Die monetäre Maschine
Eine Kritik der finanziellen Vernunft
Buch (Gebundene Ausgabe)
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inkl. gesetzl. MwSt.Beschreibung
Details
Einband
Gebundene Ausgabe
Erscheinungsdatum
26.01.2022
Verlag
C.H.BeckSeitenzahl
447
Maße (L/B/H)
22.1/15.2/4 cm
IMMER MEHR GELD, ABER ÜBERALL MANGEL - WIR BRAUCHEN EINE KRITIK DER FINANZIELLEN VERNUNFT
Marode Infrastrukturen, unterfinanzierte Sozial- und Gesundheitssysteme, pandemische und klimatische Notlagen: Der öffentlichen Hand mangelt es an Geld. Doch gleichzeitig scheint Geld im Überfluss vorhanden zu sein: Seit Jahrzehnten wachsen die Geldvorräte viel schneller als die Wirtschaft. Aaron Sahr zeigt in seinem Buch, wie wir von einer Ideologie beherrscht werden, die Geld zu einer unpolitischen Technologie verklären will – mit katastrophalen Folgen für Wohlstand, Stabilität und Gerechtigkeit. Es wird höchste Zeit, als demokratische Gemeinschaft monetäre Souveränität zurückzufordern und gemeinsam das Steuer der Geldmaschine zu übernehmen.
Seit Jahrzehnten wachsen die Geldvorräte viel schneller als die Wirtschaft. Trotz dieser eigendynamischen Expansion mangelt es an Mitteln für produktive Investitionen und öffentliche Güter, für den Ausbau digitaler und analoger Infrastrukturen, für die Vorbereitung auf den Klimawandel und die Überwindung ökonomischer und pandemischer Krisen. Könnte es sein, dass diese Zahlungsschwierigkeiten kein Schicksal sind, sondern auf einem eklatanten Missverständnis beruhen? Der Wirtschaftssoziologe Aaron Sahr unterwirft unsere finanzielle Vernunft einer Kritik. Er zeigt, dass Geld keine unschuldige Technologie für den Betrieb von Märkten ist – eine Ideologie, die in der Unabhängigkeit der Zentralbank oder der Schuldenbremse zementiert wurde –, sondern eine politische Institution. Indem er Wirtschaft als legitimen Verschuldungszusammenhang begreift, kann er die Betriebsprobleme der monetären Maschine pointiert benennen: Vollständig privatisiert, produziert unser Geld Reichtum für wenige statt Wohlstand für alle, destabilisiert sich selbst und die ökologischen und sozialen Gefüge. Eine Vergesellschaftung der modernen Geldmaschine ist laut Sahr der einzige Ausweg aus den vielfältigen Krisen der Gegenwart.
- Korrigiert fatale Missverständnisse über Geld und Geldschöpfung, Schulden, Inflation und Steuern
- Erklärt anschaulich, wie Geld und Wohlstand entkoppelt wurden – und was man dagegen tun kann
- Für alle Leser:innen von Thomas Piketty und Joseph Vogl
Unsere Kundinnen und Kunden meinen
Ein bahnbrechendes Buch!
S.A.W am 22.01.2022
Bewertungsnummer: 1642891
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Seit Jahren spüre ich und kritisiere, dass die neoliberale Geldtheorie eine Bereicherungsmaschine zu Gunsten der Reichen und zum Nachteil der großen Mehrheit ist. Das wird in den Zahlenströmen der letzten 20 Jahren und in allen Krisen mehr als deutlich, denn der Effekt ist immer der gleiche. Auch in der Corona-Krise verdoppelten die Reichen ihren Besitz, während 190 Millionen Menschen in die Armut abstürzten. Diese Beobachtung wird von der klassischen Wirtschaftstheorie immer wieder süffisant abgeschmettert, weil Laien ja nichts von Wirtschaft verstünden.
Anders dieses Buch, das die herrschende Theorie des neutralen Geldes, das entpolitisiert werden muss, als falsch und desaströs entlarvt. Die Theorie, dass der Geldwert erhalten werden muss und deswegen Staaten nicht einfach Geld schöpfen könnten, ist völlig veraltet und funktioniert seit 12 Jahren nicht mehr. Obwohl sich die Geldmenge verzehnfacht hat, kam es zu keiner Inflation, wie es die klassische Theorie vorhersagt. Da die Geldmenge entpolitisiert ist und sich jedem demokratischen Einfluss entzieht, wird die Struktur der Geldwirtschaft von wenigen Experten festgelegt, die entweder nicht wissen was sie da tun oder still und heimlich ihr eigenes Süppchen kochen, das keineswegs neutral ist, sondern denen dient, die schon viel Geld haben.
Sahr baut auf den sozialpolitischen Wirtschaftstheorien von Thomas Piketty, Christian Felber und Stefan Schulmeister auf, die eine Rückkehr zur sozialen Verantwortung der Geldschöpfung fordern. Nur wenn Geld der sozialen Stabilität dient, ist Geldschöpfung nützlich, ansonsten gefährlich. In Sahrs „Bilanztheorie“ aus Geld, Geldwirtschaft und Geldpolitik legt letztere die gesellschaftliche Architektur und Infrastruktur fest. Je nach politischer Entscheidung entstehen dabei positive oder negative Auswirkungen auf Gemeinschaft, Wohlstand und soziale Gerechtigkeit.
Die Bilanztheorie sieht den Kern der Stabilität in der Einhaltung von Schuldverträgen zwischen ökonomischen Akteuren. Solange ein Unternehmen positiv bilanziert, also genug Geld (Haben) hat, um seine Schulden (Soll) bezahlen zu können, gilt es als gesund, wenn nicht, geht es in Konkurs. Stabilität entsteht in der voraussichtlichen Sicherheit, dass Außenstände bezahlt werden, sodass man auch seine eigenen Schulden bezahlen kann. Bricht dieser Kreislauf des Vertrauens zusammen, kommt es zu einer ökonomischen Depression.
Diese globale Geld-Maschine aus Verträgen und Vertrauen ist als eine einzige Infrastruktur zu begreifen, vergleichbar der Strom-Infrastruktur, die immer im Gleichgewicht sein muss, damit das Stromnetz nicht in einem Blackout zusammenbricht. Wie beim Stromnetz besteht die Herausforderung darin, Geldangebot und Geldnachfrage immer in einem stabilen Gleichgewicht zu halten. Aus dieser Sicht sind Sparpolitik, Schuldenbremse etc. nicht die Rettung, sobald sie das Gleichgewicht durcheinanderbringen, wie es im Fall der Griechenland-Euro-Krise geschehen ist.
Die Geldmaschine muss ein politisch gestelltes Anforderungsprofil erfüllen, das abhängig ist von den Zielen, die man erreichen will. Wenn das Ziel hinreichender Wohlstand für alle ist, werden die Stellschrauben der Geldmaschine dieses Ziel auch erreichen und dementsprechend eingestellt sein. Wenn das Ziel möglichst viel Reichtum für das Individuum ist, wird auch dieses Ziel erreicht und genau da stehen wir heute. Unzulässig ist es jedoch, das Ziel der Geldmaschine wenigen Experten zu überlassen, die dann tun was sie wollen; denn deren Ziel besteht meist darin, das eigene individuelle Einkommen zu steigern. Das führt in der Regel zu Korruption und asozialer Geldallokation.
Dr. Rüdiger Opelt, Autor von "Die Diktatur des Geldes. Die Lügen des Finanzkapitalismus"