Es gibt Zeiten, da liegt unser Leben auf Eis und wir fühlen uns wie aus der Welt gefallen. Durch eine Krankheit oder den Verlust eines geliebten Menschen, durch Arbeitslosigkeit – oder durch ein Virus, das die ganze Welt innehalten lässt. Katherine May nennt diese Zeiten des Rückzugs »Winter«. Und wie auch im Winter alles ruht, um Kraft für den Frühling zu sammeln, so gibt May sich dem »Überwintern« hin. Sie reist nach Tromsø zu den Polarlichtern, schwimmt im eisigen Meer, schwitzt in der Sauna und feiert das Winterfest Santa Lucia. Sie besinnt sich auf das Wesentliche und gibt sich der inneren Einkehr hin – bis sie sich bereit fühlt für den Frühling.
Dieses Buch von Katherine May habe ich schon oft gesehen und immer nur Gutes gehört. Nun habe ich es endlich auch gelesen und bin froh, es endlich getan zu haben.
In "Überwintern" schreibt May in gewisser Hinsicht vom menschlichen "überwintern". Dabei geht es natürlich eher im weitergesponnenen Sinn ums Überwintern. Das Buch erstreckt die Monate von September bis Ende März und beschreibt sowohl Veränderungen in der Natur, als auch gewisse Äquivalente zu diesen Zeiten, die die Autorin in ihrem Leben erlebt hat.
Gewisse "Winter" durchleben wir Menschen alle. Zeiten, in denen das Leben still steht, wir innehalten müssen und einen Gang runterschalten müssen, um durch die Dunkelheit und Kälte zu kommen.
May schreibt dabei so poetisch und als Leser*in fühlt man sich direkt als wäre man mittendrin. Vor allem die ersten paar Kapitel haben mir besonders gefallen. Zum Ende ebbte es leider etwas ab. Trotzdem hat mir das Buch im Großen und Ganzen sehr gefallen und ich werde es definitiv weiterempfehlen.
Einkehr zu sich selbst
TochterAlice aus Köln am 24.02.2025
Bewertungsnummer: 2420951
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Das ist es, was der Winter, die ruhige, kalte und vor allem dunkle Jahreszeit den Menschen schenkt - und nicht nur ihnen, denn auch Tiere finden auf mannigfaltige Art - nicht zuletzt durch Winterschlaf - eine teilweise extrem lange Auszeit für sich.
Zunächst fiel es mir schwer, mich auf dieses Buch einzulassen, denn ich empfand die Ausführungen der Autorin wie Sprünge eines Kindes von einer Pfütze in die nächste: wieder ein großes Nass, in das ich hereintrete, so dass es spritzt und sich auf das weitere Umfeld verbreitet.
Möglicherweise hat diese Art der Autorin, mit ihren Lesern zu kommunizieren, mit ihrer Asperger-Diagnose zu tun - es könnte in dieser Hinsicht ihre Art, zu leben und zu denken, beeinflussen. Stellenweise empfand ich es so, als wäre sie selbst sich die nächste: Ich, ich, ich. Wenn es meinem Mann schlecht geht, stört es mich, wenn mein Kind krank oder unwillig ist, beeinträchtigt das meine Zeit des Rückzugs. Vielleicht war es ja tatsächlich ein Lernprozess, den sie beim Verfassen dieses Buches durchgemacht hat, aber nach ein paar Kapiteln war ihre Orientierung eine andere geworden und ich konnte ihr auf ihrer Suche nach der Dunkelheit nach Island und Norwegen und der Feier des Lichtes am Lucia-Tag in die schwedische Kirche folgen.
Es ist ein durchaus persönliches Buch, bei dem es mir mal leichter, mal schwerer fiel, der Autorin zu folgen. Doch das geht völlig in Ordnung, wenn man überlegt, was für ein Geschenk sie doch eigentlich ihren Lesern macht, in dem sie sich vollkommen öffnet, verletzbar und angreifbar macht durch die tiefen Einblicke in ihr Leben, für die ich ihr von Herzen danke!