Cornwall, 1905: Emily steht für ihre Überzeugungen als Suffragette ein und muss dafür sogar eine Nacht in der Zelle verbringen. Das wird ihrer Mutter zu viel. Sie schickt ihre Tochter zu einem entfernten Verwandten nach Cornwall aufs Land – in der Hoffnung, dass sie dort die richtige Partie für eine Heirat findet.
Bei Emilys Ankunft im Herrenhaus Higher Barton wird die Leiche eines Dieners entdeckt, woraufhin sich die energische junge Frau in die Ermittlungen stürzt.
Sehr zum Leidwesen des örtlichen Vikars, dem diese Vorkommnisse in seiner Kirchgemeinde gar nicht gefallen. Doch Emily scheut kein Risiko, um den Todesfall aufzuklären und gerät dadurch bald selbst in Gefahr.
Ich habe schon einige Bücher von Rebecca Michéle gelesen, auf diesen „Cozy-crime“ war ich nun sehr gespannt, zumal mich die Autorin wieder nach Higher Barton entführt, das ich schon von Mabel Clarence kannte und geliebt habe.
Die Geschichte spielt im Jahr 1905. Emily lebt mit ihrer Mutter in London und hat sich nach dem schmerzhaften Tod ihres Verlobten der Unterstützung von Armen und Bedürftigen sowie der Durchsetzung von Frauenrechten verschrieben. Ihrer Mutter ist dieses Engagement ein Dorn im Auge, viel lieber möchte sie ihre Tochter verheiratet wissen und schickt sie daher zu ihrem Onkel nach Cornwall. Schnell aber wird klar, dass Emily nicht heiraten will, und mit ihrem neugierigen Wesen macht sie sich nicht gerade Freunde in Cornwall – und als dann auch noch der 1. Diener ihres Onkels tot aufgefunden wird und alles auf einen Mord hinweist, kann sie gar nicht anders, als ein bisschen zu forschen und zu spionieren.
Es hat einfach Spaß gemacht, diese Geschichte zu lesen. Durch den leichten Schreibstil sind die Seiten rasch dahingeflogen, gleichzeitig hat die Autorin aber auch die Atmosphäre im beschaulichen Cornwall sehr gut eingefangen. Während Emily in London einen gewissen technischen Fortschritt erleben konnte, wie zum Beispiel das Automobil, das Telefon oder auch elektrisches Licht, bleibt dieser auf Higher Barton aus. Onkel Alwyn ist in diesen Dingen skeptisch und hat daher auch nicht vor, sich dem technischen Fortschritt zu nähern. Insgesamt ist er eher altmodisch und hält an alten, ihm gut bekannten Konventionen fest. Das macht es nicht leicht zwischen ihm und Emily, denn sie ist nicht nur neugierig und engagiert in der Frauenbewegung, sie kann auch nicht lassen, den Mord aufklären zu wollen. Emily kann man gar nicht anders, als sie ins Herz zu schließen, ich musste aber auch oft schmunzeln, weil sie einfach nicht ihren Mund halten kann und es so immer wieder zu hitzigen Diskussionen kommt – mit ihrem Onkel, dem traditionellen Personal, dem örtlichen Vikar und dem eher unengagierten Polizisten vor Ort.
Es ist ein gemütlicher Krimi, der nicht von Blut und grausigen Szenen lebt, sondern von witzigen Dialogen und liebevoll gestalteten Charakteren. Ich hoffe sehr, dass ich noch weiteres von Miss Emily lesen werde und empfehle dieses Buch gerne allen Fans von „Cosy-crime“.
Der Besuch auf Higher Barton lohnt auch anno 1905
Bücher in meiner Hand am 06.11.2023
Bewertungsnummer: 2062891
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Es geht wieder nach Higher Barton - nun aber im Jahre 1905, also lange vor Mabel Clarence und Sandra Flemming und 35 Jahre vor "Das Flüstern der Wände". Etwas ist gleich: die Frauen auf Higher Barton zeichnen sich alle durch Neugier und eine Spürnase aus. Ebenso legen sie Wert auf Gerechtigkeit, besonders auch in der Gleichstellung von Frau und Mann.
So auch die technisch interessierte Emily, die mit ihrer verwitweten Mutter in London lebt. Emily hilft in den Suppenküchen mit und erwärmt sich für die Ideen der Suffragetten. Nachdem sie bei einer Veranstaltung festgenommen wird, schickt man Emily zu ihrem Onkel nach Cornwall. Emily macht aber schnell klar, dass sie nicht heiraten wird.
Gleich bei ihrer Ankunft wird der erste Diener tot aufgefunden. Das Personal hüllt sich in Schweigen, doch Emily ist neugierig geworden und stellt Nachforschungen an. Dies findet weder der hiesige Vikar noch der Polizist vor Ort gut. Dass der Tod einfach so hingenommen wird, auch wenn einiges sehr fragwürdig daran ist, bringt Emily auf die Palme. Durch ihrer Fragerei bringt sie sich selber in Gefahr, kommt der Sache, sprich der Täterschaft aber immer näher.
Auch dieser Besuch in Higher Barton hat mich gut unterhalten und Spass gemacht. Die Diskussionen von Emily und ihrem Onkel und dem Vikar lassen sich vergnügt lesen - aus unserer heutigen Sicht sowieso. Emily bekommt von der Pfarrhaus-Haushälterin den Rücken gestärkt. Dies und vieles andere lässt erahnen, dass diese neue Reihe in Zukunft grossen Lesespass bieten wird.
"Miss Emily und der tote Diener" macht Lust auf noch mehr Higher Barton - von diesem Anwesen kriege ich wohl noch lange nicht genug.
Fazit: Ein toller Auftakt zur neuen Reihe, die im - vielen Leser*innen gut bekannten - Lower und Higher Barton im schönen Cornwall spielt.
4 Punkte.