Spätestens die Hitzesommer der vergangenen Jahre, die anhaltende Trockenheit und die Flutkatastrophen haben es deutlich gemacht: Der menschengemachte Klimawandel ist keine Bedrohung für die ferne Zukunft ferner Länder, der Klimawandel findet statt – hier und jetzt. Doch welche konkreten Auswirkungen wird er auf unser aller Leben in Deutschland haben?
Auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse aus zahlreichen Forschungsfeldern schildern die Autoren, wie wir in dreissig Jahren arbeiten, essen, wirtschaften und Urlaub machen. Welche neuen Krankheiten uns zu schaffen machen. Wie sich unsere Landschaft, unsere Wälder, unsere Städte verändern. Entstanden ist eine aufrüttelnde Zeitreise in die Zukunft: Selbst wenn wir den Klimawandel noch bremsen können, wird sich unser Land tiefgreifend verändern. Ohne verstärkten Klimaschutz jedoch wird Deutschland 2050 nicht wiederzuerkennen sein.
Das Leben wird nicht mehr so sein, wie wir es heute noch kennen.
SternchenBlau am 26.06.2024
Bewertungsnummer: 2231035
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Toralf Staud und Nick Reimer eröffnen uns in "Deutschland 2050" Prognosen für ganz unterschiedliche Bereiche, wie die Klimakrise das Leben in diesem Land verändern wird. Eigentlich ist das Buch eine lange, lebendige Reportage, die uns auf eine Reise durch ganz Deutschland nimmt (und manchmal auch darüberhinaus). Wir treffen Forscher*innen, die immer anschaulich, oftmals nüchtern, manchmal auch tiefbewegt, von ihren Erkenntnissen berichten. Vor meinem inneren Auge konnte ich so z.B. den Hochleistungsrechner des Deutschen Wetterdienstes sehen. Der steht übrigens in einem Hochsicherheitsbereich, denn dessen Daten sind nicht nur für die Bundeswehr, sondern auch für die Landwirtschaft von immenser Bedeutung. Wir vergessen irgendwie viel zu häufig, wie sehr wir von den Naturgewalten und dem Klima abhängig sind. Und neben dem Wetter berechnet dieser Großrechner Klimamodelle.
Zusätzlich zu den Forschungsinstituten und Universitäten reisen wir mit dem Buch an Orte, die schon zuvor massiv von den Auswirkungen von extremen Wetterereignissen oder anderen Folgen der Klimakrise massiv betroffen waren. Diese Beschreibungen kombinieren Staud und Reimer mit Prognosen, um wie viel häufiger oder schlimmer solche Ereignisse werden. Das Buch führt uns also ganz hautnah an die Katastrophen heran.
Obwohl ich schon einiges zum Thema gelesen habe, viele Schlagwörter wie Klimakrise als Gesundheitskrise kenne und weiß, dass die Klimakrise ganz komplexe und zahlreiche Auswirkungen haben wird, erschreckte mich bei dieser Lektüre doch immer wieder, in wie viele Bereiche die Erderhitzung Einfluss nehmen wird. Da greife ich einfach mal ganz willkürlich das Thema Feuerwehr heraus: Die allermeisten Feuerwehrleute arbeiten ehrenamtlich. Wenn Einsatzhäufigkeit und -dauer zunimmt – was durch die Klimakrise zwangsläufig geschehen wird – werden viele Arbeitgebenden dieses ehrenamtliche Engagement nicht mehr mittragen können (oder wollen). Und durch den demographische Wandel gibt es immer weniger junge Leute, die zu den Feuerwehren gehen können. Wer wird dann also Menschen vor Fluten wie an der Ahr oder Wildfeuern wie in Brandenburg retten? Wie kann die Feuerwehr überhaupt noch ausrücken, wenn deren Gerätehaus unter Wasser steht?
Viele glauben leider wohl immer noch, das würde sie alles selbst nicht sonderlich tangieren. „Deutschland 2050“ zeigt auf, wie viele Lebensbereiche der Klimawandel heute schon betrifft. Neben der Hilfe im Katastrophenfall ist die Gesundheit ein weiterer Bereich, der sehr eindringlich dargestellt wird.
„»Während einer Hitzewelle zu sterben, ist wie ein Horrorfilm mit 27 schlechten Enden, von denen man sich eines aussuchen kann«, kommentierte Hauptautor Camilo Mora von der University of Hawaii.“
Alles keine rosigen Aussichten, oder? Das gilt auch für die Themen Dürren und Flutkatastrophen, Landwirtschaft, Verkehrsplanung, Artensterben, Waldmanagement (und -sterben, ich muss es so hart sagen), Hitzeglocken über Städten, Küstenerosion, Stromversorgung, Tourismus, Wirtschaftsfolgen und die globale Sicherheit. Ja, all das und noch mehr wird durch die Erderhitzung ungemütlicher und unsicherer werden. Ich frage mich schon lange, warum die Menschen und die Politik nicht entschlossener für den Klimaschutz handeln – und auch für Klimaanpassung. Populismus, Relativierung und ein „Wird schon nicht so schlimm werden“ tragen das sicherlich ihren Teil dazu bei. Vielleicht müssen einfach noch mehr Menschen dieses Buch lesen, mit empathischem Blick, damit sie merken: Die Lage ist mehr als ernst.
Fazit: Das Buch eignet sich sowohl für Einsteiger*innen ins Thema, weil hier wirklich anschaulich die Komplexität des Themas erklärt wird. Und auch, wenn ihr einiges schon zum Thema wisst, gibt es hier viele anschauliche Beispiele. So können wir uns emotional hoffentlich besser vorbereiten. Bitte lesen! 5 von 5 Sternen.
Absolute Leseempfehlung
Bewertung am 17.03.2022
Bewertungsnummer: 1676951
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Der Klimawandel ist ein sehr wichtiges Thema, nur leider sind die Auswirkungen für viele Menschen schwer greifbar bzw. noch "in weiter Ferne".
Nach dem Motto: "Da kann man sich ja noch darum kümmern, wenn es soweit ist."
Das Buch liefert anschauliche, wissenschaftlich fundierte Fakten und schafft ein Bewusstsein zum Klimawandel und dessen Folgen. Hierbei gehen die Autoren verschiedene Szenarien durch. (Einhaltung der Klimaziele, massives verfehlen etc.)