Reichtum und Wohlstand.
Doch dann geht es nur noch bergab. Helena ist mit ihrem Leben nicht zufrieden und will mehr. Klytämnestra wächst mit ihrer neuen Aufgabe, wird von ihrem Mann jedoch hintergangen.
Die Autorin hat sich zwei sehr interessanter Frauen angenommen. Mit ihrem so ganz eigenen Stil erzählt sie deren Leben, beginnend mit der Kindheit der beiden. Klytämnestra und Helena sind vom Aussehen her sehr unterschiedlich, haben aber viel gemeinsam. Erst als beide verheiratet sind, merkt man deutlich, dass sie nun getrennte Wege gehen. Denn obwohl beide als Kind dachten, dass sie ihren Platz im Leben finden werden, ist es nur Klytämnestra, die weiß, was sie will.
Abwechselnd erfahren wir etwas über den Werdegang der beiden Frauen. Wir erleben, wie Helena aufwächst, sich erst dem Willen ihres Vaters beugt, später jedoch ihren eigenen Willen entdeckt und damit folgenschwere Fehler begeht. Wenn man nun liest, wie die Autorin sich Helena vorstellt, muss ich deutlich sagen, dass das "Bild" dieser Frau, dass ich ständig in meinem Kopf hatte, nun doch bröckelt. Ich hatte immer Mitleid mit ihr, da sie aus ihrem Leben ausbrechen wollte, in Troja jedoch auch nicht das fand, was sie suchte. Hier aber denke ich: Bist selbst dran schuld. Vom Regen in die Traufe. Wärste mal daheim geblieben.
Wobei ich bei Klytämnestra immer das Gefühl hatte, dass diese robuster und forscher an die Sache herangeht. Warum sie aber letztendlich so handelt, wie sie handelt, ist aber einer Tatsache geschuldet, die ich gar nicht mehr so auf dem Plan hatte. Aber absolut verständlich, was sie dann tut.
Der Schreibstil ist unheimlich fesselnd und hat mich sehr in den Bann gezogen. Ich hatte sehr oft das Gefühl, mich wirklich in Sparta zu befinden oder etwas später hinaus auch in Troja. Die Autorin spinnt einen roten Faden, der sich stetig durch das Buch zieht. Es gab für mich keine Längen, das Interesse war stets gewahrt und am Ende hatte ich das Bedürfnis, noch mehr zu erfahren, noch mehr zu lesen und herauszufinden, wie es den beiden Frauen nach all der Sache mit den trojanischen Krieg denn so ergangen ist.
Aber es gibt auch einen Kritikpunkt. Im Text kommen öfter die Worte "Hallo" und "Baby" vor. Für mich aber Worte der "modernen" Zeit. Irgendwie passen diese nicht in das antike Griechenland. Gerade das Wort "Baby" wurde erst im 19. Jahrhundert in den Sprachgebrauch aufgenommen. "Hallo" stammt wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert. Wir befinden uns geschichtlich aber sehr weit vor der Geburt Christi (Ende des Krieges war 1182 v.Chr.), deswegen passt dies in meinen Augen nicht in die eigentliche Geschichte.
Trotzdem fand ich die Interpretation der Autorin sehr gelungen und werde auch weiter verfolgen, mit welchen Romanen sie uns noch überraschen kann.
Meggies Fussnote:
Klytämnestra und Helena. Wie Feuer und Wasser.
Meinungen aus unserer Buchhandlung
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In dem Roman "Wir Töchter von Sparta" versuchen die Schwestern Klytämnestra und Helena aus der griechischen Mythologie ihr persönliches Glück zu finden. In einer von Männern & Göttern dominierten Welt erleben die Beiden viele Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten. Klytämnestra und Helena werden verheiratet, trotz ihrer edlen Geburt sind sie nichts weiter als Trophäen und dienen immer wieder als Spielball der Politik, in der die beiden Schwestern erst recht nichts zu sagen haben. Dessen ungeachtet beginnen sie gegen ihre vorgegebene Rolle aufzubegehren und nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. "Wir Töchter von Sparta" ist sowohl eine Neuerzählung als auch eine Neuinterpretation durch Claire Heywood, die mich sehr überzeugt hat. Ihre Erzählweise kam mir ab und an etwas simpel vor, weshalb ich das Buch eher als Jugendroman empfehlen möchte. Dennoch eignet sich der Roman für allem für jene, die genug haben von den männlichen Heldengeschichten der griechischen Mythologie.