Zürich 1273: Dem begnadeten Schreiber und Buchmaler Bertram steht eine glänzende Zukunft im Grossmünsterstift bevor. Doch als er sich in die hübsche Pergamentertochter Fides verliebt, die bereits einem anderen versprochen ist, gerät sein Leben aus den Fugen. Auch Bertrams Ziehvater, der berühmte Gelehrte Konrad von Mure, hat Bedenken ob der Verbindung. Denn auf Bertrams Herkunft ruht ein Geheimnis. Eine Reise zum Konzil in Lyon soll dieses Rätsel lösen, bringt aber nicht nur Bertram in Lebensgefahr.
Ein Mann gefangen zwischen Liebe und Bestimmung; zeitgleich ist er auf der Suche nach seiner Herkunft.
Der junge Bertram ist als Findelkind in die Obhut der Klosterstube des Großmünsterstifts gelangt. Dort wurde schnell seine Begabung erkannt und er lernte das Schreiben und Zeichnen von den dort ansässigen Mönchen. Doch immer wieder treibt ihn eine Frage um “Wer sind meine leiblichen Eltern?” “Welcher Herkunft bin ich entsprungen?” Als er sich in Fides, eine junge Pergamenten-Tochter verliebt, scheint sein Glück perfekt zu sein. Doch von mehreren Seiten drohen ihm und seinem jungen Glück Gefahren. Als er einen Auftrag bekommt zum Konzil in Lyon zu Reisen, begibt er sich auf ein Abenteuer dessen Ausgang für sein weiteres Leben oder sein Ende entscheidend ist.
Bertram ist ein Mann, der das Schreiben liebt, aber stets auf der Suche nach seiner Vergangenheit ist. Obwohl er in Meister Konrad im Stift einen Ziehvater und engen Vertrauten hat, treibt ihn die Wahrheit stets an. Als er dann noch die Liebe entdeckt, bekommt sein Weltbild weitere Risse.
Fides hat mir sehr gut gefallen, zeigt sie doch ein modernes Rollenbild der Frau im Mittelalter, was wohl eher die Ausnahme ist. Sehr schön beschreibend und dem vermeintlichen Sprachgebrauch der Zeit angepasst ist der Schreibstil der Autorin. Durch eine gute sowie atmosphärische Erzählweise kann man sich als lesende Person sehr gut in die dortige Zeit einfinden.
Die Spannung der Geschichte ist gut, es kommt während des Lesens keine Langeweile auf, die ist mit sehr positiv aufgefallen. Am Ende hätte ich mir gerne noch eine weitere Wendung gewünscht, aber das ist eine ganz persönliche Wunschvorstellung von mir. Das schmälert aber in keinem Fall die runde Gesamtvorstellung. Das ausbalancierte Verhältnis von historischen Fakten und Fiktion ist der Autorin gut gelungen. Ein Verzeichnis über reale Personen, ein Glossar und ein Literaturverzeichnis runden dieses Buch sehr schön ab. Ein schön erzählter Roman, den ich über einige Tage gestreckt gelesen habe, damit ich besonders lange dieses Buch genießen kann.
Eine großartige Reise ins 13. Jahrhundert. Besser geht nicht!
Andrea-lesemaus aus Pattensen am 15.03.2024
Bewertungsnummer: 2154751
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Vor über 700 Jahren entstand in Zürich eine bebilderte Handschrift des "Wilhelm von Orlens" und als die Autorin Erika Weigele, die Gelegenheit hat, diese betrachten und die samtige Pergamentseiten durchblättern zu dürfen, steht für sie sofort fest, daraus mache ich meine wissenschaftliche Abhandlung. Erst Jahre später entscheidet sie sich dazu, eine fiktive Geschichte zur Realitätshistorie zu verfassen.
Zürich. Wir schreiben das Jahr 1253
als an einem kalten Novemberabend ein kleines Bündel Mensch an der Klosterpforte des Grossmünsterstifts abgegeben wird.
20 Jahre später. Aus dem Findelkind Bertram ist inzwischen ein begnadeter Schreiber und Buchmaler geworden. Dies verdankt er seinem Ziehvater, dem Kontor Konrad von Mure, der sich vom ersten Tag an um den Jungen gekümmert hat
Bertram der Buchmaler, und Fides, die Tochter des Pergamenters, sind frei erfundene
Hauptprotagonisten, jedoch hat die Autorin die Geschichte der Beiden so großartig in die Story eingebracht, welche im 13. Jahrhundert handelt, dass man meinen könnte, sie wären damals real gewesen. "Ihr solltet die Macht des geschriebenen Wortes nicht unterschätzen.“ Das sind die Worte des jungen Bertram, Schreiber, Buchmaler und einer der Protagonisten im Debutroman „Der Buchmaler von Zürich“ von Erika Weigele. Und genau diese Macht hat mich von der ersten Seite an in Beschlag genommen. Ich fliege ( leider ) durch die Kapitel und in jedem finde ich Liebe, Mord und Literatur. Ein unglaublich toller und flüssiger Schreibstil lassen mich eine Nebenrolle als Beobachter der Szenerie sein. Ich leide mit Bertram und Fides, ich reise mit nach Lyon zum Konzil und ich hoffe mit den beiden, dass ihre Liebe zueinander ein gutes Ende findet.
Die Autorin hat in ihrem historischen Roman einen extrem hohen Spannungsbogen aufgebaut, welcher sich bis zum Ende hin durchzieht wie ein roter Faden. Am Ende des Buches finden wir noch Fakten zur Historie und zu den Personen, auch ein Literaturverzeichnis und eine Auflistung der lateinischen Begriffe hat Erika Weigele verfasst.