Claude ist ein unbeständiger Verehrer. Erst lässt er seinen Charme spielen und verführt Dominique mit Champagner und Chanel N° 5, dann wieder ist er unnahbar und abweisend. Gemeinsam haben sie eine Tochter, Épicène, die mit ihrem extravaganten Vornamen früh lernt, eigenständig zu denken und zu handeln. Sie weiss auch sofort, was zu tun ist, als die Mutter in einem Pariser Stadtpalais den Launen des Vaters auf die Schliche kommt.
hamburg.lesequeen aus Bargfeld-Stegen am 16.02.2024
Bewertungsnummer: 2132319
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
AMBIVALENZ
Amélie Nothomb
Im ersten, knappen Kapitel lernen wir Reine kennen. Sie beendet nach fünf Jahren ihre Beziehung zu einem namenlosen Mann mit den Worten: „In zwei Tagen heirate ich Jean-Louis. […] Außer Liebe hast du mir nicht viel zu bieten“. (S. 6) Mit ihrem zukünftigen Ehemann will sie nach Frankreich ziehen, denn er ist die Nummer zwei eines riesigen Elektronikunternehmens. (Die Szene ist ein bisschen undurchsichtig)
Es folgt das nächste und letzte Kapitel, welches sich über 120 Seiten erstreckt:
Dominique lernt in einem Café den charmanten Claude kennen. Er möchte sie vom Fleck wegheiraten, sie ziert sich noch einige Tage, aber dann willigt sie ein. Gemeinsam ziehen sie nach Paris, wo sie eine schöne Wohnung beziehen und er seinen neuen Job als Unternehmer beginnt. Während er zu Beginn noch großzügig ist, merken wir als Leser schnell, dass der liebe Claude zwei Gesichter hat - ja sogar ein wenig fies werden kann. Doch Dominique denkt sich alles schön.
Die ganze Geschichte spitzt sich zu, als das ersehnte Elternglück sich nicht einstellen will. Doch gerade, als wir - die Leser denken „Oh, jetzt wird es aber ungemütlich für Dominique mit Claude“, ist Dominique endlich guter Hoffnung. (Uff, Glück gehabt!)
Nach dieser wunderbaren Neuigkeit findet auch Claude zu seiner charmanten Art zurück. Doch das Glück hält nicht an, so viel sei vorweggenommen, aber wie es genau weitergeht, müsst ihr selber herausfinden.
Während ich die erste Hälfte wirklich gut fand, flachte das Buch in der zweiten Hälfte deutlich ab. Nicht alles war für mich schlüssig und mir hatte es gerade in der 2. Hälfte zu viel „Kurzgeschichten-Charakter“.
Dennoch: Eine Geschichte, die man an einem Nachmittag gut lesen kann, die aber bei mir nicht lange nachhallen wird. Dies war mein erstes Buch der Autorin, ich möchte unbedingt ein weiteres Buch von ihr lesen, könnt ihr mir eins empfehlen?
3½/ 5
Bewertung am 19.04.2023
Bewertungsnummer: 1925148
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Typisch Nothomb! Sie bringt menschliche Abgründe auf den Punkt und das mit einer Leichtigkeit und spitzzüngigem Humor - ein Stil, der seinesgleichen sucht.
Meinungen aus unserer Buchhandlung
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Knackig, teils bitterböse und herrlich französisch. Hätte ich das Buch nur früher gelesen!
Amélie Nothomb wirft uns in das Leben von Claude, das eine unvermittelte Wendung nimmt. Kurz darauf, im Jahr 1970, heiratet er Dominique und einige Jahre später erblickt ihre Tochter, Épicène, das Licht der Welt, die schnell erkennt: Hier ist nichts so, wie es scheint.
Épicène ist von Anfang an die sympathische Heldin der Geschichte. Klug und weise durchschaut sie die Erwachsenen schon als Kind, sorgt für ein überraschendes Ende und kann sich trotz aller Weisheit nur schwer vom Erbe ihres Vaters lossagen.
Nothomb wechselt als allwissende Erzählerin souverän die Perspektiven, treibt ihre Handlung gekonnt voran und reiht die markantesten Momente im Leben ihrer Figuren so perfekt aneinander, das ein unwiderstehlicher Sog entsteht.
Ein Buch über weibliche Freundschaften und Emanzipation, brillant und mit trockenem Humor erzählt. Ein kurzes, aber umso intensiveres Lesevergnügen.
Aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt von Brigitte Große.
Das nächste Buch der Autorin ist schon auf meinem Lesestapel.
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Nothomb hat es wieder einmal geschafft und das auf nur 128 Seiten - einfach faszinierend! Lesestoff in komprimierter Form, eine Dreiecksgeschichte ohne seitenlange, ausufernde Beschreibungen oder kitschige Szenen und eine verrückte Geschichte, deren Protagonisten mann/frau nicht verstehen muss, einfach lesen...
Es spielen hier die Hauptrollen: Claude, ein Verehrer, der die Frau nicht erreichen kann, welche er sich an seiner Seite wünscht, Dominique, welche sich verführen lässt - nicht von der Liebe - sondern von Chanel, Charme und Champagner sowie eine Unnahbare, scheinbar unbeteiligt. Und da ist noch eine Person involviert: Épicène, die Tochter von Dominique und Claude.
Die Geschichte zeigt wie tragisch es ist, dass und wie hier Épicène betroffen ist und wie sie damit umgeht, dass die Erwachsenenwelt verrückt spielt und ihr zu wenig Aufmerksamkeit und Liebe schenkt.