Wie weit gehst du, um dir treu zu bleiben? – Die wahre Geschichte einer afghanischen Mutter in ihrem Kampf für Gleichberechtigung
Homeira ist kein gewöhnliches afghanisches Mädchen. Mit dreizehn riskiert sie ihr Leben, um andere Mädchen heimlich zu unterrichten. Sie liest jedes Buch, das sie finden kann, am
liebsten die russischen Klassiker ihres Vaters, die er zum Schutz vor den Taliban unter einem Maulbeerbaum vergräbt. Als eine ihrer Kurzgeschichten in der Zeitung veröffentlicht wird, glaubt Homeira, als Frau in Afghanistan glücklich werden zu können. Doch als sich Jahre später ihr Mann nach der Geburt ihres Sohnes eine Zweitfrau nehmen will, weiss sie, dass das niemals gelingen kann. Homeira steht vor einer unmöglichen Entscheidung: Revoltiert sie und verliert ihren Sohn, oder lässt sie es geschehen und verliert sich selbst? In ihrem Buch verwebt sie Erinnerungen mit bewegenden Briefen an ihren Sohn, den sie zunächst zurücklassen musste. Homeiras Geschichte ist die einer bemerkenswerten afghanischen Frau – und die einer Mutter zwischen Liebe und dem Wunsch nach Freiheit.
Homeira wird in Afghanistan geboren, ihre Kindheit und Jugend beschattet von Krieg und Unterdrückung. Mit Hilfe ihrer Familie wächst das Mädchen mit Büchern auf, die Liebe zur Literatur wurde ihr förmlich in die Wiege gelegt. Mit dreizehn Jahren riskiert sie ihr und das Leben ihrer Familie, als sie Kinder unterrichtet im Lesen und Schreiben, nachdem die Taliban an die Macht gekommen und Schulen für Mädchen geschlossen sind. Jahre später glaubt sie, einen Weg gefunden zu haben, als Frau in Afghanistan glücklich zu sein, als ihr Mann ihr nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes mitteilt, dass er eine Zweitfrau heiraten wird. Homeira aber will sich damit nicht abfinden, rebelliert und verliert ihren Sohn.
„Dich zu verlieren war der schlimmste Schmerz, den ich je erlitten habe, und ich weiß, dass Du sehr, sehr wütend sein musst. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich mich entscheiden musste, nicht nur für mich, sondern auch für mein Land und letzten Endes für dich. Keiner von uns beiden soll zu einem Land gehören, das Frauen so erniedrigt, wie die afghanische Gesellschaft es tut.“ (Seite 226)
Dieses Buch ist kein Roman, es ist die wahre Geschichte einer afghanischen Frau und Mutter, die mich nach dem lesen erschüttert und tränenüberströmt zurücklässt. Homeira Qaderi wendet sich im Buch an ihren Sohn und damit auch an die Lesenden, sie geht zurück in eine Zeit, als sie ein Kind war und in einer gefährlichen, frauenfeindlichen Welt aufgewachsen ist. Es war eine Zeit des Krieges, der Besatzung und des Widerstands, immer gab es Mächte, die unterdrückten, befehligten und entschieden, was zu tun und was zu unterlassen ist. In der gesamten Zeit wurde das Kind, das Mädchen, die junge Frau nicht müde, alles dafür zu tun, um ihren Traum zu verwirklichen, eine Schriftstellerin zu werden. Dies tat sie gegen alle Widerstände; auch davon handelt dieses Buch.
„Die Geschichte der afghanischen Frauen ist eng mit der Geschichte und Politik unseres Landes verwoben. Sie ist ein endloser Strom aus Kummer in Zeiten des Friedens und des Krieges, durchdrungen von Schmerz, der doch nie das heilende Meer erreicht.“ (Nachwort, Seite 230)
Voller Ehrfurcht und Bewunderung las ich dieses Buch über Homeira Qaderis Kampf gegen die Gesellschaft, die Umstände, ihren Ehemann und letztlich den Staat, als sie vor Gericht um das Sorgerecht kämpfen muss. Das Nachwort erläutert die Umstände, die Danksagung vervollständigt das Bild und ich verneige mich tief vor so viel Stärke und Mut. Es ist richtig und wichtig, die Stimme zu erheben, wie die Autorin es mit diesem Buch tut. Eine Leseempfehlung und die volle Punktzahl sind da wohl selbstverständlich.
Beeindruckende Geschichte!
Bewertung aus Au am 04.10.2023
Bewertungsnummer: 2036886
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Dich zu verlieren oder mich von Homeira Qaderi ist die wahre Geschichte einer afghanischen Mutter.
Homeira wächst in den 80er Jahren in Kabul auf. Als die Taliban verbieten, dass Frauen und Mädchen nicht mehr allein auf die Straße dürfen und auch keine Schulen mehr besuchen, fängt Homeira mit Unterstützung ihrer Eltern an, andere Mädchen zu unterrichten. Bald kommen jedoch nicht nur Mädchen, sondern auch Jungen in ihren Unterricht. Sie alle wissen, dass dies sehr gefährlich ist. Zu oft bekommen sie mit, dass Leute einfach erschossen werden. Mädchen werden von den Taliban verschleppt und man sieht sie nie wieder.
Homeira hat Glück und ein junger Mann aus der Nachbarschaft möchte sie heiraten. Mit ihm zog sie zu seiner Familie in den Iran. In der Hauptstadt Teheran hat sie große Freiheiten und ihr Mann erlaubt ihr auch zu studieren. Sie genießt die Unbeschwertheit und das Stadtleben. Als sie dann jedoch einen Sohn bekommt, entschließt ihr Mann sich eine Zweitfrau zu nehmen. Homeira möchte das nicht akzeptieren und versucht ihn umzustimmen. Doch letztlich hat sie keine Wahl, entweder akzeptiert sie den Wunsch ihres Mannes oder sie verliert ihren Sohn.
Die Geschichte von Homeira schildert auf brutale Weise das Leben in Afghanistan. Homeira beschreibt das Leben als Mädchen, aber auch die Angst der ganzen Familie. Ihre Eltern sind sehr belesen und das geben sie auch an ihre Kinder weiter. Mich hat die Geschichte tief beeindruckt und auch die Briefe an ihren Sohn, die jedes Kapitel abschließen.
Die Schreibweise ist sehr flüssig und modern. Man versteht, warum Homeira ihre Freiheiten nicht aufgeben möchte und sich gänzlich ihrem Mann unterordnen. Dich zu verlieren oder mich, ist auf jeden Fall ein Buch, das noch lange in meinen Gedanken bleiben wird.