Lenni und Serkan sind beste Freunde. Bis der neue Mitschüler Benjamin auftaucht, die Theater-AG fast sprengt, einen beliebten Lehrer kritisiert und Rassismus offen anprangert.
Lenni muss plötzlich Stellung beziehen. Aber für wen? Wer hat ihr eigentlich recht? Und was haben Elif und ihr Kopftuch damit zu tun?
- Ein hochaktuelles, aufrüttelndes Jugendbuch, das für Diskriminierung sensibilisiert ohne erhobenen Zeigefinger
- Über Freundschaft und Liebe, über Leben und Tod – über weisse Privilegien und Alltagsrassismus
- Von Sensitivity Readerinnen beraten
- Unterrichtsmaterial von Miriam Rosenlehner
„Weiße Tränen“ – ein Jugendroman, in dem es um Alltagsrassismus, aber auch um Freundschaft, erste Liebe, Homosexualität, Loyalität und erste Erfahrungen mit dem Tod geht, der spannend in die Welt der Jugendlichen eintaucht und den Leser nachdenklich zurücklässt, da sich sicherlich jeder in der einen oder anderen Rolle wiederfinden kann bzw. Verhaltensmuster bei sich entdeckt, die es zu hinterfragen gilt.
Was bedeutet Freundschaft für mich? Inwieweit ist auf mich Verlass, dass ich meinen Standpunkt in einer Gruppe vertrete, auch wenn der allgemeine Konsens ein anderer ist? Inwieweit versuche ich, die Perspektive meines Gegenübers zu verstehen? Mich in die Welt und die Erfahrungen eines anderen hineinzuversetzen? Inwieweit bin ich bereit, meine eigenen Privilegien zu überdenken, zu hinterfragen und auch aufzugeben? Kann ich mir selbst trauen und mir eine eigene Meinung bilden und danach handeln? Viele wichtige Fragen, die für Jugendliche in der Phase der Ich-Findung, Selbsterkenntnis und Entwicklung von besonderer Bedeutung sind. Wer bin ich? Wer will ich sein?
Anhand der Geschichte von Lenni, seinem Freund Serkan, dem beliebten, attraktiven It-Girl der Theatergruppe, dem Sohn des Bürgermeisters und dem allseits beliebten Lehrer erfahren wir, was es bedeutet, wenn plötzlich ein Fremder dazukommt und die gewohnte Sichtweise durcheinanderbringt, feste Strukturen und Verhaltensmuster auf einmal neu bewertet und gesprengt werden. Spannend und kurzweilig, unterhaltsam und zum Nachdenken anregend schafft die Autorin Kathrin Schrocke den Spagat zwischen Unterhaltung und Bildung, nach der Lektüre wird sicherlich die eigene Position neu überdacht und bestenfalls auch verändert. Der Roman bietet auf alle Fälle viele mögliche Diskussionsanlässe – sicherlich geeignet für die Lektüre in der Schule.
Auf dem Weg aus der Komfortzone....
LeLiPä am 20.11.2023
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Die Geschichte beginnt mit der Beschreibung eines Polizeieinsatzes am 17. Oktober 2016. Eine Gruppe Jugendlicher wird beim Vergraben einer Urne im Wald erwischt.
Was befindet sich in der Urne? Und warum wollen sie diese im Wald vergraben?
Es folgt das Aufrollen der Geschichte mit Beginn am 12. September 2016.
Was ist in diesen vier Wochen passiert, und warum lösen die Ereignisse einen Polizeieinsatz aus?
Protagonisten dieser Geschichte, die in Leipzig spielt, sind der 13jährige Lenni und sein bester Freund, der gleichaltrige Serkan. Die Schwestern der beiden Jungen sind ebenfalls miteinander befreundet und gemeinsam aufgewachsen. Sie besuchen das Kant-Gymnasium und sind Teil der Theater-AG, die derzeit ein neues Stück einstudieren möchte.
Die Schule ist eine engagierte Einrichtung mit vorbildlichen Lehrerinnen und Lehrern und darf sich seit kurzem „Schule ohne Rassismus“ nennen.
Aber ist das Gymnasium tatsächlich so neutral und weltoffen, wie das Label es darstellen soll?
Der dunkelhäutige Benjamin ist neu in der Klasse und führt sowohl Schülern als auch Lehrern so manches Fehlverhalten vor Augen. Zunächst nehmen die Betroffenen seine ruppig vorgetragenen statements weder wahr noch ernst, doch mit der Zeit schaut Serkan genauer hin und gibt Benjamin recht. Die Freundschaft von Serkan und Lenni beginnt zu bröckeln, da Lenni jede angeblich fremdenfeindliche Äußerung verharmlost und für übertrieben hält.
Wo fängt Rassismus an, wo hört er auf? Und ist das Tragen eines Kopftuches, als Zeichen der Zugehörigkeit zum muslimischen Glauben verkehrt?
Die Autorin sticht mit der Geschichte in ein Wespennest, und in der Schule entsteht so manche Debatte, die vielleicht ohne Benjamins Dazutun nie entstanden wäre.
Mit der Zeit beginnt Lenni zu recherchieren, Antworten auf Fragen zu finden, die keiner stellen will. Wie ist es als Lieblingsschüler seinem Lehrer auch mal in den Rücken zu fallen?
„Ich hörte auf, die Welt um mich herum nach den immer gleichen Mustern zu sehen.“
Alle Beteiligten verlassen ihre Komfortzone und fangen an zu denken....
Eine ganz wunderbare Geschichte aus der Ich-Perspektive Lennis, die wahrer nicht sein könnte. Trotz des vorrangigen Rassismus-Themas werden hier alltägliche Erzählstränge verarbeitet, die alle Leserinnen und Leser inhaltlich tragen werden. Kurzweilig und sehr ansprechend liest sich das Buch, dessen Nachwort ebenfalls eine gewisse Tragweite birgt.