»Die Welt ist mein Zuhause, das Abenteuer meine Luft zum Atmen und die Begegnungen und Momente die Währung, in der ich bezahlt werde. Ich kann nicht zurück, das würde mich innerlich zerstören. Für mich gibt es nur den Weg nach vorn: Ich werde nach Australien fliegen.« Die sechsundzwanzigjährige Maya lebt ihr absolutes Traumleben und reist als digitale Nomadin um die Welt. Als sie für mehrere Wochen als Housesitterin auf eine Villa in Australien aufpassen soll, legt eine Pandemie die Welt lahm. Da Hausbesitzer und Jungunternehmer Troy nicht wie geplant zu seinem Geschäftstermin fahren kann, sitzen die beiden während des Lockdowns in seinem Haus am Strand fest. Nicht nur eine schmerzliche Erfahrung aus der Vergangenheit hält Maya davon ab, ihre aufkommenden Gefühle für den Australier zuzulassen. Ist sie auch bereit, für eine neue Zukunft ihr komplettes Leben auf den Kopf zu stellen? »Super spannender Einblick in das Leben einer digitalen Nomadin mit starkem Aufruf, seine eigenen Träume zu leben.« Sandy Mercier/Jule Pieper, BILD-Bestseller Autorin von ›Das Buch deines Lebens‹
Das Buch hat super viele gute Bewertungen, doch mich konnte es leider nicht so recht abholen. Das lag nicht so sehr an der Geschichte, die war eigentlich relativ unterhaltsam. Leider passte für mich das „Drumherum“ nicht zusammen.
Mich hat es zum Beispiel gestört, dass die Protagonisten wirklich zu jedem Thema gemäßigte Ansichten haben sollen, mit denen sie ja nicht anecken. Beispiel: Maya ist Vegetarierin, sagt, sie schreibt niemandem vor was er isst und es ist für sie überhaupt kein Problem wenn jemand Fleisch isst. Sie trifft in einer Bar auf Troys besten Kumpel, der sie wegen des Vegetarismus aufzieht. Doch sofort wird das wieder revidiert und er bestellt sich einen vegetarischen Burger.
Weiteres Beispiel: Corona ist gefährlich, aber vielleicht auch doch nicht so gefährlich wie es vorgelebt wird. Die Maßnahmen sind sinnvoll, aber vielleicht auch doch nicht. Die Hamsterkäufe sind das Problem, warum die Regale leer sind, aber sie sind ja auch nachvollziehbar.
Egal um welches Thema es geht, egal welche Figur, jede Ansicht / Meinung wird sofort auf den Prüfstand gestellt und aufgeweicht. Das macht das Buch zwar sehr korrekt und die Figuren sehr selbstkritisch und offen für Neues, aber irgendwie auch unauthentisch.
Die Liebesgeschichte zwischen Maya und Troy entwickelt sich im Rekordtempo. Sie kennen sich gerade mal 2 Tage und wissen schon, dass der Gegenüber der richtige für das restliche Leben ist? Sie wissen schon, dass sie mit niemandem so tiefgründige Gespräche führen können wie miteinander?
Ein Problem, das vielleicht in der Printausgabe besser ist, aber beim ebook sehr gestört hat: Selbsthilfe- (?) und Erklärabsätze sind einfach willkürlich mitten im Kapitel, oft einige Absätze nach dem eigentlichen Thema. Z.B. zu Beginn beim Begriff „Digitale Nomadin“. Maya erklärt, was eine digitale Nomadin ist, die Geschichte geht weiter und ein paar Absätze später ist auf einmal ein kleiner Block mit einer kurzen Definition zum Thema „digitale Nomadin“.
Das hat jedes Mal meinen Lesefluss unterbrochen, denn die später folgenden Selbsthilfeteile regen den Leser zur direkten Mitarbeit an. Es werden Fragen gestellt, die den Leser direkt ansprechen und welche man für sich beantworten kann / soll, wodurch man komplett von der Handlung abstreift.
Mitten in Gesprächen zwischen den Figuren ist dann z.B. das Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun erklärt. Da werden Sätze analysiert, die weder die Geschichte weiterbringen, noch zur Charakterentwicklung beitragen. Mir war das Modell zwar bekannt, doch wieso es Eingang ins Buch gefunden hat, hat sich mir nicht erschlossen.
Generell wurde unglaublich viel geredet und gedacht. Für eine Handlung gab es gefühlt vorher 2 Seiten Überlegungen und danach noch 2 Seiten Erklärungen und erneute Überlegungen, Neubewertungen der Situation, etc.
Die Rezension liest sich nun leider sehr schlecht, dabei gab es durchaus Passagen, die in Ordnung waren. Z.B. Mayas Unterstützung für ihre Schwester, die Beziehung zu ihrer Großmutter, Einblicke in das Leben einer stetig Reisenden uvm. Leider reichte das nicht, um mich über die vielen Dinge die mich gestört haben hinwegzusehen. Das tut mir wirklich Leid und ich werde der Autorin auf jeden Fall noch eine weitere Chance geben, vielleicht springt ja bei einem anderen Buch der Funke über.
Ein ungewöhnlicher Blick zurück, zu den Anfängen der Pandemie
Melreadsbooks am 29.12.2022
Bewertungsnummer: 1850403
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
May ist ein freier Charakter, der überall auf der Welt Zuhause ist. Sie arbeitet als virtuelle Assistenz und das wo immer sie Internet findet.
Kurz vor Schließung der Grenzen reist sie in Australien ein und ergattert mit viel Glück einen Job als Housesitter in einer grandiosen Villa. Doch Troy der Eigentümer, hat seine Reisepläne ebenfalls nicht mit Corona gemacht und so landen die ungleichen und doch so harmonischen Charaktere im Lockdown unter einem Dach.
Ich habe die beiden Charaktere sehr gerne begleitet und fand es sehr angenehm, mal nicht mit großem Drama und viel Streit konfrontiert zu werden. Im Gegenteil, die Protagonisten harmonieren - fast schon unheimlich - perfekt miteinander.
Zwischen den Seiten versteckt finden sich immer wieder Informationen zu verschiedenen im Roman angesprochenen Themen. So erfahren wir von verschiedenen Möglichkeiten auf Reisen Geld hinzuzuverdienen, verschiedene psychologische Methoden sich selbst besser kennenzulernen, zu motivieren oder zu verstehen warum eine Feststellung unterschiedlich Signale senden kann, uvm. Hintergrund dazu ist, dass May in ihrem Buch einen Workshop aufbauen möchte und unsere Autorin diese Fragen für Jederman zugänglich machen möchte um mehr Menschen ein Verständnis für digitales Arbeiten und einen Weg zu zeigen dies für sich erreichen zu können.
Die Idee ist grandios. Wer möchte nicht am Strand sitzen und selbstbestimmt arbeiten? Und doch bin ich kritisch dem gegenüber. Wir merken heute schon weltweit die Auswirkungen des Fachkräftemangel. Überall auf der Welt benötigen wir Krankenschwestern, Pfleger, Busfahrer, Reinigungskräfte, Handwerker und vieles mehr. Einfach Menschen die anpacken. Dies ist nunmal mit harter, oft unangenehmer Arbeit verbunden, auch nachts und an Wochenenden. Noch dazu wird diese Arbeit finanziell häufig nicht richtig gewertschätzt, einfach weil die Leistungen bezahlbar sein müssen. Schon vor 20 Jahren wollte meine Mutter für mich nur das Beste und sagte: Kind geh ins Büro, da musst du nicht körperlich arbeiten, sitzt warm und trocken und kommst relativ pünktlich nach Hause. Wenn man das jetzt noch toppt, indem man den Wunsch schürrt selbstständig und von überall auf der Welt zu arbeiten, wird das Szenario verstärkt, fließen weniger Abgaben in unsere sozialen Kassen, wollen noch weniger hart und real arbeiten. Nur mal so zum Nachdenken!