Juss und seine Familie wohnen in dem kleinen Haus am Fluss. Mit seiner Cousine Amber, die direkt neben ihnen wohnt, schwimmt er im Fluss, eröffnet in seinem Zimmer ein Museum oder gräbt versehentlich das Skelett von Omas verstorbenem Hund im Garten aus ... Für Kinder kann es keinen schöneren Ort geben!
Bis eines Tages ein Lastwagenfahrer das kleine Haus rammt und es fast zum Einsturz bringt. Aber Juss und seine Familie wissen, was das Wichtigste ist: Zusammenzuhalten und sich umeinander zu kümmern. Gemeinsam schaffen sie es, aus etwas Schlimmem Neues entstehen zu lassen.
Das Hörbuch „Das kleine Haus am Fluss“ ließ mich während des Hörens fast ein bisschen wehmütig werden. Es schürte die Sehnsucht nach einer Zeit, in der Kinder noch Abenteuer vor der Haustür erlebten und nicht an Handy oder PC. Denn „Das kleine Haus am Fluss“ von Selma Noort ist eine wundervolle Familiengeschichte, eine Geschichte, die sowohl von Glück, Zusammenhalt und Liebe erzählt, als auch von Schicksalsschlägen, Veränderungen und Neuanfängen. Das Hörbuch ist im Der Audio Verlag erschienen und wird von der großartigen Sascha Icks gelesen. Das gleichnamige Buch findet ihr im Gerstenberg Verlag. Aus dem Niederländischen übersetzt hat Andrea Kluitmann. Die Lesung ist ungekürzt und läuft fast viereinhalb Stunden. Die Illustrationen stammen von Felicitas Horstschäfer.
Juss und seine Cousine Amber wohnen in einem der fünf kleinen Häuschen am Fluss, gleich hinter dem Deich. Mehrere Generationen einer Familie leben hier beisammen. Juss’ Mutter Zaza musste mit ihm hochschwanger aus einem Land im Krieg flüchten, lernte Walter kennen, einen Mann wie einen Löwen und zog zu ihm. Tante, Onkel, seine zwei Cousinen, Oma und deren Bruder leben in den anderen Häusern. Selma Noort erzählt von einer unbeschwerten Kindheit, von einer Familie, die in guten und auch schlechten Zeiten zueinander hält, füreinander einsteht oder sich auch mal den Kopf wäscht. Die Großmutter ist das Familienoberhaupt und eine starke Frau. Das Leben am Fluss bringt viele schöne Begebenheiten mit sich, aber auch Veränderung. Schiffs- und Straßenverkehr nehmen zu, Umgehungen und eine neue Brücke sind nötig, dafür müssen Bauern ihr Land und ihren Hof aufgeben. Der Wandel greift um sich, doch so ein Neuanfang kann auch Chancen eröffnen.
Sascha Icks erzählt die Geschichte mit viel Liebe und Herzenswärme. Wer sie kennt, wird ihre Stimme lieben. Einzig bei der 14jährigen Cousine, war mir ihre Stimme doch etwas drüber. Dagegen fängt sie das Unglück, das Juss widerfährt, mit gefühlvoller Genauigkeit ein und lässt es ihre Hörer*innen förmlich spüren.
„Das kleine Haus am Fluss“ erzählt von Kindern, die im Hühnerhof groß werden, unter Bäumen Archäologen spielen, kleine Dummheiten aushecken und Streiche spielen. Es erzählt vom Zahn der Zeit, der seine Spuren hinterlässt. An Menschen, Häusern, Landstrichen. Es erzählt von Freundschaft, von Pubertät, vom Altern, von Demenz, ebenso wie von schmerzhaftem Verlust. Und über allem schwebt ein Hauch von Bullerbü, von Unbeschwertheit, vom Glück einander zu haben. Dabei ist aber eben nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen. Selma Noort beschreibt das echte, wahre Leben, mit Momenten voller Glück und Zufriedenheit, aber auch mit Momenten der Angst und Verzweiflung. Ein Unglück reißt in Juss’ Mutter alte Wunden auf, ein Trauma, das sie und die Familie zu zerstören droht. Doch „Das kleine Haus am Fluss“ vermittelt zwar einerseits die Wehmut über die Veränderungen, aber andererseits auch die Sicherheit und das Vertrauen, dass alles Neue nicht schlecht sein muss, dass man auch darin Gutes erkennen darf. Wandel und Neuanfang bestimmen so das Leben der Mehrgenerationenfamilie in den kleinen Häusern am Fluss, so muss es sein, so wird es immer bleiben.
Ich wünsche mir für unsere Kinder, dass sie so unbeschwert, neugierig und voller Entdeckerdrang groß werden können wie Juss und Amber. Ja, Neuanfänge und der Lauf der Zeit gehören dazu. Aber sie sollten ihre Kindheit eben nicht völlig an das Smartphone oder die Playstation verlieren.
„Das kleine Haus am Fluss“ kann ich euch sehr ans Herz legen. Es ist eine Geschichte voller Herzenswärme und Zuversicht, mit wunderbarem „Bullerbü-Charme“, aber ohne Verklärung, dafür zauberhaft gesprochen von Sascha Icks.