Feuerlilie
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Beschreibung

Details

Verkaufsrang

48155

Einband

Taschenbuch

Erscheinungsdatum

15.01.2024

Verlag

Lenos

Seitenzahl

171

Beschreibung

Rezension

"Cadonau ist ein hervorragendes Debüt gelungen, das gerade in seiner Reduktion des Settings und des Tempos faszinierende Räume einer Innenwelt öffnet, die - wie könnte es heutzutage auch anders sein - nicht frei ist von Verletzungen und Narben, aber in der sich mit ein bisschen Glück doch noch das Geheimnisvolle finden lässt. Insofern ist 'Feuerlilie' auch und nicht zuletzt ein Buch grosser Hoffnung und daher so wichtig in so finsteren Zeiten wie diesen." (Christian Ruch, Bündner Zeitung)
"'Feuerlilie' ist eine literarische Symphonie von Bildern, Stimmungen, Stimmen und Träumen. Eine Reise in die Tiefe der menschlichen Psyche." (Gallus Frei-Tomic, literaturblatt.ch)
"Selten liest man in der Schweizer Literatur derartig geheimnisvoll verstrickte, in der Sprache sowohl lakonisch als auch ausufernd bebilderte Geschichten." (Karsten Redmann, thurgaukultur.ch)
"Gianna Olinda Cadonau schafft es mit wenigen, dafür umso bewusster gewählten Worten, eine Geschichte vom Aufeinandertreffen verschiedener Charaktere zu erzählen, die sich gegenseitig dabei helfen, Türen zu öffnen, und sich so behutsam ihren eigenen Ängsten stellen. Vor der Kulisse der Bündner Bergwelt ... verleiht dies der Erzählung eine besonders eindrückliche Atmosphäre." (Hanna Wenger, Schweizer Monat)
"Wer sich auf die Lektüre einlässt, dem offenbaren sich zentrale Fragen rund um den Umgang mit traumatisierten Menschen. Und zwischen den Zeilen schimmert die Kraft hindurch, die schweigend Brücken baut." (Bettina Gugger, Engadiner Post)

Details

Verkaufsrang

48155

Einband

Taschenbuch

Erscheinungsdatum

15.01.2024

Verlag

Lenos

Seitenzahl

171

Maße (L/B/H)

18.8/11.3/1.4 cm

Gewicht

162 g

Auflage

1. Auflage

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-85787-840-4

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Die Macht der Türen

Almut Scheller-Mahmoud aus 21109 Hamburg am 20.10.2023

Bewertungsnummer: 2047718

Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Allein die lebensläufigen Verquickungen der Autorin, geboren in Goa, in rätoromanischer Sprache, einer Minderheitensprache der Schweiz, Prosa und Lyrik schreibend, geben ihrem Debütroman eine besondere Würze. Beim Lesen begibt man sich in eine Art Niemandsland, das von Türen, offenen und geschlossenen, beherrscht wird. Man wird hineingezogen in dieses Niemandsland, in innere Landschaften. Kàlmàn, Vera und ihre Schwester Sophia sind die Handelnden/Nicht-Handelnden dieses kleinen Romans, in dem Vergangenheit und Gegenwart sehr präsent sind und die Zukunft sich zaghaft bildet. Vera ist aus der Stadt in das familiäre Haus in einem kleinen Bergdorf gekommen, um hier in der Abgeschiedenheit ihre Arbeit über romanische Literatur, zusammengefasst in einem Artikel ,zu vollenden. Am Bahnhof trifft sie auf Kàlmàn, der mit ihr aus dem Zug steigt und hier fremd ist. Auch er besitzt ein Haus, das er jedoch zuvor noch nie gesehen oder betreten hat. Es ist ihm von einem Offizier vererbt worden: einen namenlosen Mann, der Kàlmàn mit seinen Blicken verfolgte, ängstigte, der alles sah, die Ketten an den Zellenwänden, die Gerätschaften zum Aufbrechen der Körper. Der eine laute Drillstimme hatte und eine ganz leise, als er ihn, Kàlmàn , wegbrachte. Er selbst wurde nie von ihm berührt, aber seine Blicke waren wie Finger, „Augenfinger“. Vera tastet sich langsam und behutsam an Kàlmàn heran, an sein Leben, seine Ängste. Sie kann nur ahnen, woher er kommt, aus einer Konflikt- und Kriegsregion, in der seit über 70 Jahren Gren- zen gezogen und verschoben werden, in der es Kindersoldaten, Vertriebene, Verschwundene gab, in der Alte, Frauen und Kinder erschossen und ganze Dörfer angezündet wurden, wo Menschen nur noch Statisten und Zahlen in der Statistik der zahlreichen NGOs waren. Kàlmàn war schon einige Jahre im Land, im Auffanglager, in Kliniken, in einer Wohngemeinschaft mit Betreuern und Therapeuten. Er lernte Deutsch und er lernte das Leben. Vera ist sich bewusst, dass sie nur ange- lesene Bruchstücke kennt, die sein Leben, seine innere Version der Gefängnisse und der Folter, prägten. Fast beängstigend ist Cadonaus Schilderung der zwanghaften Beklemmungen und Phobien Kàlmàns. Draußen vor der Tür, drinnen hinter der Tür, da lauern sie, die Traumata durch Krieg, Gefangenschaft und Folter, die Geister und die Erinnerungen. Türen, durch sie hindurchzugehen, nicht wieder herauszukommen, die geschlossenen, die offenen, die angelehnten Türen. Das Erinnern, was sich hinter ihnen verbirgt. Die Türen aus den Angeln heben. Aber die Macht der Türen und dem Dahinter schwindet. Ein Prozeß der Befreiung und eine behutsame Auflösung setzen ein durch die ruhige Gegenwart Veras, die einfach nur da ist, die nichts fordert, die nah ist, die ihm ein Stück Angekommensein gibt: ich kenne diesen Ort ein wenig, ich kenne Vera und ihr Haus, den Wirt des Gasthofes, die Verkäuferin. Dazu gehört auch der Besuch von Sophia, Veras Schwester, deren Krankheit mit der Suche nach DER Tür begann, für sie müssen die Türen auf und zu gehen, damit die Geister nach Hause finden können, sie träumt von einem weiten leeren Land ohne Türen. Und so bildet sich ein Dreieck der Zusammen-gehörigkeit. Ich habe dieses Buch wie in einem Sog gelesen, berührt von der zarten Annäherung zweier Menschen, die gegensätzlicher nicht sein könnten: Vera, mitten im Leben stehend, Kàlmàn sich ins Lebens zurücktastend. Es ist eine verstörende Lektüre, die mich mitunter ratlos zurückließ, versuchend, die angedeuteten traumatischen Einzelteile zu einem Ganzen zusammenzufassen. Cadonaus Stil ist schnörkellos, ohne romantisches Klimbim und zugleich von menschlicher Tiefe. Wir alle leben mit Türen - den inneren und den realen. Den offenen und den geschlossenen. Hinter manchen verbergen wir unsere Verletzungen und unsere Traurigkeit, manche öffnen wir weit für das Leben. Auf dass wir nicht „Draußen vor der Tür“ stehen und das Leben im Hier und Jetzt versäumen. Wir müssen die Anderen unter uns erkennen und umarmen und auch uns selbst als Andere verstehen: wir sind für die Anderen in unserer Mitte verantwortlich. (Emmanuel Levinas).

Die Macht der Türen

Almut Scheller-Mahmoud aus 21109 Hamburg am 20.10.2023
Bewertungsnummer: 2047718
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Allein die lebensläufigen Verquickungen der Autorin, geboren in Goa, in rätoromanischer Sprache, einer Minderheitensprache der Schweiz, Prosa und Lyrik schreibend, geben ihrem Debütroman eine besondere Würze. Beim Lesen begibt man sich in eine Art Niemandsland, das von Türen, offenen und geschlossenen, beherrscht wird. Man wird hineingezogen in dieses Niemandsland, in innere Landschaften. Kàlmàn, Vera und ihre Schwester Sophia sind die Handelnden/Nicht-Handelnden dieses kleinen Romans, in dem Vergangenheit und Gegenwart sehr präsent sind und die Zukunft sich zaghaft bildet. Vera ist aus der Stadt in das familiäre Haus in einem kleinen Bergdorf gekommen, um hier in der Abgeschiedenheit ihre Arbeit über romanische Literatur, zusammengefasst in einem Artikel ,zu vollenden. Am Bahnhof trifft sie auf Kàlmàn, der mit ihr aus dem Zug steigt und hier fremd ist. Auch er besitzt ein Haus, das er jedoch zuvor noch nie gesehen oder betreten hat. Es ist ihm von einem Offizier vererbt worden: einen namenlosen Mann, der Kàlmàn mit seinen Blicken verfolgte, ängstigte, der alles sah, die Ketten an den Zellenwänden, die Gerätschaften zum Aufbrechen der Körper. Der eine laute Drillstimme hatte und eine ganz leise, als er ihn, Kàlmàn , wegbrachte. Er selbst wurde nie von ihm berührt, aber seine Blicke waren wie Finger, „Augenfinger“. Vera tastet sich langsam und behutsam an Kàlmàn heran, an sein Leben, seine Ängste. Sie kann nur ahnen, woher er kommt, aus einer Konflikt- und Kriegsregion, in der seit über 70 Jahren Gren- zen gezogen und verschoben werden, in der es Kindersoldaten, Vertriebene, Verschwundene gab, in der Alte, Frauen und Kinder erschossen und ganze Dörfer angezündet wurden, wo Menschen nur noch Statisten und Zahlen in der Statistik der zahlreichen NGOs waren. Kàlmàn war schon einige Jahre im Land, im Auffanglager, in Kliniken, in einer Wohngemeinschaft mit Betreuern und Therapeuten. Er lernte Deutsch und er lernte das Leben. Vera ist sich bewusst, dass sie nur ange- lesene Bruchstücke kennt, die sein Leben, seine innere Version der Gefängnisse und der Folter, prägten. Fast beängstigend ist Cadonaus Schilderung der zwanghaften Beklemmungen und Phobien Kàlmàns. Draußen vor der Tür, drinnen hinter der Tür, da lauern sie, die Traumata durch Krieg, Gefangenschaft und Folter, die Geister und die Erinnerungen. Türen, durch sie hindurchzugehen, nicht wieder herauszukommen, die geschlossenen, die offenen, die angelehnten Türen. Das Erinnern, was sich hinter ihnen verbirgt. Die Türen aus den Angeln heben. Aber die Macht der Türen und dem Dahinter schwindet. Ein Prozeß der Befreiung und eine behutsame Auflösung setzen ein durch die ruhige Gegenwart Veras, die einfach nur da ist, die nichts fordert, die nah ist, die ihm ein Stück Angekommensein gibt: ich kenne diesen Ort ein wenig, ich kenne Vera und ihr Haus, den Wirt des Gasthofes, die Verkäuferin. Dazu gehört auch der Besuch von Sophia, Veras Schwester, deren Krankheit mit der Suche nach DER Tür begann, für sie müssen die Türen auf und zu gehen, damit die Geister nach Hause finden können, sie träumt von einem weiten leeren Land ohne Türen. Und so bildet sich ein Dreieck der Zusammen-gehörigkeit. Ich habe dieses Buch wie in einem Sog gelesen, berührt von der zarten Annäherung zweier Menschen, die gegensätzlicher nicht sein könnten: Vera, mitten im Leben stehend, Kàlmàn sich ins Lebens zurücktastend. Es ist eine verstörende Lektüre, die mich mitunter ratlos zurückließ, versuchend, die angedeuteten traumatischen Einzelteile zu einem Ganzen zusammenzufassen. Cadonaus Stil ist schnörkellos, ohne romantisches Klimbim und zugleich von menschlicher Tiefe. Wir alle leben mit Türen - den inneren und den realen. Den offenen und den geschlossenen. Hinter manchen verbergen wir unsere Verletzungen und unsere Traurigkeit, manche öffnen wir weit für das Leben. Auf dass wir nicht „Draußen vor der Tür“ stehen und das Leben im Hier und Jetzt versäumen. Wir müssen die Anderen unter uns erkennen und umarmen und auch uns selbst als Andere verstehen: wir sind für die Anderen in unserer Mitte verantwortlich. (Emmanuel Levinas).

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von Gianna Olinda Cadonau

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