Beschreibung
Details
Einband
Gebundene Ausgabe
Erscheinungsdatum
16.05.2024
Verlag
C.H.BeckSeitenzahl
302
Maße (L/B/H)
21.7/14.1/2.9 cm
KAFKAS RÄTSEL UND WIE MAN SIE BEGREIFEN KANN
Franz Kafka hat Erzählungen und Romane geschrieben, die zu den rätselhaftesten Texten der Weltliteratur gehören. Doch wie muss man sich den Schriftsteller bei der Arbeit vorstellen? Keinesfalls als weltabgewandten Autor, der in einsamen Nächten chiffrierte Traumbotschaften niederschrieb, sondern als "gierigen" Leser, der die grossen Diskurse seiner Zeit unauflösbar in seine Texte verwob. Der Literaturwissenschaftler Andreas Kilcher gewinnt aus dem Blick in Kafkas Werkstatt einen Schlüssel dazu, wie seine so vieldeutigen Texte zu verstehen sind.
Lesen und Schreiben griffen in Kafkas Werkstatt unmittelbar ineinander. Er nahm intensiv an den grossen Gesprächen der Moderne wie der Psychoanalyse und dem Marxismus, dem Zionismus oder dem Okkultismus teil. Was er las, ist teils sichtbar, teils unsichtbar in seine Texte verwoben. Andreas Kilcher führt dies auf bestehende Weise an Kafkas vielleicht mysteriösestem Text vor,
Die Sorge des Hausvaters. Die kurze Erzählung über die höchst merkwürdige Gestalt mit dem ebenso merkwürdigen Namen Odradek thematisiert das Unheimliche der Moderne: das Unbewusste der Psychoanalyse ebenso wie die marxistische Ware, die jüdische Diaspora und das Gespenst des Okkultismus. Kafkas Texte können nicht enträtselt werden, indem man ihnen eine einfache Botschaft unterstellt. Sie wollen stattdessen in ihrer so irritierenden wie faszinierenden Vielgestalt wahrgenommen werden.
Wie Kafka beim Schreiben auf die grossen Strömungen der Moderne reagiert hat
Kafka verstehen – eine elegante Anleitung
100. Todestag am 3. Juni 2024
Franz Kafka hat Erzählungen und Romane geschrieben, die zu den rätselhaftesten Texten der Weltliteratur gehören. Doch wie muss man sich den Schriftsteller bei der Arbeit vorstellen? Keinesfalls als weltabgewandten Autor, der in einsamen Nächten chiffrierte Traumbotschaften niederschrieb, sondern als "gierigen" Leser, der die grossen Diskurse seiner Zeit unauflösbar in seine Texte verwob. Der Literaturwissenschaftler Andreas Kilcher gewinnt aus dem Blick in Kafkas Werkstatt einen Schlüssel dazu, wie seine so vieldeutigen Texte zu verstehen sind.
Lesen und Schreiben griffen in Kafkas Werkstatt unmittelbar ineinander. Er nahm intensiv an den grossen Gesprächen der Moderne wie der Psychoanalyse und dem Marxismus, dem Zionismus oder dem Okkultismus teil. Was er las, ist teils sichtbar, teils unsichtbar in seine Texte verwoben. Andreas Kilcher führt dies auf bestehende Weise an Kafkas vielleicht mysteriösestem Text vor,
Die Sorge des Hausvaters. Die kurze Erzählung über die höchst merkwürdige Gestalt mit dem ebenso merkwürdigen Namen Odradek thematisiert das Unheimliche der Moderne: das Unbewusste der Psychoanalyse ebenso wie die marxistische Ware, die jüdische Diaspora und das Gespenst des Okkultismus. Kafkas Texte können nicht enträtselt werden, indem man ihnen eine einfache Botschaft unterstellt. Sie wollen stattdessen in ihrer so irritierenden wie faszinierenden Vielgestalt wahrgenommen werden.
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Unsere Kundinnen und Kunden meinen
Lesen - Schreiben
clematis am 06.07.2024
Bewertungsnummer: 2238519
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Wie entsteht Weltliteratur wie zum Beispiel das Werk von Franz Kafka? Mit den Hintergründen von Erzählungen und Romanen beschäftigt sich Andreas Kilcher in zwanzig Jahren akribischer Arbeit und legt die Quintessenz in „Kafkas Werkstatt“ vor.
Übersichtlich gegliedert und in logische Kapitel eingeteilt geht Andreas Kilcher verschiedensten Fragen nach und beschreibt anschaulich, wie Franz Kafka sich durch Lesen von Büchern, Zeitschriften, Katalogen inspirieren lässt. Des Weiteren sind es Heimkehrer aus dem Ersten Weltkrieg, welche Ideen anstoßen und verschiedenste gesellschaftspolitische Themen, mit welchen sich der Schriftsteller befasst. Anhand der sonderbaren Figur Odradek aus der sehr kurzen Erzählung „Die Sorge des Hausvaters“ erklärt Andreas Kilcher eindrücklich, wie auch Sozialismus und Marxismus, Zionismus, die Psychoanalyse von Freud oder okkulte Gespenstergedanken in der Geschichte zu finden sind und auch in Kafkas anderen Texten aufscheinen. Interessant sind besonders die kurzen Tagebucheinträge Franz Kafkas und Begegnungen mit zeitgenössischen Persönlichkeiten.
Zuweilen ist Andreas Kilchers Blick auf Kafkas Werk mit zu vielen Fachbegriffen aus der Literaturwissenschaft gespickt, sodass der Laie sich mitunter schwer tut, den komplizierten Gedankengengen zu folgen. Dann wieder wird die Betrachtung zugänglicher, wenn Vergleiche gebracht werden, zum Beispiel, wie Odradek mit Gespenstern und Dachböden von Synagogen in Zusammenhang gebracht werden kann. Die zahlreichen Illustrationen und Abbildungen runden den Text entsprechend ab, vieles wird noch besser vorstellbar.
Vom Lesen zum Schreiben, vom Ereignis zum Text, mit Leib und Seele ein Literat, ohne Literatur kann er nicht sein – Andreas Kilcher hat eine hochwertige und interessante Dokumentation verfasst über die unterschiedlichsten Einflüsse auf Franz Kafka und sein Werk. Wenngleich die Lektüre mitunter herausfordernd und anstrengend ist, so ist sie doch empfehlenswert, wenn man sich für Literaturgeschichte interessiert. Möglicherweise geben sich Schriftsteller aber gar nicht so vielen Gedankengängen hin während sie schreiben, wie Jahre und Jahrzehnte später von Wissenschaftlern unterstellt wird? Egal, ich werde schon bald wieder eine Erzählung Kafkas aus dem Regal nehmen und mich einfach am Text erfreuen.
Kafkas Lesen und Schreiben
Sandra von Siebenthal aus Romanshorn am 16.06.2024
Bewertungsnummer: 2223836
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
«Ich habe kein literarisches Interesse, sondern bestehe aus Literatur, ich bin nichts anderes und kann nichts anderes sein.» Franz Kafka
Andreas Kilcher wirft einen Blick hinter die Kulissen von franz Kafkas Schreiben. Wie haben sein Leben und sein Lesen sein Schreiben inspiriert? Wie durchzogen sie seine Texte? Andreas Kilcher analysiert Kafkas Lektüren, Interessen und die historischen und lebensnahen Kontexte und leitet daraus einen Bezug zu einzelnen Texten ab. Der Schreibprozess selbst bleibt leider eher aussen vor.
«Ein gutes Buch ist der beste Freund.»
Wir lernen Kafka in diesem Buch als begeisterten und intensiven Leser kennen. Zwar blieb seine eigene Bibliothek immer überschaubar, in Briefen und auf Listen zeigt sich aber der Umfang seines Lesens.
«Manches Buch wirkt wie ein Schlüssel zu fremden Sälen des eigenen Schlosses.» Franz Kafka
Der Philosophieprofessor und Schriftsteller Peter Bieri sagte über Literatur, dass sie im Leser etwas bewegen, etwas verändern müsse. Aus guter Literatur gehe man als anderer hervor. Das scheint auch Kafkas Meinung gewesen sein. Literatur bietet einen Blick in sich selbst, sie lässt einen die Möglichkeiten erkennen, was im Leben möglich ist, wie der Mensch sein kann. Sie lässt den Leser nachdenken, was davon in ihm selbst angelegt ist und bringt ihn so zu neuen Erkenntnissen.
«Alles, was nicht Literatur ist, langweilt mich.» Franz Kafka
Als Kafka schon im Sterben lag, die Tage waren gezählt, fragte er den behandelten Arzt nicht nach der Anzahl verbleibender Tage, sondern, wie viele Erzählungen er wohl noch schreiben können würde. Da waren noch so viele in seinem Kopf. Der Arzt meinte nur: «Fangen sie gleich mit dem Schreiben an.»
Zwar habe ich dieses Gespräch aus einem Film, doch es könnte sich genauso abgespielt haben. Kafka lebte für sein Schreiben. Alles, was diesem im Weg war, plagte ihn. Lesen und Schreiben, eine untrennbare Liaison – sie gehörten für Kafka zusammen, das Schreiben wuchs aus dem Lesen heraus. Das zeugen die vielen intertextuellen Bezüge in Kafkas Werk, die Anspielungen, das leise Aufklingen von Themen und literarischen Bildern.
So schreibt denn auch Andreas Kilcher, dass Literatur nie aus dem Nichts entstehe, sondern immer aus anderen Büchern. Diese setzen sich im Unterbewusstsein fest und wirken daraus. Sie bilden eine (neben anderen) Grundlage des Denkens und dann des Schreibens. Damit deutet er darauf hin, was in vielen Schreibratgebern und von vielen Schriftstellern vertreten wird: Wer schreiben will, muss ein Leser sein. Kafka hat es vorgemacht.
Fazit zum Buch:
Einige Redundanzen lassen das Ganze etwas langatmig wirken, aber es ist eine informative und kompetente Annäherung an Kafkas Schreiben und ein Hinweis auf eine andere Lesart von dessen Werk.