Eine junge Frau erzählt ihre Geschichte, ausgehend von den Eltern, die so verschieden sind wie ihre Nationalitäten: der Vater mit chinesisch-panamaischen Wurzeln, die Mutter Deutsche. Während der Vater eher still ist und sich kaum zeigt, zehrt die Mutter von ihrem Heimweh in ein Deutschland, das es nach dem Krieg längst nicht mehr gibt. Die junge Frau flüchtet sich in die Welt des Balletts und erlebt die erste Affäre mit Vadim, einem Russen aus Odessa.
Ein Roman darüber, wie Immigration das Leben nicht nur der beiden Eltern, sondern auch das der nächsten Generation beeinflusst, über Eltern und Kinder und vor allem das Fremdsein in der eigenen Familie, das möchte dieses Buch für den Leser sein. Es könnte ein Roman mit autobiografischen Elementen sein; ob das wirklich so ist, lässt sich vom Buch her nicht wirklich herauslesen. So interessant der Plot ist, der in den verschiedenen Kapiteln den Fokus immer wieder auf neue Aspekte legt, hatte ich doch bis zum Schluss das Gefühl, als Leserin auf Abstand zu bleiben. Zu fremd bleibt mir die Geschichte, zu fremd auch ihre Charaktere, so richtig fassen konnte ich sie nicht. Sollte dieser Eindruck vielleicht sogar Absicht sein, um die Fremdheit der Hauptfigur in ihrem Leben zu zeigen? Das ist zwar gelungen, hinterlässt aber ein seltsames Gefühl der Distanz nach dem Lesen.
Es gibt sicher Leser, die mehr mit dieser Geschichte anfangen können. Ich vergebe 3 von 5 Sternen.
Zwischen den Welten
MonaLena aus Neu-Ulm am 18.10.2022
Bewertungsnummer: 1807919
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Eine Feder auf dem Atem Gottes ist mein zweites Buch der Autorin. Es gibt wohl ihre eigene Herkunft und ihren inneren und äusseren Kampf um ihre Identität als Kind zweier Einwanderer aus verschiedenen Kontinenten, wieder.
Die Mutter eine verbitterte Frau, typisch deutsch der 60er Jahre passt überhaupt nicht in die Sozialsiedlung am Rande von New York. Der Vater ein arbeitswütiger Chinese ist mit der Rolle als Familienvater und Befehlsempfänger der Mutter ebenfalls überfordert. In dieser düsteren Familienkonstellation wird Mädchen groß und flüchtet sich meist in Dinge und Situationen, die ihre Mutter ablehnt und den Vater nicht interessiert.
Sie versucht sich als Balletttänzerin, scheitert dabei aber an ihrem Körper und findet dann den Weg in eine zufriedenstellende berufliche Zukunft als Teilzeitlehrerin und landet auch in der Liebe nicht unbedingt den Volltreffer.
Eine eindringliche, manchmal etwas melancholische Lebensgeschichte, die den Leser nicht gerade aufmuntert.
Trotzdem lesenswert.
Meinungen aus unserer Buchhandlung
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Was für ein ästhetischer Titel!
"Eine Feder auf dem Atem Gottes" von Sigrid Nunez handelt von einer erwachsenen Tochter, die versucht die Herkunft und Ursprünge ihrer Familie zu erforschen. Sie stammt von einem chinesisch-panamaische Vater ab, der im Nachkriegsdeutschland stationiert war und dort die deutsche Mutter kennen- und lieben lernte. Die Protagonistin versucht den Charakter des schweigsamen, allzeit emotional abwesenden, doch physisch anwesenden Vaters zu verstehen und ihm eine Stimme zu geben. Sie erinnert sich an ihre Kindheit in den Sozialbausiedlungen zurück, die sie die Flucht ins Ballet ergreifen liess. Dabei entwickelt die Protagonistin zuerst eine toxische Beziehung zum Ballet, danach zum russischen Immigranten, der eine hässliche Vergangenheit verbirgt. Die Autorin widmet dem Vater, der Mutter, der Tochter und schlussendlich dem Ex-Freund je ein eigenes Kapitel und charakterisiert sie nicht nur treffend, sondern untersucht auch ihre Beziehung zu den jeweiligen Personen und zu sich selbst.
Ein absolut gelungenes, literarisch überwältigendes und nachhaltiges Werk!
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Sigrid Nunez erzählt in "Eine Feder auf dem Atem Gottes" (ist das nicht ein schöner Titel??) aus ihrem Leben: vom chinesisch-lateinamerikanischen Vater, der deutschen Mutter, ihrer Liebe zum Ballett und ihrer Beziehung zu Vadim.
Assoziativ, mal bruchstückhaft in der Erinnerung, dann wieder fließend, mit Lied- und Literaturzitaten, immer lebendig, authentisch und fesselnd. Die Ehe der Eltern war nicht glücklich, die Leidenschaft zum Ballett war mit Entbehrungen verbunden und die Affäre mit Vadim in vielerlei Hinsicht problematisch und trotzdem schreibt sie mit einer Leichtigkeit von diesen prägenden Personen und Ereignissen ihres Lebens.
Eine aussergewöhnliche Autobiografie, bei der ich oft über die Offenheit der Autorin gestaunt habe, von der ich auch schon "Der Freund" sehr gern gelesen habe.