Beschreibung
Details
Verkaufsrang
64297
Format
ePUB 3
Kopierschutz
Nein
Family Sharing
Ja
Text-to-Speech
Ja
Erscheinungsdatum
15.03.2024
Die Erzählerin Özlem reist als Erwachsene mit ihrem Ehemann in das ostanatolische Dorf, in dem sie als Kind unbeschwerte Sommerferien bei den Grosseltern verbrachte. Beiläufig erwähnt ihr Onkel, dass der Ort einst von Armenier:innen bewohnt war. Erst jetzt wird ihr bewusst, dass ihre Grosseltern, selbst Angehörige einer Minderheit, nicht schon immer in diesem Dorf lebten. Doch wie hängt ihre Familiengeschichte mit dem Genozid an den Armenier:innen zusammen? Wie aus einem tiefen Schlaf erwacht, beginnt sie zu forschen, bis sie endlich den Mut fasst, ihren Vater mit der Vergangenheit zu konfrontieren. Die vagen Ahnungen der Kindheit - die unerklärbare Melancholie der Menschen im Dorf, die Geschichten über den roten Fluss - verdichten sich zunehmend zu einer schrecklichen Erkenntnis über Verfolgung und den Verlust von Sprache und Kultur. Subtil und berührend verwebt Özlem Çimen dabei Vergangenheit und Gegenwart zu einer einzigartigen Geschichte über Unschuld, Unterdrückung und Überleben.
Unsere Kundinnen und Kunden meinen
Babas Schweigen – Zwischen Familiengeheimnissen und der Suche nach Identität
xxholidayxx am 09.03.2024
Bewertungsnummer: 2150006
Bewertet: eBook (ePUB 3)
"Wir sind noch nicht weit gefahren und trotzdem lassen der karge Munzur und der Fırat eine tiefe Sehnsucht entstehen. Sehnsucht wie Özlem. Jetzt weiß ich, warum ich so getauft wurde. Ich bin das Kind, das in der Sehnsucht entstanden und geboren ist." - Buchzitat (S.91)
Özlem Çimen entfaltet in ihrem Debütroman "Babas Schweigen" eine zutiefst emotionale Reise durch die Identität einer Familie. Die Geschichte wird aus der Sicht der Protagonistin aufgeblättert, die sich unerwartet der eigenen Vergangenheit stellen muss.
Die Autorin, selbst aufgewachsen in der Schweiz, begibt sich als Erwachsene zurück in das ostanatolische Dorf ihrer Kindheit. Die Sommer, einst von unbeschwerter Freude geprägt, werden zum Schauplatz einer schmerzhaften Enthüllung. Durch einen beiläufigen Kommentar ihres Onkels erfährt Çimen, dass das Dorf einst von Armenier:innen bewohnt war – eine Tatsache, die sie nie zuvor in Erwägung zog. Dieser Moment des Erwachens setzt eine intensive Forschungsreise in Gang, die sie schließlich dazu bewegt, das lang gehütete Schweigen ihres Vaters zu brechen.
Das Buch, obwohl kurz, entfaltet sich immer aus der Perspektive der Protagonistin in drei Zeitebenen: der Kindheit in den 90ern, der Erkenntnis im Jahr 2013 und der endgültigen Konfrontation im Jahr 2022. In knappen Kapiteln verwebt Çimen Kindheitserinnerungen mit gegenwärtigen Stimmungsbildern und schafft so ein facettenreiches Bild ihrer Familiengeschichte.
Die Erzählung ist geprägt von subtilen Hinweisen, die sich nach und nach zusammensetzen. Die Protagonistin durchlebt eine Achterbahn der Gefühle, von der Unschuld der Kindheit bis zur schmerzhaften Wahrheit über den Völkermord an den Armenier:innenn. Dabei werden nicht nur persönliche Familiengeheimnisse, sondern auch die kollektive Geschichte einer Minderheit enthüllt. Die kulturellen Elemente, eingewoben in die Geschichte, verleihen dem Werk eine besondere Authentizität. Çimen beschreibt mit Liebe zum Detail die aprikosenbestandenen Landschaften, kulinarische Genüsse und traditionelle Bräuche. Die Verwendung der zazakischen Sprache in den Kapitelüberschriften (hêkete, cirestiş ...) trägt zur kulturellen Tiefe bei und vermittelt einen Einblick in die Vielschichtigkeit der Erzählung. Die Sprache ist einfühlsam und poetisch, ohne dabei an Präzision zu verlieren. Besonders gelungen ist die Integration von humorvollen Momenten, die die Schwere des Themas auflockern. So hat mich die kurze Sequenz mit den Sonnenkernen erheitert, weil ich mich selbst auch in der Situation von Felix gesehen hab, als ich mich zum ersten Mal an die Kerne gewagt habe: "Das Knabbern von Sonnenblumenkernen ist so etwas wie ein Nationalsport. Die Schalen werden auf einen Haufen gespuckt. Dabei geht es darum, den größeren Haufen zu produzieren als die anderen" (S. 16)
Die finale Konfrontation des Vaters und die darauffolgende Friedensschließung der Protagonistin mit der Familiengeschichte hinterlassen einen starken Eindruck: "Wir werden viele Geschichten hören, die wir nicht immer verstehen werden. Vielleicht werden wir eines Tages alle Zusammenhänge begreifen, die für uns im Moment noch im Verborgenen sind." (S.90) Für mich war er allerdings zu kurz gegriffen und zu aprubt.
"Babas Schweigen" ist eine literarische Perle, die Geschichte, Kultur und persönliche Entdeckungen in einem harmonischen Geflecht verbindet. Als Leser:in wird man mit auf eine emotionale Reise genommen, die nachdenklich stimmt und zum Verständnis transgenerationaler Traumata beiträgt. Özlem Çimens "Babas Schweigen" verdient 4 Sterne (einen Stern Abzug wegen dem Ende) für seine tiefe Emotionalität, kulturelle Authentizität und subtile Enthüllung familiärer Geheimnisse. Ein Buch, das trotz seiner Kürze nachhaltige Eindrücke hinterlässt.
Das Buch ist ein Rezensionsexemplar. Dies hat die Meinung jedoch nicht beeinflusst.
Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln, der eigenen kulturellen Identität.
MarcoL aus Füssen am 02.06.2024
Bewertungsnummer: 2214339
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Die Autorin erzählt in drei Erzählsträngen über ihre Reisen nach Ostanatolien, das Land ihrer Wurzeln. Sie hat ein gefestigtes, gutes Leben in der Schweiz, und möchte ihre Erinnerungen an ihre Kindheit bei ihren Großeltern festhalten. Es sind unbeschwerte Kindheitstage mit einer fürsorglichen Großmutter, einen manchmal schimpfenden Großvater, einer Tante, die aus dem Kaffeesatz die Zukunft liest. Sie stehlen Melonen und baden im Fluss Firat. Es ist eine heile Kindeswelt.
Jahre später ist sie mit ihrem Mann wieder dort. Sie werden in der Verwandtschaft herumgereicht, jeder will sie sehen und sprechen. Eines Tages lässt ihr Onkel, zugleich ihr Chauffeur und Fremdenführer, eine Bemerkung los, dass das Land einst den Armeniern gehörte.
Özlem wusste nichts davon und beginnt mit Recherchen. Die stößt an ihre eigenen Wurzeln und stellt fest, dass ihre Familie Zaza sind, eine kurdische Minderheit. Irgendwann wurden sie einfach als Türken assimiliert.
Erst als sie ihren Vater darauf anspricht, erzählt dieser alles, was er darüber weiß.
Leider war mir das viel zu wenig. Der im Klappentext angesprochene Genozid an die Armenier lässt einen zunächst mehr erwarten, ein tieferes Eintauchen in diese dunkle Geschichte der Türkei. Doch leider bleiben hier die historischen Begebenheiten außen vor. Lediglich ein kleines Kapitel widmet Cimen den Berichten ihres Vaters (die Großeltern längst verstorben), wie es sich damals mit der Umsiedlung zugetragen hat, und welches Leid die Menschen erfahren mussten.
Der Großteil der Erzählungen widmet sich aber tatsächlich um die Urlaubsaufenthalte und Einblicke in die Kultur ihrer Ahnen.
Die Erzählerin bekommt somit eine neue Identität als Zaza, der Massenmord an den Armeniern und Kurden wird nur am Rande erwähnt.
Gerne wäre ich mehr in die Geschichte eingetaucht, habe mir Hintergrundwissen erwartet. So bleiben viele Fragen für mich als Leser unbeantwortet und hinterlassen einen etwas dünnen Geschmack.
Erzählerisch möchte ich das Buch dennoch loben, es sind nette, unterhaltsame und auch nachdenklich machende Geschichten dabei, die ich gerne gelesen habe.
Meinungen aus unserer Buchhandlung
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Babas Schweigen - Özlem Çimen 2024
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
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Familiengeschichten ausgepackt
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)